Bayern als Jäger und Sammler
Der Mensch neigt ja mitunter zu seltsamen Verhaltensweisen, da nimmt sich der Bayer nicht aus – schon gar nicht in Corona-Zeiten. Das zeigt der Blick zurück in den Frühling, als auch im Freistaat kilometerweise Klopapier gehortet und Schubkarren voller Nudeln nach Hause gekarrt wurden, aus Angst, das Supermarktregal könnte eines Tages leer bleiben. Selbst Hefewürfel waren zwischenzeitlich nur noch als limitierte Edition zu haben. Wie gut, dass wir diesen Notstand überwunden haben und halbwegs Normalität in den Einkaufswägen eingekehrt ist.
Doch so ganz scheint der Bayer dem Frieden nicht zu trauen – oder wie lässt sich sonst erklären, was die Bundesbank jüngst vermeldete? Die Bayern horteten im zu Ende gehenden Corona-Jahr nicht nur Klopapier, Nudeln und Hefe, sondern auch D-Mark. Richtig gehört. Fast zwei Jahrzehnte nach Einführung des Euro bringen jedes Jahr immer noch tausende Menschen Millionen von D-Mark zur Bank, die sie gefunden, gesammelt, gespart oder anderweitig aufgetrieben haben. In diesem Jahr aber stockte der Rücklauf – deutlich weniger Mark fanden den Weg zurück zur Bundesbank. In Zahlen: 9962504 Mark und 96 Pfennige wurden in 5 093 747 Euro und 90 Cent getauscht. Im Vorjahreszeitraum waren es noch fast fünf Millionen Mark mehr.
Nun kann das kaum daran liegen, dass den Bayern langsam die alten Geldscheine ausgehen: Die Bundesbank geht davon aus, dass irgendwo immer noch 12,4 Milliarden Mark schlummern. Vermutlich im Kellerregal – neben der Jumbo-Packung Klopapier, dem 25-KiloSack Fusilli und dem einen Würfel Hefe, der im Frühjahr gerade noch ergattert werden konnte. Wer weiß, vielleicht kann man’s ja eines Tages noch brauchen …