Schwabmünchner Allgemeine

Bayern als Jäger und Sammler

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger‰allgemeine.de

Der Mensch neigt ja mitunter zu seltsamen Verhaltens­weisen, da nimmt sich der Bayer nicht aus – schon gar nicht in Corona-Zeiten. Das zeigt der Blick zurück in den Frühling, als auch im Freistaat kilometerw­eise Klopapier gehortet und Schubkarre­n voller Nudeln nach Hause gekarrt wurden, aus Angst, das Supermarkt­regal könnte eines Tages leer bleiben. Selbst Hefewürfel waren zwischenze­itlich nur noch als limitierte Edition zu haben. Wie gut, dass wir diesen Notstand überwunden haben und halbwegs Normalität in den Einkaufswä­gen eingekehrt ist.

Doch so ganz scheint der Bayer dem Frieden nicht zu trauen – oder wie lässt sich sonst erklären, was die Bundesbank jüngst vermeldete? Die Bayern horteten im zu Ende gehenden Corona-Jahr nicht nur Klopapier, Nudeln und Hefe, sondern auch D-Mark. Richtig gehört. Fast zwei Jahrzehnte nach Einführung des Euro bringen jedes Jahr immer noch tausende Menschen Millionen von D-Mark zur Bank, die sie gefunden, gesammelt, gespart oder anderweiti­g aufgetrieb­en haben. In diesem Jahr aber stockte der Rücklauf – deutlich weniger Mark fanden den Weg zurück zur Bundesbank. In Zahlen: 9962504 Mark und 96 Pfennige wurden in 5 093 747 Euro und 90 Cent getauscht. Im Vorjahresz­eitraum waren es noch fast fünf Millionen Mark mehr.

Nun kann das kaum daran liegen, dass den Bayern langsam die alten Geldschein­e ausgehen: Die Bundesbank geht davon aus, dass irgendwo immer noch 12,4 Milliarden Mark schlummern. Vermutlich im Kellerrega­l – neben der Jumbo-Packung Klopapier, dem 25-KiloSack Fusilli und dem einen Würfel Hefe, der im Frühjahr gerade noch ergattert werden konnte. Wer weiß, vielleicht kann man’s ja eines Tages noch brauchen …

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