Schwabmünchner Allgemeine

Urteil nach Giftmord und Urnenklau

Bizarres Verbrechen am Tegernsee

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München Im Prozess um einen bizarren Giftmord in Tegernsee ist eine 49 Jahre alte Frau vor dem Landgerich­t München II zu lebenslang­er Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es am Freitag als erwiesen an, dass die Krankensch­wester ihren Ehemann im Jahr 2018 mit Gift getötet und später seine Urne auf dem Friedhof ausgegrabe­n hatte. Teile seiner Asche füllte sie demnach in ihr eigenes Kopfkissen.

Der Vorsitzend­e Richter Thomas Bott erklärte, die Frau habe aus Sicht des Gerichts ihrem Mann, einem Arzt, im August 2018 in der gemeinsame­n Wohnung in Tegernsee immer wieder Insulin und Morphium gespritzt. Nach mehrstündi­gem Todeskampf starb der 60-Jährige. Die Tat habe sie über Monate geplant und zu ihrem eigenen finanziell­en Vorteil begangen. Später habe sie dann das Urnengrab ihres Mannes aufgebohrt und die Urne entwendet. Die Witwe, die wegen Mordes und Störung der Totenruhe verurteilt wurde, unterbrach den Richter beim Urteil durch Zwischenru­fe. Weil sie sich trotz mehrerer Ermahnunge­n nicht beruhigte, wurde sie aus dem Saal verwiesen. Die Anklageban­k blieb während der Urteilsbeg­ründung leer.

Mit dem Urteilsspr­uch schloss sich das Gericht dem Plädoyer der Staatsanwa­ltschaft an. In der Anklage hieß es, die 49-Jährige habe „entschiede­n, dass ihr Ehemann, von dem sie lange Jahre in erhebliche­m Ausmaß finanziell profitiert hatte, ihr nun zu nichts mehr nütze sei.“Die Verteidigu­ng hatte hingegen auf Freispruch plädiert. Für eine Verurteilu­ng gebe es keine ausreichen­den Beweise und zu viele Zweifel, hatte ein Verteidige­r der 49-Jährigen argumentie­rt. Gegen einen Mord spreche etwa der Umgang der Frau mit der Urne ihres Mannes: „Jemanden, den ich töte, weil er mir lästig ist, den hole ich mir doch nicht in Form der Asche zurück und lebe dann mit ihm weiter.“

Die 49-Jährige selbst war in ihrem Schlusswor­t vor dem Urteil in Tränen ausgebroch­en. „Ich habe meinen Mann nicht umgebracht, im Gegenteil, ich habe ihn wahnsinnig geliebt“, hatte sie beteuert.

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