Schwabmünchner Allgemeine

Krösus gegen Sparfuchs

Wenn der EHC München die Augsburger Panther empfängt, prallen Welten aufeinande­r. Finanzsorg­en kennt der Red-Bull-Klub nicht, ganz im Gegensatz zum AEV. Warum der Außenseite­r trotzdem nicht chancenlos ist

- VON MILAN SAKO Berlin – Bremerhave­n So geht es weiter: DEL 2 VOM FREITAG Dresden – Kaufbeuren 2:6 Tore Strafminut­en OBERLIGA SÜD VOM FREITAG 3 2 1 0 0 0 0

Augsburg Über Geld spricht man nicht, man hat es. Zumindest zerbrechen sich die Münchner Eishockeym­acher nicht den Kopf darüber. Den Sommer über sah es nicht danach aus, als ob die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) ihren Laden aufsperren könnte. Zu gering die TV-Einnahmen, zu hoch die Abhängigke­it von Zuschauere­innahmen. Der Segen der größten Halle in Deutschlan­d wurde für die Kölner Haie mit der Lanxess-Arena (18 500 Plätze) zum Fluch. Erst als Karnevalsp­rinz Lukas Podolski mit virtuellen Tickets und dem Verspreche­n, ein Haie-Profi zu werden, eine Million Euro bei den Fans einsammelt­e, sagten die Haie zu.

In Augsburg strich Hauptgesel­lschafter Lothar Sigl mit dem Rotstift seinen Jahresetat von sowieso schon bescheiden­en sieben auf 2,5 Millionen Euro zusammen und sagte dann Ja – aber auch erst, nachdem der Antrag auf eine Finanzhilf­e aus dem Konjunktur­paket Sport der Bundesregi­erung bewilligt war.

13 von 14 Klubs haben die Hilfen von bis zu 800000 Euro beantragt. Lediglich der EHC verzichtet­e auf einen Anteil an der Corona-Nothilfe. Der Grund: Die Münchner als Teil des österreich­ischen Brausekonz­erns Red Bull sind wegen ihrer Struktur nicht antragsber­echtigt. Während Augsburg, Nürnberg oder Ingolstadt ihre Angestellt­en zum üblichen Vertragsbe­ginn im August komplett in Kurzarbeit schickten, bat in München Meistertra­iner Don Jackson zum Eistrainin­g. Der Kader ist mit sieben Ausländern und vielen deutschen Nationalsp­ielern gewohnt üppig bestückt. Bis zum Saisonstar­t am Sonntag um 14.30 Uhr (live auf hat das Team bereits 17 Partien bestritten.

Die sparsamen Schwaben holten ihre Profis erst am 1. Dezember aus der Kurzarbeit und testeten lediglich vier Mal. Die Panther sparten zwangsläuf­ig auch am Kader. Lothar Sigl nennt einen Grund: „Unsere Spieler waren jetzt neun Monate lang geduldig und haben auf Teile des Gehalts verzichtet. Dann kommt plötzlich ein neuer Profi in die Umkleideka­bine und unser Spieler denkt: Hoppla, der wurde jetzt mit meinem Geld verpflicht­et.“Nur mit dem Verzicht auf zuvor budgetiert­e Ausländerp­ositionen kann Augsburg den Not-Etat stemmen.

Die Oberbayern schöpfen dagegen aus dem Vollen. „München ist

MagentaSpo­rt)

ein absoluter Brocken“, beschreibt AEV-Verteidige­r Simon Sezemsky die Ausgangsla­ge vor dem Duell Krösus gegen Sparfuchs. Zuversicht schöpft der Nationalsp­ieler aus dem Erfahrungs­schatz der Play-offs: „Wir haben in der Vergangenh­eit bewiesen, dass wir sie schlagen können.“Zwar verloren die Panther die letzten vier Auftritte in der Olympia-Eishalle, drei Mal gar zu null. Um so süßer schmeckt die Erinnerung an den 7. April 2019, als Verteidige­r Brady Lamb mit seinem Tor in der 104. Minute zum 2:1 die längste Play-off-Partie der Panther für den AEV entschied. Im Halbfinale um die deutsche Meistersch­aft hatte fast ganz Eishockey-Deutschlan­d dem Außenseite­r die Daumen gedrückt. Die Münchner verzweifel­ten schier am überragend­en Torwart Olivier Roy, doch sie setzten sich in der Best-of-seven-Serie mit 4:3 durch.

Schlussman­n Roy, die Verteidige­r Lamb und Scott Valentine sowie die Angreifer Drew LeBlanc und Adam Payerl stehen noch immer im Kader. Doch das sind zugleich die einzigen AEV-Importspie­ler. Hinzu kommen in der Abwehr routiniert­e Kräfte wie Vereinsiko­ne Steffen Tölzer (seit 18 Jahren beim AEV), Henry Haase und Sezemsky. Im Sturm verfügen der Buchloer Thomas Holzmann, Thomas J. Trevelyan, Jaroslav Hafenricht­er und David Stieler über DEL-Erfahrung. Danach wird es jung. Talente wie Samir Kharboutli, ein Tscheche mit deutschem Pass, oder die Brüder Maximilian und Magnus Eisenmenge­r aus der zweiten Liga sollen dagegenhal­ten.

Noch wird in München in der Olympia-Eishalle von 1967 gespielt. Wenige hundert Meter weiter baut jedoch der Red-Bull-Klub an der Zukunft. Der SAP-Garden mit vier (!) Eisflächen entsteht. Ab dem Sommer 2022 sollen die Fans und die Schickeria standesgem­äß Eishockey genießen. Die Brausetrin­ker teilen sich mit den Basketball­ern des FC Bayern den neuen Münchner Sporttempe­l. Die Augsburger versuchen mit ihren Mitteln dagegenzuh­alten. Sezemsky sieht München als eine „etwas andere Nummer“und empfiehlt: „Wir müssen über Herz und Kampfgeist kommen.“ 1 2 3 4 4 4 7

Berlin Düsseldorf Köln Wolfsburg Iserlohn Krefeld Bremerhave­n

Mannheim – Nürnberg (Sa., 16.30 Uhr); München – Augsburg (So., 14.30 Uhr), Ingolstadt – Schwenning­en (So., 17 Uhr), Wolfsburg – Krefeld (So., 19.30 Uhr)

(2:3, 0:1, 0:2) 0:1 Eichinger (6.), 1:1 Ritter (7.), 2:1 Knackstedt (14.), 2:2 Spurgeon (18.), 2:3 Lam‰ mers (19.), 2:4 Voit (27.), 2:5 Wörle (41.), 2:6 Gracel (45.) 10 – 10

-

Kassel Huskies – Löwen Frankfurt

EV Landshut – ETC Crimmitsch­au Ravensburg Towerstars – Tölzer Löwen Bietigheim Steelers – Bad Nauheim Bayreuth Tigers – Weißwasser

Starbulls Rosenheim – EHF Passau Deggendorf­er SC – EV Lindau VER Selb – ECDC Memmingen Höchstädte­r EC – EC Peiting

7:0 n. V. 3:4 2:3 1:0 2:3

6:4 ausgef. 4:3 3:0

 ?? Foto: Kerpf ?? Augsburg gegen München ist auch im Eishockey ein Duell der Gegensätze. Die einen hatten arge Mühe, in Corona‰Zeiten über‰ haupt einen Etat zusammenzu­bekommen. Die anderen haben dank eines Sponsors aus Österreich keine Geldsorgen.
Foto: Kerpf Augsburg gegen München ist auch im Eishockey ein Duell der Gegensätze. Die einen hatten arge Mühe, in Corona‰Zeiten über‰ haupt einen Etat zusammenzu­bekommen. Die anderen haben dank eines Sponsors aus Österreich keine Geldsorgen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany