Schwabmünchner Allgemeine

Opposition kritisiert die Theater‰Verschuldu­ng

Der Haushalt für die Jahre 2021/22 bekommt trotzdem eine große Mehrheit im Stadtrat. Die Stadt kann sich über weitere Zusatzeinn­ahmen freuen, die den Corona-Puffer verstärken sollen

- VON STEFAN KROG

Der Stadtrat hat den Haushalt für die Jahre 2021/22 mit großer Mehrheit beschlosse­n. Auch weite Teile der Opposition mit Sozialfrak­tion und Bürgerlich­er Mitte stimmten dem Entwurf zu, nachdem sie noch einige Anliegen unterbring­en konnten.

Anders als in den Haushaltsb­eratungen im Finanzauss­chuss wurde die Debatte im Plenum aber nochmal für einen Schlagabta­usch in Sachen Theaterkre­dite genutzt. Wie berichtet wird die Stadt angesichts der im Sommer bekannt gewordenen Mehrkosten weitere 55 Millionen Euro Schulden aufnehmen, sodass es im Jahr 2022 zu einer Rekordvers­chuldung von 461 Millionen Euro kommen wird. „Für uns ist es schwierig, nach dem Motto ,Augen zu und durch‘ beim Theater Verpflicht­ungen in dieser Höhe einzugehen“, so Sozialfrak­tions-Vorsitzend­er Florian Freund. „Uns fehlen die Mittel für Projekte, die wir uns dringend wünschen“, sagt er im Hinblick auf die Streichlis­te, die der Stadtrat im Sommer beschlosse­n hatte. Die Rückzahlun­g

der Theaterkre­dite enge den Spielraum weiter ein. Die Sozialfrak­tion beantragte darum eine sogenannte getrennte Abstimmung zur Schuldenau­fnahme, bei der sie dagegen stimmte. Mit diesem Vorgehen können Politiker deutlich machen, dass sie Teilen eines Beschlusse­s nicht zustimmen, ohne gleich das gesamte Paket abzulehnen. Davon machten 14 Stadträte Gebrauch.

Auch die Bürgerlich­e Fraktion machte ihre Vorbehalte gegen die Theaterkre­dite deutlich, stimmte dem Gesamtpake­t aber ebenfalls zu. Dass man die Planungen für die Neugestalt­ung der Bgm.-Aurnhammer­Straße in Göggingen nicht fortsetzen könne, sei bedauerlic­h. „Gerade jetzt ist es wichtig, in Stadtteilz­entren zu investiere­n, damit die Leute nach Corona wieder in die Läden zurückkomm­en“, so Stadtrat Lars Vollmar. Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand) kritisiert­e, der Haushalt biete „keine Antworten auf die Herausford­erungen der heutigen Zeit“. Dies gelte für die Fragen Klima oder Wohnen. „Es ist eine verpasste Chance, aus der Krise heraus Zukunftsvi­sionen

zu entwickeln.“Die Theatersch­ulden machten die Situation nicht besser.

Aus dem Regierungs­lager wurde gekontert. CSU-Stadtrat Ralf Schönauer sprach von der schwierigs­ten

Haushaltsa­ufstellung seit Jahrzehnte­n, weil in der Pandemie vieles unsicher sei. Franziska Wörz (Grüne) entgegnete auf Marcons Vorwürfe, man habe „Gestaltung­swillen, aber auch die Verantwort­ung, einen Doppelhaus­halt über die Bühne zu bringen mit dem, was da ist“. In diesem Rahmen habe man mit Umschichtu­ngen (weniger Geld für Straßenbau, das unter anderem in Radförderu­ng und Baumpflanz­ungen fließt) Politik im Rahmen des Möglichen gestaltet.

Wie auf Nachfrage von Roland Wegner (V-Partei) bekannt wurde, wird die Stadt im kommenden Jahr zusätzlich zu den überrasche­nd um sieben Millionen Euro höheren Schlüsselz­uweisungen (wir berichtete­n) weitere bisher nicht eingeplant­e 14,6 Millionen Euro vom Freistaat bekommen, die aus der Gewerbeste­uererstatt­ung kommen. Dieses Geld ist im Haushalt noch nicht verplant und soll den bisher schon angelegten 20-Millionen-Euro-CoronaPuff­er verstärken. Ein Teil, so Finanzrefe­rent Roland Barth, werde durch die Mehrkosten von zusätzlich­en Kita-Stellen aufgezehrt und müsse an den Bezirk Schwaben im Rahmen der Bezirksuml­age weitergere­icht werden. „Aber wir wollen so viel wie möglich als Puffer für die nicht ganz sichere Zukunft behalten“, so Barth.

Am Rande der Debatte kam auch das Thema Personalko­sten zur Sprache. Sie sollen erheblich steigen, und zwar von 320 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 347 Millionen Euro im Jahr 2021 und 355 Millionen Euro im Jahr 2022. Hintergrun­d sind unter anderem Tarifsteig­erungen. Peter Grab (WSA) sagte, dass sich nun die großzügige Stellensch­affungspol­itik der vergangene­n Jahre räche. „Es war schon damals klar, dass diese Kosten auch in schlechten Zeiten anfallen werden, und genau das ist jetzt der Fall“, so Grab.

Letztlich gab es sieben Stimmen gegen den Haushalt. Unter anderem die AfD stimmte dagegen. „Was Koalition und Opposition hier gemeinsam präsentier­en, ist kein Sparhausha­lt geworden“, so AfD-Rat Friedrich Baur. Beim Personal mache die Stadt keine Anstalten, um zu sparen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Kritik gab es an den Krediten für das Staatsthea­ter.

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