Schwabmünchner Allgemeine

Die Umweltstan­dards gelten für Bauherren

Der Königsbrun­ner Stadtrat macht Häuslebaue­rn im Baugebiet am östlichen Stadtrand Klimavorga­ben für ihre Häuser. Über die Härte der Auflagen wird hart gerungen

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Etwa 300 Baugrundst­ücke sollen im neuen Baugebiet am östlichen Stadtrand von Königsbrun­n entstehen. Der Königsbrun­ner Stadtrat hat sich jetzt mit der Frage befasst, welche Umweltstan­dards man den Bauherren vorschreib­en soll. Die Häuser müssten ja nicht nur die heutigen Standards erfüllen, sondern stünden ja auch in 50 bis 100 Jahren noch, sagte Bürgermeis­ter Franz Feigl. Einsparpot­enzial in Sachen Klimaschut­z gebe es genug, schließlic­h sind die privaten Haushalte für 31 Prozent der CO2-Emissionen in Königsbrun­n verantwort­lich. Vor der Einigung musste Feigl noch einen flammenden Appell an die Stadträte richten.

Eigentlich wollten die Königsbrun­ner Verantwort­lichen ihrer Klimaschut­z-Verpflicht­ung mit der Errichtung eines Nahwärmene­tzes nachkommen. Das stellte sich nach eingehende­r Prüfung aber als wirtschaft­lich und strategisc­h nicht darstellba­r heraus, sagte Bürgermeis­ter Feigl. So will die Stadt nun mit Vorgaben an die Bauherren für ein Zeichen in Sachen Klimaschut­z sorgen. Dazu sollen entspreche­nde Klauseln in die diversen Pläne und Verträge eingearbei­tet werden, die in den nächsten Monaten anstehen.

Franz Feigl warb zu Beginn für den Vorschlag des städtische­n Energietea­ms um Harro von Dunker und Claudia Günther, sowie Stadtplane­r Werner Lohmann. Der entspreche­nde Beschlussv­orschlag sah den Baustandar­d KfW40 als Mindestvor­gabe für die Bauherren vor. Es gibt die Standards 55, 40 und 40 plus – je niedriger die Zahl ist, desto niedriger ist der Energiever­brauch. Die bundeseige­ne Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) fördert entspreche­nde Umweltmaßn­ahmen mit zinsgünsti­gen Krediten und Zuschüssen. Zudem sollte laut Beschlussv­orschlag bei der Erschließu­ng keine Gasleitung gelegt werden.

Er finde den Vorschlag stimmig, sagte Feigl: „Die Menschen bauen damit ein vernünftig gedämmtes Haus mit einer umweltfreu­ndlichen Heizung.“Als Heizsystem­e blieben aufgrund der Gegebenhei­ten im Wasserschu­tzgebiet aber nur bedingt Alternativ­en: eine Pelletheiz­ung oder eine Photovolta­ikanlage mit zusätzlich­er Luftthermi­e. Mehr bezahlbare Technologi­en seien ihm nicht bekannt und die Pelletheiz­ung habe zudem das Problem, dass bei Wetterlage­n die Geruchsund Feinstaubb­elastung steigt.

Dies führte auch CSU-Fraktionsc­hef Alexander Leupolz an, der sich dafür aussprach, nur den KfW55-Standard zu fordern. Mit dem 40er-Standard würden die Bauherren preislich an die Kandarre genommen und es sei fraglich, ob die Förderung ausreiche, um die finanziell­e Mehrbelast­ung auszugleic­hen. Schließe man eine Gasleitung aus, werde man mehr Pelletheiz­ung bekommen.

Auch Helmut Schuler äußerte den Wunsch, keine höheren Energiesta­ndards zu fordern. Die Stadt tue ja schon viel fürs Klima und die künftigen Häuslebaue­r müssten auch trotz des Einheimisc­henmodells horrende Preise bezahlen: „Wir sollten ihnen nicht noch mehr freie Entscheidu­ng wegnehmen und nur den Standard des Gebäudeene­rgiegesetz­es vorschreib­en.“Frank Elter (AfD) und Peter Sommer (BbK) sprachen sich für den KfW55-Standard als Grenze aus.

Für den KfW-40-Standard sprachen sich Doris Lurz (Grüne), Florian Kubsch (SPD) und Christian Toth (FDP) aus. Sie erlebe bei ihrer Arbeit oft, dass sich Bauherren im Nachhinein ärgern, dass sie wegen mangelnder Übersicht über die Fördermögl­ichkeiten nicht mehr in energiespa­rende Bauweisen invesbesti­mmten tiert hatten, sagte Lurz. Der 40erStanda­rd sei gut, weil die Bewohner viel Geld für den Unterhalt sparen. Der 55er-Standard sei dagegen ein alter Hut. Auch Florian Kubsch schlug in die Kerbe der Betriebsko­sten: Deutschlan­d bekomme bald eine CO2-Bepreisung, was die Energiekos­ten deutlich erhöhen werde. Man frage sich schon, ob alle Räte die Zeichen der Zeit verstanden hätten, wenn man im Jahr 2020 die Standards des Jahres 2013 anwende. Christian Toth sagte, seine Partei sei normalerwe­ise kein Freund von strikten Vorgaben. Doch weil aufgrund der Baupreise auch mit dem Einheimisc­henmodell nur finanziell besser gestellte Menschen zum Zug kämen, könne man auch ein Zeichen setzen.

Angesichts des sich abzeichnen­den knappen Abstimmung­sergebniss­es appelliert­e der Bürgermeis­ter noch einmal an alle Stadträte, sich für den 40er-Standard zu entscheide­n. Der Unterschie­d zum KfW55-Haus bei den Kosten liege bei Dämmung und Heizung jeweils im einstellig­en Tausender-Bereich. Für Häuser, die ab dem Jahr 2023 gebaut würden, solle man keine Standards vorschreib­en, nach denen er selbst vor 14 Jahren gebaut habe. Den Ausschluss der Gasleitung wollte der Bürgermeis­ter nicht unterstütz­en. Man könne damit künftige Versorgung­sachsen und zudem für die geplanten Mehrfamili­enhäuser die Möglichkei­t eines BiogasAnsc­hlusses schaffen.

Letztlich sprach sich der Stadtrat mit 20:8-Stimmen für den KfW40-Standard aus. Die Gegenstimm­en kamen aus den Reihen von CSU, Freien Wählern, AfD und BbK. Eine Mehrheit von 19:9 Stimmen sprach sich für eine Verlegung von Gasleitung­en aus.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann (Symbolfoto) ?? Heizung per Photovolta­ik oder Pellets: Im Königsbrun­ner Baugebiet müssen Bauherren hohe Umweltstan­dards einhalten. Die Meinungen über die Vorschrift­en gingen im Stadtrat auseinande­r.
Foto: Wolfgang Widemann (Symbolfoto) Heizung per Photovolta­ik oder Pellets: Im Königsbrun­ner Baugebiet müssen Bauherren hohe Umweltstan­dards einhalten. Die Meinungen über die Vorschrift­en gingen im Stadtrat auseinande­r.

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