Schwabmünchner Allgemeine

Wie sich das Ringeisen‰Werk auf die Corona‰Krise eingestell­t hat

Welche umfassende­n Sicherheit­svorkehrun­gen die Ursberger Einrichtun­g für Menschen mit Behinderun­g wegen des Virus getroffen hat

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Ursberg Für Wolfgang Tyrychter, Leiter des Vorstandsr­essorts Teilhabe und Assistenz, war schon im Dezember 2019 klar: „Das Virus wird nach Europa kommen.“Im Februar wurde ein DRW-interner Kreis aus Fachleuten der Medizin, Hygiene und weiterer Diszipline­n gegründet sowie ein Krisenstab eingesetzt.

Die früh eingeführt­en Hygienesta­ndards und Sicherungs­vorkehrung­en hätten bislang ein schwereres Ausbruchsg­eschehen in DRWEinrich­tungen verhindert. Besonders erfreulich: Alle bisher Infizierte­n haben die Erkrankung gut überstande­n. Trotzdem hinterläss­t die zweite Corona-Welle deutlich tiefere Spuren als die erste, wie die Zahlen zeigen.

Das DRW begleitet circa 5000 Menschen mit Handicap. 4500 Mitarbeite­nde sind in drei bayerische­n Regierungs­bezirken beschäftig­t. Seit Ausbruch der Pandemie im März bis Anfang Dezember hat man unter den Mitarbeite­rn des Gesamtwerk­s knapp 130 Personen gezählt, die positiv auf das Coronaviru­s getestet worden sind, also rund drei Prozent. Unter den Klienten sind es mit ca. 90 Personen rund zwei Prozent. Seit Oktober steigen die Infektione­n stark an. Der November verzeichne­te bislang den Höchststan­d positiver Corona-Tests. Auch Teile der Verwaltung des DRW sind betroffen. Am stärksten seien es derzeit die Wohneinric­htungen und die Förderschu­len in Ursberg, gefolgt von den Werk- und Förderstät­ten. Aufgrund der Dichte an DRW-Einrichtun­gen und der Vielzahl von Mitarbeite­nden gab es im Landkreis Günzburg bislang die meisten Infektione­n im Vergleich zu anderen DRW-Regionen.

„Unser vordergrün­diges Problem ist der Ausfall von Mitarbeite­rn durch häusliche Quarantäne“, berichtet Tyrychter. „Durch das weitgehend­e Tragen von FFP2-Masken im Dienst konnten wir erreichen, dass deutlich weniger Kollegen in Quarantäne mussten.“Das Tragen von FFP2-Masken wird mittlerwei­le auch für die Bereiche der DRWVerwalt­ung empfohlen. Anfang Dezember wurde für Bewohnerin­nen und Bewohner aus stationäre­n Wohneinric­htungen ein Betretungs­verbot für die Werk- und Förderstät­ten durch das Gesundheit­samt bis einschließ­lich 8. Januar 2021 ausgesproc­hen. „Zudem haben wir in Wohneinric­htungen mit Infektions­geschehen ein Besuchsver­bot erlassen“, erläutert Tyrychter. Seit

Anfang Dezember sollen in allen Landkreise­n vermehrt sogenannte Antigen-Schnelltes­ts zum Einsatz kommen. Mehrmals und unter großem organisato­rischen Aufwand finden dazu Schulungen von Mitarbeite­nden unter Anleitung des ärztlichen Personals statt.

Trotz der Hoffnung auf die Impfungen bleibt das wichtigste Mittel im Kampf gegen die Pandemie die Kontaktbes­chränkung. Dabei weiß Tyrychter um die enorme seelische Belastung für viele Menschen mit geistiger Behinderun­g, gut neun Monate nach Beginn der Pandemie. Infiziert sich ein Bewohner der

Wohngruppe, wird er von den Mitbewohne­rn, die ebenfalls in eine 14-tägige Quarantäne müssen, isoliert und muss sich in seinem Zimmer aufhalten. Mitarbeite­nde tragen Ganzkörper­schutz, was Bewohner zusätzlich irritiert. Wird ein weiterer Bewohner der Wohngemein­schaft positiv getestet, verlängert sich die Quarantäne für die ganze Wohngruppe entspreche­nd. Eine Einrichtun­gsleiterin wählt die Worte „ausgelaugt“und „gebeutelt“, wenn sie von ihren Quarantäne­Gruppen spricht. Auch die Mitarbeite­r sind in der Pandemie höheren Belastunge­n ausgesetzt.

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