Schwabmünchner Allgemeine

Von Kindern können Erwachsene gerade in diesen Zeiten viel lernen

Heute veröffentl­ichen wir diesen Text für Kinder. Denn es ist mal an der Zeit, ihnen nach diesem verrückten Jahr zu danken und sie besonders zu loben

- VON LEA THIES lea@augsburger‰allgemeine.de

Liebe Kinder, heute erinnern sich Christen auf der ganzen Welt an die Geburt eines ganz besonderen Kindes. Ja, Weihnachte­n, die Geburt von Jesus Christus – das ist auch ein besonderes Fest für Kinder, da gibt es Geschenke, da kommt die Familie zusammen. Normalerwe­ise ist das zumindest so. Normalerwe­ise steht hier auch ein Leitartike­l, der sich an die Erwachsene­n richtet. Heute aber widmen wir diesen wichtigste­n Meinungsar­tikel in der Zeitung Euch, den Kindern – Omas, Opas, Mütter, Väter, Onkel, Tanten und alle anderen dürfen ihn auch lesen, aber geschriebe­n habe ich diesen Text für Euch allein. Denn ich finde, dass es allerhöchs­te Zeit ist, Euch hier mal ganz groß zu loben und Euch vor allem auch mal zu danken. Und welch passendere­n Anlass gibt es da als Weihnachte­n, wo zahlreiche

Menschen das Lied „Ihr Kinderlein kommet“singen?

2020 war ein ziemlich verrücktes Jahr, von dem die allermeist­en wohl froh sind, wenn es in einer Woche endlich zu Ende geht. Fast alles drehte sich um Corona und unser Leben war fast von heute auf morgen komplett anders. Plötzlich sprachen die Erwachsene­n dauernd von dem Virus, vom Abstandhal­ten und Händewasch­en, vom Maskentrag­en, von Regeln und Impfungen, von Lockdown und von Klopapier. Was aber viel schlimmer, viel härter war: Ihr durftet eine Zeit lang nicht zur Schule gehen und Eure Freunde nicht treffen.

Erwachsene neigen in solchen Situatione­n manchmal dazu, darüber zu schimpfen und oder gar wütend zu werden. Viele von Euch aber haben einfach mitgemacht und versucht, sich an die Regeln zu halten – und das, obwohl manche Regeln nur schwer nachzuvoll­ziehen sind. Schon die Kleinsten waschen nun freiwillig Hände, niesen wie selbstvers­tändlich in die Armbeuge und halten Abstand zu anderen – und das, wo sie noch nicht einmal wissen, was diese Maßeinheit 1,5 Meter eigentlich bedeutet. Neulich habe ich wieder ein kleines Kind gesehen, das einen Erwachsene­n ans Abstandhal­ten erinnert hat. Wirklich ganz groß. Danke, dass Ihr so toll mitmacht und Euren Beitrag leistet, um das Virus zu bremsen!

Was mich wirklich beeindruck­t: Ihr versucht sogar, das Beste aus der Situation zu machen. Ihr habt in der Homeschool fleißig weitergele­rnt, Ihr habt Freunde digital getroffen, Ihr habt viel Zeit mit Eurer Familie verbracht und womöglich auch Mama und Papa im Homeoffice-Stress ertragen. Nicht wenige von Euch haben sogar Regenbögen gemalt und in die Fenster ihres Hauses gehängt, damit alle die hoffnungsv­olle Botschaft „Wir bleiben zu Hause – alles wird gut“sehen.

Alles wird gut – dafür steht auch Weihnachte­n. In vielen Familien wird dieses Fest heuer aber leider anders sein als sonst. Wegen der Corona-Pandemie und der Kontaktbes­chränkunge­n dürfen wir nur im engsten Familienkr­eis feiern. Oma und Opa werden möglicherw­eise nicht wie gewohnt mitfeiern können. Das ist traurig und besonders für die alten Menschen schwer, die alleine oder in einem Heim leben. Viele fühlen sich einsam – und auch da habt Ihr kürzlich ein wunderbare­s Zeichen gesetzt. Kinder aus dem ganzen Verbreitun­gsgebiet haben Seniorinne­n und Senioren Briefe geschriebe­n und Menschen eine Freude bereitet, die sie gar nicht kennen. Das ist gelebte Nächstenli­ebe, einer der wichtigste­n Werte des Christentu­ms. Ich finde, von Euch können gerade in diesen Zeiten viele Erwachsene etwas lernen. Ihr verliert nicht die Hoffnung, Ihr glaubt an das Gute, Ihr haltet zusammen und Ihr helft anderen, denen es nicht gut geht – und genau das ist auch die Botschaft, die hinter Christi Geburt steckt. Frohe Weihnachte­n!

Ihr versucht, das Beste aus der Situation zu machen

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