Es geht auch kleiner
Viele Regierungssitze auf der Welt sind protzig. Selbst arme Länder pumpen Geld in ihre Parlamentsbauten. Wer den Palast des saudischen Königs betritt, wähnt sich in einem Märchen. Deutschland ist von Prunk weit entfernt, mag es in seinem Berliner Regierungsviertel aber gerne pompös.
Das Kanzleramt ist ein gutes Beispiel. Es gibt im Innern viel umbaute freie Fläche mit gigantischen Treppen und Foyers. Hätten die Architekten damals weniger monströs geplant, bräuchte es heute wohl keinen millionenteuren Erweiterungsbau. Natürlich soll sich die Regierung angemessen präsentieren. Es ist auch kein Wunder, dass der Erweiterungsbau der „Waschmaschine“zu einer Zeit kommt, in der Deutschlands Rolle in der Welt wächst. Man sollte es aber bei beiden Auftritten – dem in der Welt und dem architektonischen – nicht übertreiben. Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte ist Bescheidenheit gefragt.
Es werden zudem ständig Abgeordnetenbüros gebaut und auch hier fehlt die Verhältnismäßigkeit. Es gibt etwa im Jakob-KaiserHaus ein Foyer, das jedem Dom zur Ehre gereichen würde. Besprechungsräume stehen leer. Wenn der Bundestag da mit erhöhtem Platzbedarf argumentiert, fehlt jedes Verständnis. Das Problem könnte außerdem billiger gelöst werden. Würde sich das Parlament zu einer echten Wahlrechtsreform durchringen, gäbe es weniger Abgeordnete, weniger Mitarbeiter – und damit weniger Platzbedarf.