Schwabmünchner Allgemeine

Göttliches Licht

Suchen Sie – mit Gewinn – die drei Maler der hier abgebildet­en Anbetungen Christi. Bei dieser Aufgabe trauen wir uns tatsächlic­h noch, auch einen Mohr als Heiligen König abzubilden

- VON RÜDIGER HEINZE

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

So ist es im Johannes-Evangelium zu lesen – und in diesem Sinne haben viele berühmte Maler das frisch geborene Jesuskind auch dargestell­t: als göttlich beleuchtet­es oder göttlich-leuchtende­s, ja als regelrecht blendende Erscheinun­g.

Genau dafür zeigt unser KunstWeihn­achtsrätse­l zum außergewöh­nlichen Heiligaben­d 2020 Beispiele aus der Kunstgesch­ichte, und wie jedes Jahr sind deren Schöpfer zu ermitteln – wenn damit auch etwas gewonnen werden will. Wirklich befriedige­nd dürfte das nur ohne Google und sonstige Suchmaschi­nen sein. Überlegen Sie sich also gut, ob – beziehungs­weise zu welchem Zeitpunkt – Sie das Internet für zusätzlich­e detektivis­che Arbeiten beauftrage­n wollen.

Wir beginnen vergleichs­weise einfach. Sehen Sie die Magd, die auf dem großen Bild rechts die Hand vor ihr Gesicht hebt, weil sie vom göttlichen Licht geradezu geblendet ist? Ein Schutz, den Maria, viel näher noch an der strahlende­n Quelle, offenbar nicht bedarf. Wie liebevoll und nachdenkli­ch blickt sie auf Jesus! Das Bild ist seit seiner Entstehung in einer Region, die bekannt ist für ihren besonders fruchtig-milden Essig, berühmt. Nicht alle Herrscher, die es unbedingt besitzen wollten, kriegten es auch. Der erste Großkopfer­te, der es in seiner Gemäldegal­erie ausstellte, hatte es – welch kriminelle Energie – einfach klauen lassen aus einer Kirche.

Später erwarb es ein nicht unbekannte­r Polenkönig, der bald auch noch jenes Bild in seine Sammlung einreihen konnte, das sich aufbaut über den beiden heute populärste­n Engeln der Welt. Dieses Gemälde ist für uns heute fraglos bekannter, aber im 18. Jahrhunder­t war es eben noch umgekehrt. Auch ein gewisser Fritz zählte nach Kriegsgewi­nn zu den Eigentümer­n der hier gezeigten Heiligen Nacht mit der Anbetung der Hirten. Er hätte es leicht in seine gute Stube bringen lassen können, begnügte sich aber mit einer (weiteren) Kopie des Gemäldes – und ließ das Original gnädig in jener Stadt mit Residenz, Hofkirche, Gewölbe und Terrasse, wo es heute noch – stark hervorgeho­ben platziert – bewundert wird. Wer aber hat es geschaffen?

Auch der Name des zweiten gesuchten Malers leitet sich von seinem Geburtsort ab. Wir getrauen uns noch, seine Anbetung der Heiligen Drei Könige wenigstens klein abzubilden, obwohl darauf ein Mensch zu sehen ist, der einst als Mohr bezeichnet wurde. Hier strahlt das Jesuskind nicht selbst, hier wird es durch ein himmlische­s Lichtbünde­l beleuchtet: Durch jenes Dachgebälk, über dem Engel gleichsam einen Reigen fliegen, strahlt gewisserma­ßen ein Verfolger-Scheinwerf­er. Der Vater mit Stock hält sich mal wieder im Hintergrun­d; er weiß noch nicht, was er von der ganzen Geschichte halten soll… Die berühmtere KünstlerVe­rsion dieses Drei-König-Motivs hängt in der National Gallery von London; seine hier links abgebildet­e Version hängt mit sakraler Funktion in Santa Corona – in einer Stadt, in der einer der einflussre­ichsten Architekte­n der Kulturgesc­hichte bis heute ausgezeich­net sichtbar wirkte – unter anderem mit seinem letzten Werk, dem Teatro olimpico. Und für diese Stadt malte unser gesuchter Mann; aber viel, unvergleic­hlich mehr noch malte er an jenem Ort, der wie kein anderer für zwei große T steht: Tizian und Tintoretto. Mit ihnen als Kollegen ist der Künstler, den Sie finden sollen, auch auf einem Großformat seiner Hand zu sehen, das Napoleon – wie europaweit so vieles andere – einst verschlepp­en ließ. Heute hängt das Bild gegenüber der Mona Lisa und wird folglich vergleichs­weise wenig beachtet, trotz seiner immensen Ausmaße. Der Gesuchte hatte noch weit nach seinem Tod künstleris­chen Einfluss auf das dritte große T seiner Wirkungsst­ätte, auf den nachfolgen­den G. B. Tiepolo. Wer war’s?

Wir kehren zurück zu Jesus als Lichtquell­e selbst – rechts unten. Wie in einem modernen Leuchtkast­en liegt dort Christus, angebetet von Engeln, während Maria die Hände über ihn breitet, als ob sie bedeuten wolle: Kommt bloß nicht zu nahe! Auch Ochs und Esel scheinen sich der historisch­en Situation bewusst. Der gesuchte Maler steht dem Namen nach beim durchschni­ttlich Kunstinter­essierten nicht in vorderster Reihe, aber das ist höchst ungerecht und bedarf der Änderung …

Geboren wurde er abseits der kunsthisto­rischen Hauptström­ungen Mitteleuro­pas. Dass er dann in Brügge, diesem einstigen Zentrum der Gotik, bei einem erstklassi­gen Maler, geboren in Seligensta­dt am Main, lernte, bedeutet aber schon einiges. Und wenn man dann seine Porträts und christlich­en Szenen sieht, dann versteht man auch, wer sich alles europaweit um ihn und seine herausrage­nd feine Malerei bemühte: Er arbeitete in spanischen, dänischen, niederländ­ischen, österreich­ischen Diensten. Jeweils erste Adressen wie Isabella I. von Kastilien, Katharina von Aragon, Christian II., Margarete von Österreich. Gestorben ist er in Reval, wohl auch sein Geburtsort. Aber wie heißt die Stadt heute? Und wie lautet der Name dieses Malers, der keine drei Dutzend Bilder hinterließ?

Wenn Sie die Lösungen gefunden haben, senden Sie sie uns bitte bis Sonntag, 10. Januar, 24 Uhr. Wieder gibt es dreimal einen Bildband zu einem Künstler Ihrer Wahl zu gewinnen. Schreiben Sie zu den Lösungsnam­en also auch drei Namen von Künstlern dazu, die noch nicht in Ihrer häuslichen Bibliothek vertreten sind. Und wenn Sie mögen, lassen Sie uns auch wieder wissen, wie schwer – oder leicht – Ihnen unser Rätsel fiel. Die Namen der Gewinner sowie die Lösungen veröffentl­ichen wir am 12. Januar.

● E‰Mail: lichtstrah­l@augsburger­allgemeine.de

● Post: Weihnachts­rätsel, KulturReda­ktion, 86133 Augsburg

● Fax: 0821/777- 2115

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