Göttliches Licht
Suchen Sie – mit Gewinn – die drei Maler der hier abgebildeten Anbetungen Christi. Bei dieser Aufgabe trauen wir uns tatsächlich noch, auch einen Mohr als Heiligen König abzubilden
„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
So ist es im Johannes-Evangelium zu lesen – und in diesem Sinne haben viele berühmte Maler das frisch geborene Jesuskind auch dargestellt: als göttlich beleuchtetes oder göttlich-leuchtendes, ja als regelrecht blendende Erscheinung.
Genau dafür zeigt unser KunstWeihnachtsrätsel zum außergewöhnlichen Heiligabend 2020 Beispiele aus der Kunstgeschichte, und wie jedes Jahr sind deren Schöpfer zu ermitteln – wenn damit auch etwas gewonnen werden will. Wirklich befriedigend dürfte das nur ohne Google und sonstige Suchmaschinen sein. Überlegen Sie sich also gut, ob – beziehungsweise zu welchem Zeitpunkt – Sie das Internet für zusätzliche detektivische Arbeiten beauftragen wollen.
Wir beginnen vergleichsweise einfach. Sehen Sie die Magd, die auf dem großen Bild rechts die Hand vor ihr Gesicht hebt, weil sie vom göttlichen Licht geradezu geblendet ist? Ein Schutz, den Maria, viel näher noch an der strahlenden Quelle, offenbar nicht bedarf. Wie liebevoll und nachdenklich blickt sie auf Jesus! Das Bild ist seit seiner Entstehung in einer Region, die bekannt ist für ihren besonders fruchtig-milden Essig, berühmt. Nicht alle Herrscher, die es unbedingt besitzen wollten, kriegten es auch. Der erste Großkopferte, der es in seiner Gemäldegalerie ausstellte, hatte es – welch kriminelle Energie – einfach klauen lassen aus einer Kirche.
Später erwarb es ein nicht unbekannter Polenkönig, der bald auch noch jenes Bild in seine Sammlung einreihen konnte, das sich aufbaut über den beiden heute populärsten Engeln der Welt. Dieses Gemälde ist für uns heute fraglos bekannter, aber im 18. Jahrhundert war es eben noch umgekehrt. Auch ein gewisser Fritz zählte nach Kriegsgewinn zu den Eigentümern der hier gezeigten Heiligen Nacht mit der Anbetung der Hirten. Er hätte es leicht in seine gute Stube bringen lassen können, begnügte sich aber mit einer (weiteren) Kopie des Gemäldes – und ließ das Original gnädig in jener Stadt mit Residenz, Hofkirche, Gewölbe und Terrasse, wo es heute noch – stark hervorgehoben platziert – bewundert wird. Wer aber hat es geschaffen?
Auch der Name des zweiten gesuchten Malers leitet sich von seinem Geburtsort ab. Wir getrauen uns noch, seine Anbetung der Heiligen Drei Könige wenigstens klein abzubilden, obwohl darauf ein Mensch zu sehen ist, der einst als Mohr bezeichnet wurde. Hier strahlt das Jesuskind nicht selbst, hier wird es durch ein himmlisches Lichtbündel beleuchtet: Durch jenes Dachgebälk, über dem Engel gleichsam einen Reigen fliegen, strahlt gewissermaßen ein Verfolger-Scheinwerfer. Der Vater mit Stock hält sich mal wieder im Hintergrund; er weiß noch nicht, was er von der ganzen Geschichte halten soll… Die berühmtere KünstlerVersion dieses Drei-König-Motivs hängt in der National Gallery von London; seine hier links abgebildete Version hängt mit sakraler Funktion in Santa Corona – in einer Stadt, in der einer der einflussreichsten Architekten der Kulturgeschichte bis heute ausgezeichnet sichtbar wirkte – unter anderem mit seinem letzten Werk, dem Teatro olimpico. Und für diese Stadt malte unser gesuchter Mann; aber viel, unvergleichlich mehr noch malte er an jenem Ort, der wie kein anderer für zwei große T steht: Tizian und Tintoretto. Mit ihnen als Kollegen ist der Künstler, den Sie finden sollen, auch auf einem Großformat seiner Hand zu sehen, das Napoleon – wie europaweit so vieles andere – einst verschleppen ließ. Heute hängt das Bild gegenüber der Mona Lisa und wird folglich vergleichsweise wenig beachtet, trotz seiner immensen Ausmaße. Der Gesuchte hatte noch weit nach seinem Tod künstlerischen Einfluss auf das dritte große T seiner Wirkungsstätte, auf den nachfolgenden G. B. Tiepolo. Wer war’s?
Wir kehren zurück zu Jesus als Lichtquelle selbst – rechts unten. Wie in einem modernen Leuchtkasten liegt dort Christus, angebetet von Engeln, während Maria die Hände über ihn breitet, als ob sie bedeuten wolle: Kommt bloß nicht zu nahe! Auch Ochs und Esel scheinen sich der historischen Situation bewusst. Der gesuchte Maler steht dem Namen nach beim durchschnittlich Kunstinteressierten nicht in vorderster Reihe, aber das ist höchst ungerecht und bedarf der Änderung …
Geboren wurde er abseits der kunsthistorischen Hauptströmungen Mitteleuropas. Dass er dann in Brügge, diesem einstigen Zentrum der Gotik, bei einem erstklassigen Maler, geboren in Seligenstadt am Main, lernte, bedeutet aber schon einiges. Und wenn man dann seine Porträts und christlichen Szenen sieht, dann versteht man auch, wer sich alles europaweit um ihn und seine herausragend feine Malerei bemühte: Er arbeitete in spanischen, dänischen, niederländischen, österreichischen Diensten. Jeweils erste Adressen wie Isabella I. von Kastilien, Katharina von Aragon, Christian II., Margarete von Österreich. Gestorben ist er in Reval, wohl auch sein Geburtsort. Aber wie heißt die Stadt heute? Und wie lautet der Name dieses Malers, der keine drei Dutzend Bilder hinterließ?
Wenn Sie die Lösungen gefunden haben, senden Sie sie uns bitte bis Sonntag, 10. Januar, 24 Uhr. Wieder gibt es dreimal einen Bildband zu einem Künstler Ihrer Wahl zu gewinnen. Schreiben Sie zu den Lösungsnamen also auch drei Namen von Künstlern dazu, die noch nicht in Ihrer häuslichen Bibliothek vertreten sind. Und wenn Sie mögen, lassen Sie uns auch wieder wissen, wie schwer – oder leicht – Ihnen unser Rätsel fiel. Die Namen der Gewinner sowie die Lösungen veröffentlichen wir am 12. Januar.
● EMail: lichtstrahl@augsburgerallgemeine.de
● Post: Weihnachtsrätsel, KulturRedaktion, 86133 Augsburg
● Fax: 0821/777- 2115