Fürchtet Euch nicht!
Man stelle sich nur vor, dieser Engel hätte vor etwas mehr als 2000 Jahren nicht ein paar schlotternde Schäfer vor sich stehen gehabt, sondern beispielsweise Friedhelm Funkel. Der Himmelsgesandte hätte sich den prägnantesten Teil seiner Ansprache sparen können. Von wegen: Fürchtet Euch nicht! Ein Friedhelm Funkel kennt keine Angst. Wer sich zutraut, den TSV 1860 München zu trainieren, den schockt auch kein Engelchen.
Spannend wäre auch gewesen, wie Funkel reagiert hätte, wenn ihm verkündet worden wäre, dass der Retter geboren sei. Welche Position? Linksfuß? Kopfballstark?
Trainer darf man sich als gute Christen vorstellen. Wird ihr Glaube auch noch so oft auf harte Proben gestellt, niemals verzweifeln sie. Gerade hat mal wieder der FC Schalke nach einem neuen Trainer gesucht. Funkel galt als Kandidat. Letztlich wurde es mit dem 66-jährigen Christian Gross ein ebenfalls erfahrener Fahrensmann. Würde er sich rein auf die Kraft des Faktischen verlassen, Schalke würde auch das kommende Osterfest ohne Coach feiern. Trainern aber ist eine seltene Gabe zu Eigen: Gottvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in immer jene Spieler, die auf den Platz geschickt werden. Sie sind es, die die Guten trennen von den Schlechten. Und das Woche für Woche. Auch wenn ihr Team Niederlage an Niederlage fügt, der Glaube bleibt. Man wolle nicht davonlaufen, sagen sie dann. Hosianna! Nur Misanthropen glauben, dass diese Einstellung mit ansonsten ausbleibenden Gehaltszahlungen zu tun hat.
Sollte irgendwann aber doch ein ungläubiger Vorstand den Stab brechen: Ein Trainer ist nicht nachtragend. Rechte Wange, linke Wange. Abfindung. Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten ist unerschütterlich. Dann kommt demnächst eben ein anderer Verein in den Genuss der guten Tat. Und das wieder und wieder. Gerne auch an alten Wirkungsstätten, wenn der Glaube wieder aufgefrischt werden muss. Jupp Heynckes beispielsweise heuerte vier Mal in München an.
Ihr Schalker also: Fürchtet Euch nicht! Immerhin fiel die Wahl nicht auf Felix Magath.