Corona wirkt sich auf die Spendebereitschaft aus
In Augsburg gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass Privatpersonen und Unternehmen in der Krise ein Herz für andere haben. Dies zeigte sich gerade in der Adventszeit
„Spenden – Corona macht großzügig“titelte kürzlich die Deutsche Welle. Sie berichtete, dass die Spendeneinnahmen in Deutschland zunehmen. Gleichzeitig nehme aber die Zahl der Spender in Corona-Zeiten ab mit der Folge, dass weniger Menschen mehr geben. Wie zahlreiche Mitteilungen an unsere Redaktion belegen, scheinen die Augsburger in dieser ganz besonderen Vorweihnachtszeit spendabel zu sein. So erzielte die alljährliche Benefizaktion „rt1-Weihnachtsträume“zugunsten der Kartei der Not einen Spendenrekord. Knapp 424.000 Euro kamen dabei jüngst für das Leserhilfswerk der Mediengruppe Pressedruck zusammen.
Arnd Hansen, Geschäftsführer der Kartei der Not, kann sich aber nicht nur über dieses Rekordergebnis freuen, sondern auch über ein generell „tolles Spendenaufkommen im Advent“. Er wertet das als ein Zeichen der Solidarität. Manche Menschen hätten offenbar gespendet, anstatt in den Urlaub zu fahren. Die Tatsache, dass bei der Kartei der Not das Geld in der Region bleibt, habe vermutlich auch eine Rolle gespielt. Hansen ist aufgrund der vielen hilfsbedürftigen Mitbürger froh über diese Entwicklung. Im Frühjahr während des ersten Lockdowns sei eine gewisse Zurückhaltung zu spüren gewesen, zusätzlich seien viele Veranstaltungen zugunsten des Hilfswerks ausgefallen. „Bis Oktober hat sich die Lage stabilisiert und auch neue Spender kamen aus der Deckung.“
Seit Jahren wird unter anderem die Kartei der Not von der Stadtsparkasse Augsburg mit Zuwendungen
bedacht. Vorstandsvorsitzender Rolf Settelmeier verweist auf vielfältige Spenden- und Sponsoringengagements seines Hauses in Kultur, Bildung, Sport und sozialen Bereichen. „Wir sind, nach wie vor, einer der großen Spendengeber in Augsburg und der Region.“Daran habe Corona nichts geändert. Im Gegenteil: So habe die Stadtsparkasse in diesem Jahr eine Aktion gestartet, um Vereinen und Organisationen in der aktuellen schwierigen Situation zu helfen. Insgesamt 10 mal 1000 Euro wurden über die sozialen Kanäle des Geldinstituts verlost. Settelmeier freut sich darüber hinaus, dass sich bei der alljährlichen Weihnachts-Spendenaktion „Wir verdoppeln Ihre Spende“der Stiftergemeinschaft Haus der Stifter ein erhöhtes Spendenaufkommen abzeichnet. „Das freut uns natürlich sehr, zumal unsere Stifter in diesem Jahr besonders aktiv sind, indem sie für ihre Stiftungen trommeln und vermehrt zu Spenden aufrufen.“
Vor mehr als 20 Jahren nahm in Augsburg die Patrizia Foundation – damals noch unter dem Namen Patrizia Kinderhaus-Stiftung – ihren Anfang. Sie baut weltweit Einrichtungen für hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche (Schulen, Unterkünfte und Krankenhäuser) und lässt diese von örtlichen Partnerorganisationen betreiben. Diesem Auftrag widmete sie sich auch im Corona-Jahr mit großem Engagement, wie Patrizia-Sprecher Christoph Liedtke berichtet. Während hierzulande die Pandemie zu einer Bildungskrise geführt habe, hätten die Menschen in den Entwicklungsländern noch viel mehr mit den Auswirkungen zu kämpfen.
Wieder zurück in die Region mit einem Beispiel, wie unterschiedliche Spender gemeinsam einer sozialen Einrichtung ein schönes Weihnachten bescheren. Über zahlreiche Spenden durfte sich das Evangelische Kinder- und Jugendhilfezentrum (EvKi) in Hochzoll freuen. Der Verein Kinderweihnachtswunsch erfüllte den Kindern und Jugendlichen persönliche Wünsche wie Kopfhörer, Skateboards oder Harry-Potter-Bettwäsche und legte zusätzlich für die jeweilige Wohngruppe Gutscheine für einen (späteren) gemeinsamen Besuch im Kletterwald oder im ErlebnisSchwimmbad dazu. Die Mitarbeiter des Personalunternehmens Orizon packten über ein Dutzend Päckchen passend zu den Wunschzetteln der vom EvKi betreuten jungen Mütter und deren Kinder. Fleißig und kreativ sammelten auch die Helfer der Augsburger Aktion „Christkind gesucht“der Evangelischen und Katholischen Hochschulgemeinde wieder Wunschgeschenke für die Kinder, die ambulant vom EvKi betreut werden. Nicht nur an echten, sondern auch an digitalen Christbäumen konnten die Spender dieses Jahr Wunschzettel „abpflücken“und kleine Wünsche erfüllen. 40 kleine Papier-Wohnmobile gefüllt mit leckerer Schokolade und einer Weihnachtsbotschaft schickte die Dethleffs Family Stiftung Isny den Kindern im EvKi-Deffnerhaus und in den Außen- und Familienwohngruppen. Die Wohnbaugruppe Augsburg beschenkte das EvKi mit einer Spende von 5000 Euro. Damit soll der Hochseilgarten erweitert werden. Nicht zuletzt steuerten der Club der Kochenden Männer und die Kartei der Not zwölf Weihnachtspakete mit italienischen Leckereien bei.
Das EvKi ist nur eine von insgesamt zehn Einrichtungen und Vereinen, die von der Wohnbaugruppe in diesem Advent mit Spenden in Gesamthöhe von 25.500 Euro unterstützt wurden. Auch die St.-Gregor-Jugendhilfe und die Initiative „Firma mit Herz“von Hitradio RT1 für die Stiftung Kartei der Not bekamen jeweils 5000 Euro. Je 1.500 Euro erhielten die Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung, die Stiftung „Herz zeigen“, der Bunte Kreis, der Förderverein mukis, die Hospizgruppe Albatros, das St.-Vinzenz-Hospiz sowie der Verein Lichtblicke – Elterninitiative krebskranker Kinder. „Die schlechtere, wirtschaftliche Lage infolge der Corona-Pandemie trifft diejenigen umso härter, die es ohnehin schwer haben“, sagt Mark Dominik Hoppe, Chef der Wohnbaugruppe.. „Daher haben wir unser Spendenvolumen in diesem Jahr deutlich erhöht; wir sehen uns hier in der Verantwortung.“