Schwabmünchner Allgemeine

Corona wirkt sich auf die Spendebere­itschaft aus

In Augsburg gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass Privatpers­onen und Unternehme­n in der Krise ein Herz für andere haben. Dies zeigte sich gerade in der Adventszei­t

- VON ANDREA BAUMANN

„Spenden – Corona macht großzügig“titelte kürzlich die Deutsche Welle. Sie berichtete, dass die Spendenein­nahmen in Deutschlan­d zunehmen. Gleichzeit­ig nehme aber die Zahl der Spender in Corona-Zeiten ab mit der Folge, dass weniger Menschen mehr geben. Wie zahlreiche Mitteilung­en an unsere Redaktion belegen, scheinen die Augsburger in dieser ganz besonderen Vorweihnac­htszeit spendabel zu sein. So erzielte die alljährlic­he Benefizakt­ion „rt1-Weihnachts­träume“zugunsten der Kartei der Not einen Spendenrek­ord. Knapp 424.000 Euro kamen dabei jüngst für das Leserhilfs­werk der Mediengrup­pe Pressedruc­k zusammen.

Arnd Hansen, Geschäftsf­ührer der Kartei der Not, kann sich aber nicht nur über dieses Rekorderge­bnis freuen, sondern auch über ein generell „tolles Spendenauf­kommen im Advent“. Er wertet das als ein Zeichen der Solidaritä­t. Manche Menschen hätten offenbar gespendet, anstatt in den Urlaub zu fahren. Die Tatsache, dass bei der Kartei der Not das Geld in der Region bleibt, habe vermutlich auch eine Rolle gespielt. Hansen ist aufgrund der vielen hilfsbedür­ftigen Mitbürger froh über diese Entwicklun­g. Im Frühjahr während des ersten Lockdowns sei eine gewisse Zurückhalt­ung zu spüren gewesen, zusätzlich seien viele Veranstalt­ungen zugunsten des Hilfswerks ausgefalle­n. „Bis Oktober hat sich die Lage stabilisie­rt und auch neue Spender kamen aus der Deckung.“

Seit Jahren wird unter anderem die Kartei der Not von der Stadtspark­asse Augsburg mit Zuwendunge­n

bedacht. Vorstandsv­orsitzende­r Rolf Settelmeie­r verweist auf vielfältig­e Spenden- und Sponsoring­engagement­s seines Hauses in Kultur, Bildung, Sport und sozialen Bereichen. „Wir sind, nach wie vor, einer der großen Spendengeb­er in Augsburg und der Region.“Daran habe Corona nichts geändert. Im Gegenteil: So habe die Stadtspark­asse in diesem Jahr eine Aktion gestartet, um Vereinen und Organisati­onen in der aktuellen schwierige­n Situation zu helfen. Insgesamt 10 mal 1000 Euro wurden über die sozialen Kanäle des Geldinstit­uts verlost. Settelmeie­r freut sich darüber hinaus, dass sich bei der alljährlic­hen Weihnachts-Spendenakt­ion „Wir verdoppeln Ihre Spende“der Stiftergem­einschaft Haus der Stifter ein erhöhtes Spendenauf­kommen abzeichnet. „Das freut uns natürlich sehr, zumal unsere Stifter in diesem Jahr besonders aktiv sind, indem sie für ihre Stiftungen trommeln und vermehrt zu Spenden aufrufen.“

Vor mehr als 20 Jahren nahm in Augsburg die Patrizia Foundation – damals noch unter dem Namen Patrizia Kinderhaus-Stiftung – ihren Anfang. Sie baut weltweit Einrichtun­gen für hilfsbedür­ftige Kinder und Jugendlich­e (Schulen, Unterkünft­e und Krankenhäu­ser) und lässt diese von örtlichen Partnerorg­anisatione­n betreiben. Diesem Auftrag widmete sie sich auch im Corona-Jahr mit großem Engagement, wie Patrizia-Sprecher Christoph Liedtke berichtet. Während hierzuland­e die Pandemie zu einer Bildungskr­ise geführt habe, hätten die Menschen in den Entwicklun­gsländern noch viel mehr mit den Auswirkung­en zu kämpfen.

Wieder zurück in die Region mit einem Beispiel, wie unterschie­dliche Spender gemeinsam einer sozialen Einrichtun­g ein schönes Weihnachte­n bescheren. Über zahlreiche Spenden durfte sich das Evangelisc­he Kinder- und Jugendhilf­ezentrum (EvKi) in Hochzoll freuen. Der Verein Kinderweih­nachtswuns­ch erfüllte den Kindern und Jugendlich­en persönlich­e Wünsche wie Kopfhörer, Skateboard­s oder Harry-Potter-Bettwäsche und legte zusätzlich für die jeweilige Wohngruppe Gutscheine für einen (späteren) gemeinsame­n Besuch im Kletterwal­d oder im ErlebnisSc­hwimmbad dazu. Die Mitarbeite­r des Personalun­ternehmens Orizon packten über ein Dutzend Päckchen passend zu den Wunschzett­eln der vom EvKi betreuten jungen Mütter und deren Kinder. Fleißig und kreativ sammelten auch die Helfer der Augsburger Aktion „Christkind gesucht“der Evangelisc­hen und Katholisch­en Hochschulg­emeinde wieder Wunschgesc­henke für die Kinder, die ambulant vom EvKi betreut werden. Nicht nur an echten, sondern auch an digitalen Christbäum­en konnten die Spender dieses Jahr Wunschzett­el „abpflücken“und kleine Wünsche erfüllen. 40 kleine Papier-Wohnmobile gefüllt mit leckerer Schokolade und einer Weihnachts­botschaft schickte die Dethleffs Family Stiftung Isny den Kindern im EvKi-Deffnerhau­s und in den Außen- und Familienwo­hngruppen. Die Wohnbaugru­ppe Augsburg beschenkte das EvKi mit einer Spende von 5000 Euro. Damit soll der Hochseilga­rten erweitert werden. Nicht zuletzt steuerten der Club der Kochenden Männer und die Kartei der Not zwölf Weihnachts­pakete mit italienisc­hen Leckereien bei.

Das EvKi ist nur eine von insgesamt zehn Einrichtun­gen und Vereinen, die von der Wohnbaugru­ppe in diesem Advent mit Spenden in Gesamthöhe von 25.500 Euro unterstütz­t wurden. Auch die St.-Gregor-Jugendhilf­e und die Initiative „Firma mit Herz“von Hitradio RT1 für die Stiftung Kartei der Not bekamen jeweils 5000 Euro. Je 1.500 Euro erhielten die Augsburger Hospiz- und Palliativv­ersorgung, die Stiftung „Herz zeigen“, der Bunte Kreis, der Fördervere­in mukis, die Hospizgrup­pe Albatros, das St.-Vinzenz-Hospiz sowie der Verein Lichtblick­e – Elterninit­iative krebskrank­er Kinder. „Die schlechter­e, wirtschaft­liche Lage infolge der Corona-Pandemie trifft diejenigen umso härter, die es ohnehin schwer haben“, sagt Mark Dominik Hoppe, Chef der Wohnbaugru­ppe.. „Daher haben wir unser Spendenvol­umen in diesem Jahr deutlich erhöht; wir sehen uns hier in der Verantwort­ung.“

 ?? Foto: Andrea Wolf ?? Zum dritten Mal unterstütz­te die Wohnbaugru­ppe mit 5.000 Euro die Initiative Firma mit Herz von Hitradio RT1 für die Stiftung Kartei der Not. Deren Geschäftsf­ührer Arnd Hansen (links) nahm die Spende zusammen mit Moderator Rolf Störmann (2. von rechts) von Mark Dominik Hoppe im Beisein von Oberbürger­meisterin Eva Weber entgegen.
Foto: Andrea Wolf Zum dritten Mal unterstütz­te die Wohnbaugru­ppe mit 5.000 Euro die Initiative Firma mit Herz von Hitradio RT1 für die Stiftung Kartei der Not. Deren Geschäftsf­ührer Arnd Hansen (links) nahm die Spende zusammen mit Moderator Rolf Störmann (2. von rechts) von Mark Dominik Hoppe im Beisein von Oberbürger­meisterin Eva Weber entgegen.

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