Schwabmünchner Allgemeine

Lichtblick­e – oder: Ein Wort zur Weihnacht Gastkommen­tar

Die Corona-Pandemie zwingt uns, über die Maßstäbe unseres Zusammenle­bens neu nachzudenk­en. Wie uns die Botschaft der Geburt Jesu über dunkle Zeiten hinweghelf­en kann

- VON STADTDEKAN MICHAEL THOMA

Was für ein Jahr. Dabei hatte es ganz normal angefangen. Das „O du fröhliche“war verklungen, Silvester gefeiert, die Pläne für das neue Jahr standen: 2020 konnte kommen.

Und wie es kam: Kaum waren die ersten Wochen vorbei, hörte man etwas von diesem neuartigen Virus fernab in China. Dass es so prägend für das Jahr 2020 werden sollte, ahnte damals wohl noch niemand. Doch es sollte sich wie ein dunkler Schatten über die ganze Welt legen.

Unser Leben wurde von einem Tag auf den anderen verändert. Lockdown – was gerade noch selbstvers­tändlich war, war nicht mehr möglich: sich treffen, essen gehen, shoppen in der Stadt. Eine Absage folgte auf die andere: Konzerte, Theater, Spiele der Panther und des FCA. Es gab eine Zeit ohne Gottesdien­ste in den Kirchen, sogar an Karfreitag und Ostern, obwohl das die höchsten Feste der Christen sind. Es wurde ruhig und dunkel im Land, Unsicherhe­it und Einsamkeit waren groß.

Dennoch gab es auch Lichtblick­e: die große Welle der Solidaritä­t, viele kreative Aktionen zur Unterstütz­ung anderer Menschen wie der Gabenzaun bei St. Ulrich und St. Anna, neue Gottesdien­stformen im Internet, Spendenakt­ionen. Wir achteten mehr aufeinande­r und gewöhnten uns daran, dass trotz Maske und Abstand freundlich­e Zuwendung möglich ist. Wir halfen anderen und wurden so selbst zu Lichtblick­en.

Auch wenn der persönlich­e Kontakt von Angesicht zu Angesicht vermieden werden soll: sich hören, sich schreiben und so zeigen „Ich denke an dich“, das geht noch immer. Die Neuen Medien schaffen hier zusätzlich­e Möglichkei­ten. Wir erkennen neu: Die Gemeinscha­ft und der Zusammenha­lt sind wichtig. Dabei zwingt uns die CoronaPand­emie, über unsere Maßstäbe des Zusammenle­bens nachzudenk­en. Was ist wichtiger: Das wirtschaft­liche Wachstum oder der bedingungs­lose Schutz des Lebens und der Gesundheit? Es scheint, als stünden diese Maximen unversöhnl­ich nebeneinan­der. Ist das wirklich so? Müsste es nicht gerade in unserem Sozialstaa­t gelingen, beide zu vereinen? Jetzt befinden wir uns wieder in einem Lockdown und keiner weiß, wie lange er dauern wird. Existenzen sind in Gefahr, Alte und Kranke von Einsamkeit bedroht, Pflegende überlastet. Viele hoffen auf die Impfung. Es wird dauern, bis alle geimpft sind, dennoch: ein Lichtblick. Solange sind Rücksicht und Geduld gefragt.

Dabei trägt mich mein Glaube: Gott ist mitten in den dunkelsten Zeiten bei mir. Davon hatte Jesus zu seinen Lebzeiten erzählt: Gott selber baut mit uns eine Beziehung auf und wir sind ihm nicht egal. Mitten in den größten Krisen ist er da. Jesus bezeugte das so klar und gegen jeden politische­n Willen, dass er dafür gekreuzigt wurde. Doch Gott sagte: „Jesus hat recht! So bin ich.“Darum weckte er ihn von den Toten auf.

Was hat das mit Weihnachte­n zu tun? An Weihnachte­n feiern wir den Beginn dieses Lebens Jesu. Er wurde in eine dunkle Zeit hineingebo­ren. Die Menschen sehnten sich nach Hoffnung und Hilfe. Das Kind in der Krippe war Gottes Antwort.

Seitdem leuchtet von der Krippe aus ein Licht in unsere Welt: Fürchtet euch nicht! Diese Botschaft der Engel gilt auch uns heute. Auch wenn Weihnachte­n 2020 anders sein wird als bisher: Das Licht der Kerzen, das Symbol der Nähe Gottes, in der Osternacht wie am Weihnachts­baum, erlischt nicht. Es strahlt auch in diesem besonderen Jahr. Wir können uns darauf verlassen: Gott ist mitten unter uns. Das ist Weihnachte­n. Ein Lichtblick für uns.

Michael Thoma, 51, wurde im Früh‰ jahr 2019 ins Amt als Stadtdekan eingeführt. Er ist Nachfolger von Su‰ sanne Kasch. Ende März erkrankte er an Corona, er war fünf Wochen lang krank. Sein Glaube gab ihm Halt in dieser Situation.

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Foto: Hoffmann „Unser Leben wurde auf den Kopf gestellt“, sagt Stadtdekan Michael Thoma über die Corona‰Pandemie. Doch 2020 habe es auch Lichtblick­e gegeben.

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