Schwabmünchner Allgemeine

Die staade Zeit ist wirklich still

- VON REGINE KAHL kar@augsburger‰allgemeine.de

Was haben wir an dieser Stelle in den vergangene­n Jahren gejammert: Die viel gepriesene staade Zeit war so gar nicht staad. Rastlosigk­eit und Terminhetz­e zu Märkten oder Feiern prägten die Adventszei­t. Erschöpft sanken viele Menschen am Heiligen Abend aufs Sofa. In diesem Jahr haben wir die Bescherung: Die oft herbeigese­hnte Stille an Weihnachte­n ist da. Sie ist nicht freiwillig gewählt, sondern wir ziehen uns wegen der Corona-Pandemie zurück. Viele Menschen entscheide­n sich für eine Feier im kleinen Kreis, zu schlimm ist die Vorstellun­g, wegen ein paar geselliger Stunden vielleicht unbemerkt die Eltern oder Großeltern anzustecke­n und in Gefahr zu bringen.

Natürlich ist es traurig, dass wir alle nicht in gewohnter Runde beisammen sein dürfen. Doch es sind die Beobachtun­gen am Rande und Geschehnis­se um uns herum, die das Selbstmitl­eid verfliegen lassen. Da erzählt eine Mitarbeite­rin, dass ihre Tochter am Heiligen Abend freiwillig als Krankensch­wester auf der Covid-Station in der Uniklinik Dienst machen wird, ihr Mann fährt in der Nacht im Rettungsdi­enst. Ein weiteres Beispiel: Ein Mann aus dem Bekanntenk­reis hat sich auf der Arbeit mit Corona infiziert, hat nur leichte Symptome und steckt seine Frau an. Die 50-Jährige liegt inzwischen im Koma im Krankenhau­s und wird beatmet. Wie mag es dem Ehemann an Weihnachte­n gehen, den noch dazu wegen der Quarantäne niemand besuchen darf? Die Vorstellun­g ist nur schwer auszuhalte­n.

Fast jeder kennt inzwischen aus seinem Umfeld solche Beispiele. Sie machen demütig. Es stimmt: Dieses Weihnachte­n wird für alle stiller als sonst sein, aber es bietet auch allen, die bisher von der Pandemie verschont wurden, viel Gelegenhei­t für Dankbarkei­t.

In diesem Sinne, liebe Leserinnen und Leser, bedanken wir uns für Ihre Treue in diesem schwierige­n Jahr und wünschen Ihnen ein schönes Weihnachts­fest.

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