Mehr Schutz in Bus und Bahn vor CoronaViren
Freie Wähler fordern im Kampf gegen Viren den Einsatz von UV-Licht beim AVV. Dort ist man skeptisch
Landkreis Augsburg Das Thema Bus und Bahnverkehr erhitzt die Gemüter in Corona-Zeiten. In den öffentlichen Verkehrsmitteln ist es oft zu eng, um Abstand zu halten. Viele Menschen haben aber keine andere Wahl, als sie täglich zu benutzen. Mit einer neuen Technologie könnte das Infektionsrisiko reduziert werden.
In einem Antrag an den Kreistag haben die Freien Wähler jetzt gefordert, dass der Verkehrsverbund AVV die Möglichkeiten prüfen solle, sogenannte UV-Desinfektionsgeräte in Linienbussen zu installieren. Etwa die von der Hanauer Firma Heraeus Noblelight, die im Antrag namentlich genannt wird. Es handelt sich dabei um UV-C-Lampen, die in der Klimaanlage installiert werden und mit der ultravioletten Strahlung Keime in der durchströmenden Luft abtöten. „Die Technologie wird außerdem in der Trinkwasseraufbereitung eingesetzt. Sie hinterlasse keine Abfallstoffe und funktioniert ohne Chemie“, versichert Unternehmenssprecher Tore Prang.
Einsetzbar wäre das Gerät in jedem Bus mit einer Klimaanlage. Auf dem Markt gibt es ebenfalls Geräte mit einer ähnlichen Technologie, die etwa die Luft in Räumen desinfizieren können. Sie sind in etwa so groß wie ein Reisekoffer und saugen die Luft eigenständig ein. Sie können beispielsweise an der Decke installiert werden, oder in einer Ecke platziert werden.
Beim AVV ist man hingegen skeptisch. „Ob technische Geräte wie HEPA-Filter oder Luftreinigungsanlagen einen Nutzen bringen, sollen die Hersteller mit entsprechenden Studien nachweisen“, sagt eine Unternehmenssprecherin.
Diese lägen dem AVV aber momentan nicht vor. Das bedeutet aber nicht, dass es sie nicht gibt: Laut einer Untersuchung der Universität Tübingen funktioniert die UVC-Desinfektion beim SARS-COV2Virus mit einer Effektivität von 99,99 Prozent. In der hessischen Stadt Hanau werden bereits Systeme der Firma Heraeus in Straßenbahnen eingesetzt.
Pro Bus würde man vier HeraeusModule brauchen, die jeweils 1300 Euro kosten. Um die rund 250 Busse, die private Unternehmen im Auftrag des AVV fahren lassen, auszurüsten, bräuchte man also etwa 1,3 Millionen Euro. Die Freien Wähler wollen schon mal ausrechnen lassen, wie hoch der Anteil des Landkreises an dieser Investition wäre. Die sei auch in Zeiten nach Corona sinnvoll, findet Fraktionschefin Melanie Schappin. Schließlich gebe es auch andere Viren.
Ob der Antrag der Freien Wähler im Kreistag eine Mehrheit findet, ist offen. Einstweilen jedenfalls setzt der Verkehrsverbund auf Maskenpflicht und Mindestabstand zum Schutz seiner Passagiere. Um das Infektionsrisiko gering zu halten, öffnen die Fahrzeuge an jeder Haltestelle alle Türen und haben permanent die Klimaanlage eingeschaltet: „Hierdurch werden die Aerosole aus dem Fahrzeug transportiert und das Infektionsrisiko reduziert. So ist es möglich, infektiöse Luft in einem Bus innerhalb von zwei Minuten auszutauschen“, sagt Unternehmenssprecherin Irene Gossner.
Sollte es in der Zeit nach dem Lockdown wieder eng werden in den Bussen, ist auch der Einsatz zusätzlicher Fahrzeuge eine Option. Zumindest theoretisch. Praktisch fehlt es oft an Fahrern und Fahrzeugen. Unter diesen Umständen finden viele die Fahrt mit Bus und Bahn nicht sonderlich verlockend. Wie es zum Auftakt der Haushaltsberatungen im Kreistag des Landkreises hieß, würden seit Beginn der Pandemie deutliche Fahrgastrückgänge registriert.