Schwabmünchner Allgemeine

Keck am Heck

Coupé mit Kombi-Klappe: Als „Shooting Brake“soll der Arteon von VW doch noch zu später Blüte finden. So fährt er sich

- VON RUDOLF BÖGEL

Lotus, Aston Martin, Mercedes – schon fast jeder Hersteller hat sich an einem Shooting Brake versucht. Ein lang gestreckte­s Coupé mit Steilheck und Kombi-Klappe mag vom Design her verführeri­sch sein. Aber selbst der gut aussehende CLS von Daimler war ein Schlag ins Wasser.

Jetzt will VW den nicht sonderlich erfolgreic­hen Arteon nicht nur mit einem Facelift, sondern auch mit einem Shooting Brake aufpimpen. Der englische Ausdruck kommt aus einer Zeit, als man noch mit vier Hufen statt auf vier Rädern unterwegs war. Shooting Brakes waren schwere Lastanhäng­er, mit denen man widerspens­tige Pferde zähmte (to brake, bremsen). Oder mit denen man zur Jagd (also zum

Shooting) fuhr, um auf der Pritsche das Wild zu transporti­eren.

Aufgehübsc­ht wurde die ArteonFron­tpartie. Auffällig die LEDLichtle­iste im Kühlergril­l, die an ein Lichtschwe­rt erinnert. Dazu viel Chrom und größere Lufteinläs­se. So richtig elegant wirkt die Limousine nicht, eher schwerfäll­ig. Dafür aber der Shooting Brake. Der Heckspoile­r an der Dachkante verlängert die Silhouette und streckt sie ins Endlose. Deutlicher ist der Unterschie­d zum Vorgänger beim Interieur. Das Cockpit erfüllt jetzt die Anforderun­gen der Premiumkla­sse. Das fängt bei den Dekoranlag­en an, die von grobporige­m Eukalyptus-Holz, über Aluminium mit Kreuzschli­ff bis hin zu schwarzem Karbon reichen. Die Luftdüsen sind verchromt, schmal und elegant. Und mit 30 Farben kann sich wirklich jeder seine bevorzugte Lichtsitua­tion einstellen. Obwohl der Shooting Brake um zehn Zentimeter länger und um vier Zentimeter breiter ist als ein ganz normaler Passat Variant, hinkt er beim Kofferraum hinterher. In den Allerwelts-Kombi passen 100 Liter mehr rein.

Auf noch mehr Stauraum muss man verzichten, wenn man den Arteon eHybrid bestellt. Durch den Akku schrumpft der Frachtraum um weitere 110 Liter. Dafür ist der Plug-in mit einer Systemleis­tung von 218 PS nicht nur sparsam, sondern macht ziemlichen Fahrspaß. 7,8 Sekunden von 0 auf 100 – das ist flott, untermalt von 400 Newtonmete­rn Drehmoment. Wenn E-Maschine und 1,4-Liter-Benziner gemeinsam anschieben – dann fließt ordentlich Energie. Auf unserer Testroute brauchten wir 4,4 Liter Benzin. Dazu kommen noch etwa 15 kWh Strom auf 100 Kilometer.

Ausgestatt­et ist der Arteon mit einem 13kWh großen Batterie. Rechnerisc­h ergibt das eine Reichweite von knapp 60 Kilometern. Für einen Großteil der Deutschen ist damit der Alltagsbet­rieb abgedeckt. Vorausgese­tzt man kann zu Hause aufladen. Zumindest über Nacht ist der Akku dann wieder voll. Wer viel Langstreck­e fährt, der kommt am Diesel ohnehin nicht vorbei.

Mit dem 150 PS starken Selbstzünd­er und einem Verbrauch von knapp vier Litern reicht eine Tankfüllun­g beim gleichen Fahrzeug rechnerisc­h für 1375 Kilometer. Und das ist nach wie vor nicht zu schlagen.

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Fotos: Volkswagen AG Hingucker: der VW Arteon als schnittige Shooting‰Brake‰Variante.
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Auch im Interieur zeigt der VW Arteon viel Eleganz.

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