Schwabmünchner Allgemeine

Gold, Weihrauch und Myrrhe für Jesus

Der Faktenchec­k zur Weihnachts­geschichte Serie, Teil 3 von 3, Ende

- Von Lea Binzer

Gestatten: Appelius, Amerius und Damascus. Kennen Sie nicht? Wie wäre es mit: Larvandard, Hormisdas und Gushnasaph? Auch nicht? Und was ist mit: Tanisuram, Mika und Sisisba. Nein? Aber Caspar, Melchior und Balthasar kennen Sie bestimmt. Genau: die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland, die als Figuren in keiner Krippe fehlen. Bringen sie doch dem Jesuskindl­ein Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke. So weit, so bekannt. Allerdings – ein Blick in die Bibel offenbart Überrasche­ndes: Die Heiligen Drei Könige haben in diesem einschlägi­gen Werk gar keine Namen. Und bei noch genauerer Lektüre fällt auf: Es ist weder von Dreien noch von Königen noch von Heiligen die Rede. Also alles Lug und Trug? Nicht ganz. Aber wer waren die Männer aus dem Morgenland wirklich? Ein Faktenchec­k.

Im Matthäusev­angelium werden die Figuren lediglich als „magoi“bezeichnet, was aus dem Griechisch­en stammt und so viel wie „Magier“, „Weise“oder „Sterndeute­r“heißt. Klar ist zumindest, dass diese Weisen dem Jesuskind drei Gaben bringen. Auf den genialen Einfall, dass es deshalb auch drei Personen gewesen sein müssen, kam erst der Theologe Origenes im 3. Jahrhunder­t nach Christus. Und zu Königen geadelt wurden die Weisen erst im 6. oder 7. Jahrhunder­t. Alles unter dem Rang eines Königs wäre dem Jesuskind gegenüber ja auch unwürdig.

Mit den Namen ist das ähnlich. Sie kamen erst mit der Zeit auf. Und bevor sich Caspar, Melchior und Balthasar einbürgert­e, hießen sie eben auch Appelius, Amerius und Damascus (hebräisch) oder Larvandard, Hormisdas und Gushnasaph (syrisch) oder Tanisuram, Mika und Sisisba (äthiopisch). Leider steht in der Bibel auch nirgends geschriebe­n, dass – wie heute allgemein angenommen wird – Caspar aus Afrika, Melchior aus Europa und Balthasar aus Asien stammt. Im Matthäusev­angelium ist lediglich von Weisen „aus dem Osten“die Rede, was eher auf das Persische Reich hindeutet. Erst im Spätmittel­alter wurden die damals bekannten Erdteile und Kulturen auf die drei Könige gemünzt.

Das einzige, was tatsächlic­h in der Bibel steht, sind die Gaben, die die Weisen Jesus als Geschenk bringen: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Doch zu früh gefreut: Forscher gehen davon aus, dass es sich dabei lediglich um symbolisch­e Gaben handelt. Das Gold ehrt Jesus als Königssohn. Weihrauch steht für Reinigung, Verehrung und Gebet. Und Myrrhe verweist schon auf Christus Tod, da in der Antike mit dem aus den Baumrinden des Myrrhenstr­auchs gewonnenen, leicht würzig-süß duftenden Safts Tote einbalsami­ert wurden.

Ganz nebenbei: Die Buchstaben

C+M+B, die Sternsinge­r auf Haustüren oder Türbalken schreiben, stehen nicht etwa als Abkürzung für Caspar, Melchior und Balthasar. Stattdesse­n kürzen sie den lateinisch­en Segensspru­ch „Christus mansionem benedicat“(zu Deutsch: „Christus möge dieses Haus segnen“) ab. Dieser Brauch findet sich übrigens auch nicht in der Bibel, sondern stammt aus dem 16. Jahrhunder­t.

Das Buch zum Fakten‰Check Simone und Claudia Paganini: Von wegen Heilige Nacht! Güterslohe­r Verlagshau­s, 157 S., 14 ¤

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