Schwabmünchner Allgemeine

„Meine Corona‰Impfung war unproblema­tisch“

In den Wertachkli­niken wird seit einigen Tagen gegen das Virus geimpft. Wie Chefarzt Dr. Claus Schöler die Behandlung erlebt hat und welche Wirkung er sich von dem Vakzin erhofft

- VON PIET BOSSE

Landkreis Augsburg An den Wertachkli­niken in Bobingen und Schwabmünc­hen wurden in den vergangene­n Tagen die ersten Mitarbeite­r geimpft. Auch Dr. Claus Schöler, Chefarzt der Allgemeinu­nd Viszeralch­irugie in der Wertachkli­nik Schwabmünc­hen. Er spricht über die ersten Impfvorgän­ge, die Wirkung auf die Gesellscha­ft und die mit der Impfung verbundene­n Ziele.

Herr Dr. Schöler, wie einige Mitarbeite­r der Wertachkli­niken haben auch Sie das Angebot genutzt und sich gegen Corona impfen lassen. Wie haben Sie die Impfung erlebt?

Dr. Claus Schöler: Das war völlig unproblema­tisch und unspektaku­lär. Es tat weder weh, noch hatte ich Nebenwirku­ngen. Von meinen Mitarbeite­rn hat, so weit ich weiß, auch keiner größere Probleme gehabt. Bei der zweiten Impfung können laut Studien Nebenwirku­ngen, wie Kopfschmer­zen, Schmerzen an der Einstichst­elle oder Fieber auftreten.

Wie hoch ist die Impfbereit­schaft beim Personal?

Schöler: Ich nehme ein großes Interesse wahr. Nachdem wir darüber aufgeklärt haben, was das für ein Impfstoff ist, wie gut er funktionie­rt, und wie gut er erforscht ist, haben sich viele angemeldet. Ich habe den Eindruck, dass ein großes Interesse besteht. Wir haben die Leute am ersten Januar morgens angerufen und fast alle haben gesagt, dass sie vorbeikomm­en.

Wie schätzen Sie die Impfsituat­ion insgesamt ein?

Schöler: Ich stehe in engem Kontakt mit dem Impfzentru­m. Die Fachkräfte fahren jeden Tag raus und versuchen, so viele Menschen wie möglich zu impfen. Zuerst werden die Senioren über 80 geimpft, bei ihnen ist die Impfbereit­schaft recht groß. Es ist aber auch wichtig, dass sich das Personal in den Altenheime­n impfen lässt, damit das in der Breite funktionie­rt.

Verändert sich durch erste Impfungen auch die Impfbereit­schaft in der Bevölkerun­g?

Schöler: Ich glaube, viele sind froh, dass in Krankenhäu­sern und Pflegeeinr­ichtungen im großen Maßstab geimpft wird. Sie können dann sehen, ob es Probleme gibt oder nicht. Ich denke, dann steigt die Impfbereit­schaft der Menschen deutlich.

Warum glauben Sie das?

Schöler: Die Menschen verlieren dann Ihre Ängste und Vorbehalte. Viele sind ob neuer Methoden bei einem recht neuen Virus skeptisch. Ich bin der festen Überzeugun­g, dass die Impfungen funktionie­ren, es wenige Nebenwirku­ngen gibt, und dann die Impfbereit­schaft weiter steigt.

Es gibt verschiede­ne Impfstrate­gien, was halten Sie von der britischen Variante, dass die Zweitimpfu­ng erst nach zwölf Wochen erfolgt?

Schöler: Ich bin kein Impfexpert­e, aber ich halte das für problemati­sch, weil die Studie zur Impfwirksa­mkeit empfiehlt, die Leute innerhalb von 21 Tagen zweimal zu impfen. Wir wissen, dass das funktionie­rt. Wenn wir die Menschen jetzt anders impfen, wissen wir nicht, welche Wirkung erzielt wird, weil das nicht untersucht ist. Das gilt auch für die Menge des Impfstoffe­s. Bei Biontec müssen es 0,3 Milliliter sein, die Wirkung bei weniger Impfstoff ist nicht untersucht.

Sie sagten, die Impfbereit­schaft beim Personal der Wertachkli­niken sei sehr hoch, haben Sie auch genug Impfstoff zur Verfügung?

Schöler: Die ersten Impfstoffl­ieferungen haben wir in den vergangene­n Tagen verwendet. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Tagen die nächste Lieferung bekommen. Einen Engpass habe ich entgegen anderslaut­ender Gerüchte noch nicht festgestel­lt. Ich nehme aber natürlich auch die Pressemeld­ungen wahr und erfahre auch von niedergela­ssenen Kollegen, dass sie gerne impfen würden, derzeit aber noch keinen Zugang zum Impfstoff bekommen.

Wie läuft die Priorisier­ung der Impfungen bei Ihnen ab?

Schöler: Wir halten uns an die Empfehlung­en der Impfverord­nung und der Ständigen Impfkommis­sion. Sie nennen die Bevölkerun­gs- und Personalgr­uppen mit höchstem und hohem Risiko. Mitarbeite­r auf den Corona-, Notaufnahm­e- und Intensivst­ationen und in der Narkoseabt­eilung haben zum Beispiel das höchste Infektions­risiko. Diese Mitarbeite­r versuchen wir als erstes zu impfen.

Sind Sie bisher zufrieden mit den Impfvorgän­gen?

Schöler: Ich finde die Priorisier­ung nachvollzi­ehbar und vernünftig. Wenn weniger Menschen aus Risikogrup­pen schwer krank werden, kommen weniger Schwerkran­ke ins Krankenhau­s. Dann können wir irgendwann auch wieder normal arbeiten. Wenn weniger Corona-Patienten im Krankenhau­s sind, ist das Ansteckung­srisiko auch kleiner.

Wann glauben Sie, wirkt sich die Impfung auf das Infektions­geschehen aus?

Schöler: Es dauert wahrschein­lich eine ganze Weile, bis die Impfung Einfluss darauf hat. Wir wissen noch nicht, ob die Impfung das Ansteckung­srisiko verringert. Man kann trotz Impfung Corona bekommen, man wird nur nicht so schwer krank.

Was erhoffen Sie sich konkret durch die Impfung?

Schöler: Wir wollen jetzt schwere Verläufe reduzieren und dadurch unser System etwas entlasten. Erst dann können wir wieder ein Stück weit normal arbeiten. Wir sind seit Wochen im Corona-Modus und möchten irgendwann zur Normalität zurückkehr­en.

Wann glauben Sie, ist es so weit?

Schöler: Es gibt Prognosen, die besagen, dass es im Sommer oder im Herbst besser wird. Ich erwarte auch nicht, dass das in den nächsten vier bis fünf Wochen passiert.

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Foto: Ralf Lienert (Symbolfoto) An den Wertachkli­niken in Bobingen und Schwabmünc­hen wurden in den vergangene­n Tagen die ersten Mitarbeite­r gegen des Coronaviru­s geimpft.
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Dr. Claus Schöler

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