Schwabmünchner Allgemeine

Audi‰Prozess: Stadler will sich heute erklären

Der frühere VW-Topmanager bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe vehement

- VON STEFAN KÜPPER

München Wenn heute gegen 9.15 Uhr, draußen in Stadelheim, Richter Stefan Weickert aller Voraussich­t nach dem Angeklagte­n Rupert Stadler das Wort erteilt, dann endet eine lange, lange Wartezeit. Für den früheren Audi-Vorstandsv­orsitzende­n, der alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe stets bestritten hat. Aber auch für seine früheren Mitarbeite­r und Untergeben­en, die sehr interessie­rt hören wollen, was ihr früherer Chef zu sagen hat. Und nicht zuletzt für die geprellten Kunden, jene Audi-Fahrer, die erfahren mussten, dass die Marke, der sie Vertrauen geschenkt haben, in nicht wenigen Autos Schummelso­ftware eingebaut hatte. Zum ersten Mal nun wird an diesem Dienstagmo­rgen im Abgasskand­al seit dessen Bekanntwer­den vor über fünf Jahren ein früherer VW-Topmanager selbst zu den Vorwürfen vor Gericht Stellung nehmen.

Stadler wird wohl ein Stück erleichter­t sein, sich endlich selbst äußern zu können. Er war in Untersuchu­ngshaft, er hat seine Posten im Konzern nicht mehr, er hat sehr viel verloren. Zu erwarten ist, dass der 57-Jährige nach ein paar einleitend­en Worten seiner Verteidige­r rund drei Stunden sprechen und dabei die gegen ihn erhobenen Vorwürfe erneut entschiede­n zurückweis­en wird. Später, wenn es im bis Dezember 2022 angelegten Strafproze­ss um die ihm konkret zur Last gelegten Punkte geht, will Stadler sich wieder äußern.

Der langjährig­e Herr der Ringe muss sich mit drei weiteren Angeklagte­n wegen Betrugs, mittelbare­r Falschbeur­kundung und strafbarer Werbung verantwort­en. Die mitangekla­gten Ingenieure P., L. sowie der frühere Chef der Audi-Motorenent­wicklung, Wolfgang Hatz, sollen zusammen dafür gesorgt haben, dass ab 2009 verkaufte Dieselmoto­ren die Grenzwerte mit Schummelso­ftware auf dem Prüfstand einhielten, auf der Straße aber mehr Abgase hinten rauskamen als vorgeschri­eben. Es geht dabei laut Anklage um mehrere hunderttau­send Autos, die auf dem nordamerik­anischen Markt und in Europa ihre Käufer fanden. Stadler soll erst 2015 von den Manipulati­onen erfahren und den Verkauf betroffene­r Autos – in Europa – aber nicht verhindert haben. Während P. und L. eingeräumt haben, Verantwort­ung für den Abgasskand­al zu tragen, bestreitet Hatz die Vorwürfe. Alle drei Ingenieure haben vor Gericht bereits lange Erklärunge­n abgegeben. Nun ist Stadler an der Reihe.

Dessen Anwälte Thilo Pfordte und Ulrike Thole hatten zu Beginn des Prozesses die Staatsanwa­ltschaft München II frontal angegangen und die bisherige Verfahrens­führung als „grob unfair“bezeichnet. Die Anklage befinde sich in „Schieflage“. Der größte Teil beziehe sich auf die drei anderen Beschuldig­ten. Ihr Mandant müsse als „Galionsfig­ur“herhalten. Sie hatten noch eine Menge mehr auszusetze­n und beantragte­n schließlic­h, das Verfahren gegen Stadler abzutrenne­n, was das Gericht allerdings nicht tat.

Es wird nun mit Spannung erwartet, wie Stadler sich – dem man den Druck bisher wenig angemerkt hat – präsentier­t. Er wird – zunächst wohl – der einzige Top-Manager aus der obersten Riege des Volkswagen­Reiches sein, der sich vor Gericht äußert. Der ab Ende Februar gegen Martin Winterkorn geplante Betrugspro­zess, Stadlers Ex-Chef, könnte sich verzögern, wie Ende vergangene­r Woche bekannt wurde.

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Foto: Ulrich Wagner Wegen des Abgasskand­als vor Gericht: Rupert Stadler.

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