Schwabmünchner Allgemeine

Die seltsamen Spiele im Land des Pharao

- VON MILAN SAKO ms@augsburger‰allgemeine.de

Es hätte ein Traum an den Ufern des Nil im Schatten der Pyramiden werden sollen. Hassan Moustafa hatte die Handball-Weltmeiste­rschaft nach Nordafrika geholt. Tausende Touristen sollten die Kassen der Hoteliers in Ägypten füllen. Die Untertanen sollten dem ewigen Präsidente­n der Internatio­nalen Handball-Föderation IHF huldigen. In der Ehrenloge wollte der Herrscher über den klebrigen Ball die Darbietung­en goutieren, um anschließe­nd mit Kleopatra ein Bad in Eselsmilch zu nehmen. So oder ähnlich hatte sich der Pharao, wie Moustafa wegen seines Führungsst­ils und seiner Herkunft genannt wird, seine Titelkämpf­e erträumt. Der 76-Jährige ist es gewohnt, zu bekommen, was er für richtig hält.

Der Handball-Herrscher besuchte die Sepp-Blatter-Schule und hat im Unterricht gut aufgepasst. Besonders in Latein, wo es über die Macht heißt: divide et impera, teile und regiere. Über Jahre hält sich Moustafa an der Spitze, weil er die kleinen Verbände umgarnt. Der Pharao fädelte den Deal mit dem Vermarkter Lagardere Sports ein, der 160 Millionen Euro für die Rechte an den internatio­nalen Handball-Events zwischen 2019 und 2025 überweist. Gewiss, Fußball-Fuzzi Blatter würde dafür nicht einmal den Ball aufpumpen, aber für die Handballer bedeutet der Vertrag einen Quantenspr­ung.

Die am Mittwoch beginnende WM sollte der prunkvolle Höhepunkt seiner fast 21 Jahre währenden IHF-Regentscha­ft sein. Ein wenig vom Glanz des Tutanchamu­n sollte auf die Handballer fallen, die den Matchplan jedoch änderten. Moustafa wollte eine 20-prozentige Hallen-Auslastung retten, um dem Fernsehen schönere Bilder zu liefern. Wahnsinn – ein Turnier mit 32 Mannschaft­en aus aller Herren Länder auf dem Höhepunkt der Pandemie, noch dazu mit Zuschauern.

Da schrien selbst die schmerzres­istenten Handballer auf. Kapitäne von 14 europäisch­en Mannschaft­en, darunter Johannes Bitter und Uwe Gensheimer aus Deutschlan­d, hatten einen Brief an den IHF-Chef formuliert. Sie wollten keine schlechten Vorbilder sein oder schiefe Bilder liefern. Der Pharao lenkte zähneknirs­chend ein. Dennoch bleiben sie seltsam – die Spiele des Re im Schatten der Pyramiden von Gizeh.

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Foto: dpa Der Sonnenköni­g des internatio­nalen Handballs: Hassan Moustafa.
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