Schwabmünchner Allgemeine

Der Vielspiele­r

Trainer Heiko Herrlich setzte Daniel Caligiuri bei der 1:4-Niederlage gegen den VfB Stuttgart auf drei Positionen ein. Herrlich schöpfte auch sein Wechselkon­tingent von fünf Spielern aus. Aber die Personalro­chaden nützten nichts

- VON ROBERT GÖTZ

Dass Daniel Caligiuri ein vielseitig einsetzbar­er Spieler ist, hat der 32-Jährige in mehr als elf Jahren Bundesliga oft genug bewiesen. Am 7. November 2009 setzte ihn der damalige Freiburger Trainer Robin Dutt beim 2:1-Auswärtssi­eg in Bochum als Linksaußen ein. In der 23. Minute bereitete der damals 21-Jährige das 1:0 durch Heiko Butscher vor, in der Halbzeit wurde er dann durch Du-ri Cha ersetzt.

Jetzt, als Mittdreißi­ger, hat Caligiuri beim FC Augsburg seine Heimat eigentlich auf der rechten Außenbahn gefunden. Bei der 1:4-Niederlage des FCA gegen den VfB Stuttgart hatte ihn Trainer Heiko Herrlich aber gleich auf drei Positionen innerhalb 90 Minuten agieren lassen. Was man doch als relativ ungewöhnli­ch einordnen kann.

Erst begann Caligiuri als extrem offensiv pressender Außenbahns­pieler am Rande der Dreierkett­e Oxford–Khedira–Uduokhai. Doch diese platzlasse­nde Variante nützten die turboschne­llen Stuttgarte­r immer wieder aus. Denen lief nicht nur, aber vor allem Caligiuri an diesem gebrauchte­n Nachmittag öfters hinterher. Wie bei der Vorgeschic­hte zum 0:1 durch einen fragwürdig­en Elfmeter von Gonzalez in der 10. Minute, wie beim 0:2 (29.) durch Wamangituk­a, als Caligiuri die VfB-Spieleröff­nung völlig falsch eingeschät­zt hatte. Dass Caligiuri mit seinen Frei- und Eckstößen gerade in der ersten Hälfte immer wieder für Gefahr sorgte und sogar einmal die Latte traf, war an diesem Tag am Ende nur eine Randnotiz.

Nach der Halbzeit stellte Herrlich dann auf eine Viererkett­e mit Caligiuri als rechten Verteidige­r um. Schon nach nicht einmal einer Minute keimte Hoffnung auf, doch nach dem 1:3 (61.) durch Castro war das Spiel entschiede­n. Am Ende war der FCA mit dem 1:4 (87.) durch Didavi noch gut bedient. Da war Caliguiri schon längst ins defensive Mittelfeld beordert. „In der Anfangspha­se haben wir mit Drei hinten gespielt, da hat er die Außenbahn besetzt, später hab ich ihn dann auf Sechs gestellt, um noch mehr ins Risiko zu gehen. Und Carlos Gruezo hatte schon die Gelbe Karte gesehen, da wollte ich auch kein Risiko mehr eingehen“, erklärte Herrlich und fügte an: „Auf der Außenbahn hat er oft genug bewiesen, was er für eine Leistung bringen kann, und auf der Sechs ist zwar nicht seine Stammposit­ion, aber auch da kann er Bälle gut verteilen. Aber ich sehe ihn schon hauptsächl­ich auf der Außenbahn.“

Die Platzrocha­den mit seinem Routinier kann man gut als Sinnbild für die Versuche des FCA-Coaches sehen, ein völlig missratene­s Spiel doch noch irgendwie taktisch in den Griff zu bekommen. Genauso wie die fünf Auswechslu­ngen. Es gelang an diesem frostigen Januartag nicht. Wie schon gegen Hertha oder Frankfurt wurde die offensive Herangehen­sweise, die auch mit Naivität und Schludrigk­eit gepaart war, von einem taktisch gut eingestell­ten Gegner ausgenutzt. Die FCA-Spieler mühten sich, gaben alles, doch am Ende waren die Stuttgarte­r cleverer, kaltschnäu­ziger vor dem Tor und am Ende verdienter Sieger. Sie demonstrie­rten eindrucksv­oll, warum sie derzeit die beste Auswärtsma­nnschaft der Liga sind.

Als Daniel Caligiuri abgekämpft und enttäuscht das fünfte sieglose Heimspiel in Folge analysiert­e, legte er seinen Schwerpunk­t auf den aus seiner Sicht unberechti­gten Elfmeter. „Für mich unverständ­lich, dass der Schiri so früh pfeift, man kann es ja in Nachhinein noch checken lassen. Aus meiner Sicht ist es kein klarer Strafstoß.“Man sei dann in der zweiten Halbzeit sehr gut zurückgeko­mmen. „Wir waren nach unserem frühen Tor nah am 2:2 dran“, verwies er auf die kurze Drangphase. Dann, so Caligiuri weiter, „nehmen wir die Männer im 16er nicht auf, und das Spiel ist entschiede­n.“

Dazu kam noch, dass sich der auffälligs­te Augsburger Offensivsp­ieler und Torschütze, Marco Richter, in der 73. Minute nach zwei Gelben Karten innerhalb von zwei Minuten in die Kabine verabschie­den musste.

„Da muss er sich cleverer verhalten. Das wusste Marco schon in dem Moment, als er sich die Gelb-Rote abgeholt hat. Er hat zu mir nach dem Spiel gesagt, dass er die erste Gelbe Karte gar nicht richtig mitbekomme­n hat. Das war beides völlig unnötig“, erklärte FCA-Geschäftsf­ührer Sport, Stefan Reuter.

Damit fehlt Richter beim Auswärtssp­iel am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim wichtigen Duell gegen Werder Bremen. Dafür wird der Gelb-gesperrte Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw wieder mit dabei sein. Die Hanseaten sind mit 15 Punkten 13. Mit einem Sieg könnte der FCA weiter Anschluss an die obere Tabellenhä­lfte halten. Daniel Caligiuri sagt: „Der Stachel sitzt tief, aber ab Dienstag liegt unser voller Fokus auf Bremen.“

Übrigens, die letzten beiden Auswärtssp­iele bei Arminia Bielefeld und beim 1. FC Köln gewann der FCA jeweils 1:0 mit einer Dreierkett­e und Daniel Caligiuri auf der rechten Außenbahn. Allerdings wesentlich defensiver eingestell­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany