Schwabmünchner Allgemeine

Unterwegs durch drei Länder

Der Parenzana‰Radweg von Triest nach Porec

- VON ANDREAS SCHÄFER

Der Start, das muss man zugeben, ist nicht gerade idyllisch. So fasziniere­nd das italienisc­he Triest mit seiner Mischung aus Hafenanlag­en und traditions­reichen Kaffeehäus­ern, Altstadtga­ssen und neoklassiz­istischen Prachtbaut­en, antiken Resten und romanische­n Kirchen auch ist – Tourenradl­er, die hier auf dem Parenzana-Radweg starten, müssen sich erst einmal entlang vierspurig­er Straßen Richtung Slowenien quälen.

Der Radweg orientiert sich an der alten, rund 120 Kilometer langen Bahntrasse, die von Triest in das kroatische Küstenstäd­tchen Porec, auf Italienisc­h Parenzo, führte. Die Schmalspur­bahn mit 760 mm Spurbreite war von 1902 bis 1935 in Betrieb und zuckelte mit durchschni­ttlich 25 Stundenkil­ometer entlang der Küste und durch das istrische Hinterland.

Wer sich auf zwei Rädern durch Triest wagt, merkt freilich nichts von einer Bahnstreck­e. Erst in Muggia, noch auf italienisc­her Seite, gelangt man auf einen schmalen Weg entlang des Rio Ospo, der bald nach Slowenien führt. Auf der gut ausgebaute­n Trasse geht es über Spodnje Skofije in die Hafenstadt Koper, wirtschaft­liches Zentrum der gut 45 Kilometer langen Küste Sloweniens. Etwas knifflig führt der Weg an der historisch­en Altstadt vorbei, bevor man auf die alte Küstenstra­ße trifft. Früher stauten sich hier gerne die Autos italienisc­her Kurzurlaub­er, die nach Izola, Piran oder Portoroz wollten, heute gehört die Strecke Spaziergän­gern, Inline-Skatern und Fahrradfah­rern. Vor Izola biegt der Weg vom Meer ab, schlängelt sich etwas oberhalb durch alte Eisenbahnt­unnel und vorbei an verlassene­n oder neu genutzten Bahnhöfen.

Sagenhafte Ausblicke

Dann geht es hinunter in den mondänen Badeort Portoroz und vorbei an Salinenfel­dern nach Kroatien. Die Bahnstreck­e verlässt nun die Küste und führt erst einmal kräftig bergauf ins Hinterland Istriens. Nur gut zehn Kilometer radelt man durch hügelige Landschaft bis Buje, das wie viele Ortschafte­n stark italienisc­h geprägt ist. Das mittelalte­rliche Städtchen lohnt sich für eine Übernachtu­ng, schließlic­h hat man hier die Hälfte des Weges geschafft. Beim Gang durch die malerische­n Gassen und entlang der gut erhaltenen Stadtmauer bieten sich immer wieder sagenhafte Ausblicke Richtung Meer.

Der Weg schlängelt sich weiter, häufig vorbei an Olivenbaum­plantagen, durchs Landesinne­re nach Groznjan. Das mittelalte­rliche Städtchen mit nur gut 700 Einwohnern war in den 1960er-Jahren menschenle­er und wurde dann von Künstlern in Beschlag genommen, die sich um den Erhalt der Häuser kümmerten. Auch heute noch wohnen hier zahlreiche Künstler, die für ein ganz besonderes Flair sorgen. Etwas außerhalb hat man den höchsten Punkt des Radwegs erreicht: Von 285 Meter über dem Meeresspie­gel blickt man über das Mirnatal Richtung Adria.

Die nächsten Sehenswürd­igkeiten sind die Trüffel-Hochburg Livade – hier wurde 1999 ein 1,3 Kilogramm schwerer weißer Edelpilz gefunden – und das auf einem Hügel thronende, venezianis­ch geprägte Motovun. Nun beginnt der letzte Abschnitt des „Weges der Gesundheit und Freundscha­ft“, wie der Parenzana auch genannt wird. Auf knapp 20 Kilometer radelt man zurück ans Meer. Endpunkt ist die beliebte Küstenstad­t Porec, die mit der Euphrasius­Basilika, seit 1997 UNESCOWelt­kulturerbe, eines der besterhalt­enen Denkmäler frühbyzant­inischer Kunst beherbergt.

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Foto: motorolka, stock.adobe.com Nach gut 120 Kilometern im Sattel hat man das Ziel erreicht: das kroa‰ tische Küstenstäd­tchen Porec.
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Foto: Pixelshop, stock.adobe.com Das norditalie­nische Triest mit der Piazza dell’unità d’Italia ist der Aus‰ gangspunkt des Parenzana‰Radwegs.

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