Ruiniert durch Corona
Sozialverwaltung und Schuldnerberatung registrieren neue Klientel
Vor der Pandemie sein eigener Herr, nun auf Stütze: Immer mehr Selbstständige im Kreis Augsburg sind auf Hartz IV angewiesen, weil ihnen die CoronaBestimmungen die Geschäftsgrundlage entzogen haben. Zugleich wächst ihre Zahl unter den Klienten bei der Schuldnerberatung des Diakonischen Werks für den Landkreis Augsburg. Diakon Fritz Graßmann sagte am Montag bei den Beratungen zum Sozialetat des Kreises, dass sich die Berater in den kommenden Monaten auf eine weiter steigende Zahl von Hilfsanfragen einstellen: „Wir rechnen damit, dass die Welle noch stärker wird.“
Nach Angaben von Thomas Geldhauser, Fachbereichsleiter für soziale Leistungen am Landratsamt, zählen zudem immer mehr Selbstständige zu den Klienten des Jobcenters Augsburger Land. Dort rechnet man für 2021 mit rund 3350 Bedarfsgemeinschaften, die mit etwas mehr als 18 Millionen Euro unterstützt werden müssen. Im Sommer waren die Prognosen noch deutlich pessimistischer. Doch die Verlängerung des Kurzarbeitergelds durch den Bund bis Ende 2021 sorgte zumindest für einen Aufschub und ließ die Arbeitslosenzahlen nicht wie ursprünglich befürchtet nach oben schnellen. Bei den Ausgaben für die Sozialhilfe kann der Kreis trotz gestiegener Sätze dank geringerer Fallzahlen sogar mit weniger Ausgaben kalkulieren. Hier geht die Verwaltung aktuell noch von 6,7 Millionen Euro aus, das ist ein Minus von 12,5 Prozent. Nur in einem Bereich ist ein deutlicher Zuwachs eingeplant: Bei den Beihilfen für Bestattungskosten kalkuliert die Verwaltung mit 55.000 Euro. Das ist mehr als der vierfache Wert des Jahres 2020. Insgesamt will der Landkreis im kommenden Jahr mehr als 310 Millionen Euro ausgeben. Weil in diesem und in den folgenden Jahren hohe Investitionen vor allem in die Schulen anstehen, die Regierung aber nur eine begrenzte Neuverschuldung erlaubt, muss gespart werden. Nach derzeitigem Stand müssen rund vier Millionen Euro aus den Entwürfen der Verwaltung gestrichen werden.