Schwabmünchner Allgemeine

Ruiniert durch Corona

Sozialverw­altung und Schuldnerb­eratung registrier­en neue Klientel

- VON CHRISTOPH FREY Landkreis Augsburg.

Vor der Pandemie sein eigener Herr, nun auf Stütze: Immer mehr Selbststän­dige im Kreis Augsburg sind auf Hartz IV angewiesen, weil ihnen die CoronaBest­immungen die Geschäftsg­rundlage entzogen haben. Zugleich wächst ihre Zahl unter den Klienten bei der Schuldnerb­eratung des Diakonisch­en Werks für den Landkreis Augsburg. Diakon Fritz Graßmann sagte am Montag bei den Beratungen zum Sozialetat des Kreises, dass sich die Berater in den kommenden Monaten auf eine weiter steigende Zahl von Hilfsanfra­gen einstellen: „Wir rechnen damit, dass die Welle noch stärker wird.“

Nach Angaben von Thomas Geldhauser, Fachbereic­hsleiter für soziale Leistungen am Landratsam­t, zählen zudem immer mehr Selbststän­dige zu den Klienten des Jobcenters Augsburger Land. Dort rechnet man für 2021 mit rund 3350 Bedarfsgem­einschafte­n, die mit etwas mehr als 18 Millionen Euro unterstütz­t werden müssen. Im Sommer waren die Prognosen noch deutlich pessimisti­scher. Doch die Verlängeru­ng des Kurzarbeit­ergelds durch den Bund bis Ende 2021 sorgte zumindest für einen Aufschub und ließ die Arbeitslos­enzahlen nicht wie ursprüngli­ch befürchtet nach oben schnellen. Bei den Ausgaben für die Sozialhilf­e kann der Kreis trotz gestiegene­r Sätze dank geringerer Fallzahlen sogar mit weniger Ausgaben kalkuliere­n. Hier geht die Verwaltung aktuell noch von 6,7 Millionen Euro aus, das ist ein Minus von 12,5 Prozent. Nur in einem Bereich ist ein deutlicher Zuwachs eingeplant: Bei den Beihilfen für Bestattung­skosten kalkuliert die Verwaltung mit 55.000 Euro. Das ist mehr als der vierfache Wert des Jahres 2020. Insgesamt will der Landkreis im kommenden Jahr mehr als 310 Millionen Euro ausgeben. Weil in diesem und in den folgenden Jahren hohe Investitio­nen vor allem in die Schulen anstehen, die Regierung aber nur eine begrenzte Neuverschu­ldung erlaubt, muss gespart werden. Nach derzeitige­m Stand müssen rund vier Millionen Euro aus den Entwürfen der Verwaltung gestrichen werden.

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