So soll die Orangerie am Staudenschloss ausschauen
Projekt Parallel zur Dachsanierung in Mickhausen laufen die Planungen für den Schlosspark. Im nächsten Bauabschnitt entstehen dort Orangerie und Renaissancegarten
Mickhausen Trotz Eis und Schnee: Die Generalsanierung des Staudenschlosses in Mickhausen befindet sich nicht in der Winterstarre. Im Gegenteil: Geschützt durch eine stabile provisorische Dachhaut gehen die Arbeiten an den Dachtragwerken auf der West- und Nordseite der Vierflügelanlage in luftiger Höhe unabhängig von der Witterung unvermindert weiter. Parallel zu diesem zentralen Gewerk des gesamten Projektes laufen auch die Vorbereitungen für einen anderen bedeutenden Bauabschnitt inzwischen auf Hochtouren.
Die Planungen für die Neuanlage und Wiedernutzbarmachung des ehemaligen, im Lauf der Zeit völlig verwilderten Schlossparks auf der Südseite des Schlosses biegen auf die Zielgerade ein. Damit verbunden ist auch die Wiederherstellung des einstigen Renaissance-Gartens nach historischen Fragmenten.
Derzeit ist ein Fachbüro damit beschäftigt, die Geländestruktur sämtlicher Außenanlagen einschließlich der Wasserflächen und der Wege zu planen und ein exaktes Höhenprofil zu erstellen. Wie Wolfgang Knabe, der Vorsitzende der Hermann-Messerschmidt-Kulturerbe-Stiftung, erläutert, werden dann in einem ersten Schritt im Garten zunächst zwei Gebäude errichtet: eine Orangerie und ein zentrales Heizhaus, das künftig auch das Schloss mit Wärme versorgt. Die Baugenehmigung für den L-förmig aneinandergebauten Gebäudekomplex ist bereits erteilt.
Vor dem ersten Spatenstich sind jedoch – abhängig vom Wetter – noch letzte archäologische Untersuchungen erforderlich. Der Gebäudeteil des Heizhauses mit einer Toilettenanlage und Räumen für Gartengeräte ist an der östlichen Grundstücksgrenze platziert. Orangerie und Heizhaus erhalten einen kräftigen ockerfarbenen Anstrich. Die filigranen Metallfenster und die Arkadenbögen werden weiß eingerahmt. Diese auffällige Farbgebung sei ganz bewusst so gewählt worden, erläutert Wolfgang Knabe, um die neu hinzugekommenen Gebäude des Ensembles auch optisch klar vom historischen Bestand des Staudenschlosses abzugrenzen. In der Orangerie überwintern die Zitruspflanzen, die den Sommer über in großen Kübeln das mediterrane Flair des Renaissancegartens bestimmen. In der warmen Jahreszeit wird die dann leer stehende Orangerie punktuell für kleine Veranstaltungen genutzt.
Am westlichen Rand des Renaissancegartens, unmittelbar am Ufer der Schmutter gelegen, wird ein überdachter Musikpavillon mit einem Durchmesser von sieben Metern errichtet. Bei Konzerten wird der Bühne eine temporäre Freiluft-Bestuhlung aufgebaut. Blickfang in der Mitte der Anlage ist ein dreistufiger Brunnen mit einem Außendurchmesser von viereinhalb Metern. Ihn zieren Jagdmotive, die den historischen Bezug zum einstigen Jagdschloss von Kaiser Maximilian und den Fuggern herstellen. Am östlichen Ende dieser Sichtachse steht das Ehrenmal für den Stifter Hermann Messerschmidt, der mit seiner Initiative und der Begründung seiner Stiftung die Generalsanierung des Staudenschlosses erst ermöglicht hat.
Steinbildhauermeisterin Christiane Hellmich aus Mittelneufnach hat bei einer bundesweiten Ausschreibung den Ideenwettbewerb gewonnen und den Zuschlag für die Anfertigung der Stele bekommen. Vier weitere Stelen – Steinbüsten der Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter – blicken von der Orangerie in den Renaissancegarten und runden das Ensemble mit seinem Mix aus geometrischer Gartenkunst und Skulpturen stimmungsvoll ab. Die Figurengruppe „Vier Jahreszeiten“und der Jagdbrunnen, beides aus hochwertigem Carrara-Marmor, werden in einer familiengeführten Stuttgarter Manufaktur gefertigt. Bepflanzt wird der Renaissancegarten nach überlieferten Planvorlagen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Nach Süden schließt sich an den Renaissancegarten ein Landschaftsgarten mit hochstämmigen Bäumen, Wildhecken, Wiesenflächen und geschotterten Wegen im Stil eines englischen Landschaftsparks an. Aus Mitteln des Leader-Projektes der EU wird die Wiederherstellung des Schlossgartens von der Regionalentwicklung Augsburg-Land West (Real West) mit 200.000 Euro gefördert. Die Gesamtfläche des Schlossareals beträgt rund 11.600 Quadratmeter, die sich in drei etwa gleich große Bereiche aufteilt: das eigentliche Schlossgebäude, die umlaufende, von der Schmutter gespeiste Wasserfläche (Schlossweiher) und den Schlosspark mit dem Renaissance- und dem Landschaftsgarten. Dass sich der neue Schlossgarten schon bald als Besuchermagnet in der ganzen Region erweist, davon ist Wolfgang Knabe übervor zeugt: „Ausflügler und kulturinteressierte Besucher, die im südlichen Landkreis unterwegs sind, werden sicher öfter einen Abstecher nach Mickhausen in das Staudenschloss, in das Museum und damit auch in den Schlossgarten unternehmen. Der Schlossgarten mit seinem südländischen Ambiente bietet eine Bereicherung und eine Ergänzung zu den vielfältigen Sehenswürdigkeiten im Augsburger Land und im Naturpark Westliche Wälder!“