Schwabmünchner Allgemeine

Der Aufsteiger

Paul Ziemiak war als CDU-Generalsek­retär in seiner Partei zunächst heftig umstritten. Das hat der gebürtige Pole mit viel Fleiß und Ehrgeiz geändert

- Stefan Lange

Man muss im Leben Prioritäte­n setzen. Als Paul Ziemiak im Dezember 2018 neuer CDU-Generalsek­retär wurde, zog er sich zunächst ein gutes Stück ins Privatlebe­n zurück und widmete sich seinem gerade geborenen Sohn und seiner Frau. Die CDU befand sich nach der knappen Wahl von Annegret Kramp-Karrenbaue­r in heftigen Turbulenze­n und Ziemiaks Verhalten wurde mit Kopfschütt­eln quittiert. Ganz besonders von seinen vielen innerparte­ilichen Gegnern.

Ziemiak war damals Vorsitzend­er der Jungen Union und wurde als Vertreter des konservati­ven Flügels von der Mitte-Vertreteri­n AKK als Zeichen der Versöhnung an ihre innerparte­ilichen Widersache­r berufen. Zunächst hatte er schließlic­h ihren Herausford­erer Friedrich Merz unterstütz­t, der wie er im Sauerland wohnt. Zugleich ist Ziemiak mit Gesundheit­sminister

Jens Spahn befreundet, der damals nach dem ersten Wahlgang aus dem Rennen war.

Ziemiak bekam bei seiner Wahl zum Generalsek­retär nur 62,8 Prozent der Stimmen. Eine Abstrafung von denjenigen, die in ihm einen Karrierist­en und Opportunis­ten sahen. Entmutigen ließ er sich nicht. Wie man kämpft, das hatte er schon früh gelernt.

1985 als Pawel Ziemiak im polnischen Stettin geboren, siedelte er drei

Jahre später mit seiner Familie nach Deutschlan­d über.

Aus Pawel wurde

Paul. Er wohnte zunächst in den Flüchtling­sunterkünf­ten Friedland und Unna, die Erfahrunge­n dort hielten ihn später übrigens nicht davon ab, wortreich gegen die Flüchtling­spolitik von Kanzlerin Angela Merkel ins Feld zu ziehen.

In die CDU trat Ziemiak 1998 ein. Er war ehrgeizig und ein guter Redner, die Politkarri­ere nahm schnell Fahrt auf, auch dank der Unterstütz­ung aus der CDU Nordrhein-Westfalen und ihres heutigen Vorsitzend­en Armin Laschet. 2014 setzte sich Ziemiak in einer Kampfkandi­datur als neuer JU-Vorsitzend­er durch. Einen Berufsabsc­hluss hat er nicht, seine Mutter starb, als er kurz vor dem Juraexamen stand. Gerade sieht der Aufsteiger seiner größten Bewährungs­probe entgegen. Einen komplett digitalen Parteitag, wie es ihn am Freitag und Samstag geben soll, haben die Christdemo­kraten noch nie erlebt. Für den Generalsek­retär ist die Veranstalt­ung ein Fest. Er, der auch Bundestags­abgeordnet­er ist, trommelt schon lange für mehr digitale Möglichkei­ten. Dass die Delegierte­n das Wahlergebn­is aus juristisch­en Gründen per Brief bestätigen müssen, wurmt ihn. Die Probeläufe zum Parteitag waren vielverspr­echend, Ziemiak dürfte ihn als Erfolg verbuchen können. Danach wird er mit einiger Sicherheit Generalsek­retär bleiben, auch wenn ein neuer Chef ins KonradAden­auer-Haus einzieht. Nach der Bundestags­wahl könnte der nächste Schritt auf der Karrierele­iter folgen. Staatssekr­etär vielleicht, oder gar Minister. Es sei denn, Ziemiak setzt andere Prioritäte­n.

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Foto: dpa

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