Der Aufsteiger
Paul Ziemiak war als CDU-Generalsekretär in seiner Partei zunächst heftig umstritten. Das hat der gebürtige Pole mit viel Fleiß und Ehrgeiz geändert
Man muss im Leben Prioritäten setzen. Als Paul Ziemiak im Dezember 2018 neuer CDU-Generalsekretär wurde, zog er sich zunächst ein gutes Stück ins Privatleben zurück und widmete sich seinem gerade geborenen Sohn und seiner Frau. Die CDU befand sich nach der knappen Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer in heftigen Turbulenzen und Ziemiaks Verhalten wurde mit Kopfschütteln quittiert. Ganz besonders von seinen vielen innerparteilichen Gegnern.
Ziemiak war damals Vorsitzender der Jungen Union und wurde als Vertreter des konservativen Flügels von der Mitte-Vertreterin AKK als Zeichen der Versöhnung an ihre innerparteilichen Widersacher berufen. Zunächst hatte er schließlich ihren Herausforderer Friedrich Merz unterstützt, der wie er im Sauerland wohnt. Zugleich ist Ziemiak mit Gesundheitsminister
Jens Spahn befreundet, der damals nach dem ersten Wahlgang aus dem Rennen war.
Ziemiak bekam bei seiner Wahl zum Generalsekretär nur 62,8 Prozent der Stimmen. Eine Abstrafung von denjenigen, die in ihm einen Karrieristen und Opportunisten sahen. Entmutigen ließ er sich nicht. Wie man kämpft, das hatte er schon früh gelernt.
1985 als Pawel Ziemiak im polnischen Stettin geboren, siedelte er drei
Jahre später mit seiner Familie nach Deutschland über.
Aus Pawel wurde
Paul. Er wohnte zunächst in den Flüchtlingsunterkünften Friedland und Unna, die Erfahrungen dort hielten ihn später übrigens nicht davon ab, wortreich gegen die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel ins Feld zu ziehen.
In die CDU trat Ziemiak 1998 ein. Er war ehrgeizig und ein guter Redner, die Politkarriere nahm schnell Fahrt auf, auch dank der Unterstützung aus der CDU Nordrhein-Westfalen und ihres heutigen Vorsitzenden Armin Laschet. 2014 setzte sich Ziemiak in einer Kampfkandidatur als neuer JU-Vorsitzender durch. Einen Berufsabschluss hat er nicht, seine Mutter starb, als er kurz vor dem Juraexamen stand. Gerade sieht der Aufsteiger seiner größten Bewährungsprobe entgegen. Einen komplett digitalen Parteitag, wie es ihn am Freitag und Samstag geben soll, haben die Christdemokraten noch nie erlebt. Für den Generalsekretär ist die Veranstaltung ein Fest. Er, der auch Bundestagsabgeordneter ist, trommelt schon lange für mehr digitale Möglichkeiten. Dass die Delegierten das Wahlergebnis aus juristischen Gründen per Brief bestätigen müssen, wurmt ihn. Die Probeläufe zum Parteitag waren vielversprechend, Ziemiak dürfte ihn als Erfolg verbuchen können. Danach wird er mit einiger Sicherheit Generalsekretär bleiben, auch wenn ein neuer Chef ins KonradAdenauer-Haus einzieht. Nach der Bundestagswahl könnte der nächste Schritt auf der Karriereleiter folgen. Staatssekretär vielleicht, oder gar Minister. Es sei denn, Ziemiak setzt andere Prioritäten.