Eine Sammlung mit antiken Schönheiten
In Michael Rzehaks Haus gibt es keinen Raum ohne Antiquitäten. Der Sammler wird oft auf Flohmärkten fündig. Zu manchen Stücken hat er eine emotionale Bindung
Schwabmünchen Wer als Besucher das erste Mal das Haus von Michael Rzehak in Schwabmünchen betritt, fühlt sich in die Vergangenheit versetzt. Überall begegnen dem Betrachter Gegenstände und Möbel aus mehreren Epochen der Zeitgeschichte. Besucher sind dem 75-Jährigen immer herzlich willkommen. Und er freut sich umso mehr, wenn diese sich für seine Schätze interessieren. Rzehak sammelt nicht nur seit 40 Jahren Antiquitäten aller Arten, sondern hat sich im Laufe der Jahre auch ein fundiertes Wissen angeeignet.
Dieses Wissen gibt er sehr gerne weiter, und seine Kenntnisse nutzen ihm auch auf der Suche nach Exponaten, wie er erzählt: „Auf dem Warentauschtag in Königsbrunn habe ich 2019 ein Thermometer entdeckt, das aus der Epoche des Jugendstils stammt.“Weil er dieses Fundstück unbedingt in seinen Wohnräumen um sich haben wollte, holte er sich aus seiner Garage ein ebenfalls antikes Regal und brachte dieses im Esszimmer an. Alle anderen Stellflächen seien bereits dekoriert gewesen, und so schaffte sich der begeisterte Sammler einfach eine weitere Fläche für seine Kleinodien. Nun erfreue er sich beim Essen an seinem Jugendstilthermometer.
Im Esszimmer steht auch ein altehrwürdiger Kinderfriseurstuhl. „Den habe ich zufällig gefunden, er war ganz schwarz lackiert und sah fürchterlich aus“, sagt Rzehak. Mit viel Liebe hat er den Stuhl restauriert, sodass dieser heute wieder aussieht wie um die letzte Jahrhundertwende. „Er ist stabil wie eh und je, man kann ihn auch nach wie vor rauf- und runterdrehen“, erklärt der Sammler. Sein zehnjähriger Enkel benutze ihn mit Freude am Esszimmertisch, wenn er zu Besuch ist.
Anders als andere Sammler lebt der ehemalige Gymnasiallehrer mit seinen Objekten. Sie sind immer um
herum. Seien es die vielen Möbel, die antik sind, oder die zahlreichen Gegenstände. Es gibt keinen Raum im Haus, wo nichts aus vergangenen Zeiten zu finden ist. Wobei die Zeit nicht stillsteht bei Michael Rzehak. Beweis sind die zahlreichen Uhren aus den verschiedensten Epochen. Sie zeigen alle die aktuelle Uhrzeit an. „Ich lebe im Hier und Jetzt. Ich habe als Lehrer lange mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, und das hat mir immer viel Freude bereitet“, sagt der Schwabmünchner. Von gestern sei er nicht, aber er sei auch kein Freund der Wegwerfgesellschaft. Das entspreche nicht seiner Wertevorstellung. So hätten ihn seine Eltern nicht erzogen.
Michael Rzehak verbindet mit seinen Sammelobjekten auch emotionale Erinnerungen und hat teilweise einen besonderen Bezug zu seinen Stücken. Im Keller zeigt er eine Kaffeekanne, die seine Mutter mitgenommen hat, als sie vertrieben wurde. „Ich bin kurz nach Kriegsende im Sudetenland geboren. Meiihn ner Mutter war dieses Geschirr (Marke Wächtersbach Manila) so wichtig, dass sie ein paar Teile mitnahm und mir später vererbte.“Rzehak selbst hat das Service nach und nach auf rund 60 Teile erweitert.
Seine Art zu sammeln sei eine Leidenschaft, fast schon eine Sucht, das gibt der ehemalige Lehrer ohne Umschweife zu: „Wenn ich auf einen Flohmarkt gehe, finde ich eigentlich immer etwas.“Er hänge zwar an seinen Objekten, aber er verschenke auch viel an seine beiden Kinder oder deren Freunde. Sie schätzen sein Fachwissen und freuen sich immer über die besonderen Gaben.
Nicht alltäglich sieht es auch im Badezimmer des Schwabmünchners aus. Dort fügen sich alte Apothekergefäße harmonisch ins moderne Ambiente ein. Michael Rzehak datiert diese ungefähr auf 1910 bis 1930 und musste sie unbedingt haben, wie er begründet: „Als ehemaliger Chemielehrer begeistern mich solche Gefäße natürlich.“
Ebenfalls begeistert ihn, dass sich viele Menschen für seine Leidenschaft interessieren. „Ich sammle Schönheit um ihrer selbst Willen und habe schon viele nette Leute kennengelernt, die mich immer wieder besuchen, um meine Objekte anzuschauen“, sagt er. Einmal reiche nicht, denn nicht nur sein Haus, sondern auch die Garage ist voll mit Gegenständen.
Damit sich Freunde von Antiquitäten besser darin bewegen können, hat Michael Rzehak selbst Regale gebaut und Gänge geschaffen. Von der Decke baumeln die verschiedensten Lampen, Handschneebesen hängen neben kleinen Handtäschchen an der Wand, antike Gefäße, alte Kaffeekannen, Schneekugeln und vieles mehr zieren die Regale. Schwarze Stiefel stehen auf dem Boden. Es scheint nichts zu geben, was es nicht gibt.
Mehrere Tausend Exponate nennt der Sammler sein Eigen, zählen sei unmöglich. Eine Inventur stehe nicht an, aber in zwei bis drei Jahren wird es wohl eine Zäsur geben, wie Rzehak meint: „Ich werde mich von vielen meiner Sammelstücke trennen müssen, und jedes einzelne wird wehtun. Aber irgendwann werde ich mein Haus aufgeben.“Bis es so weit ist, erfreut sich der ehemalige Lehrer an seinen schönen, außergewöhnlichen Dingen und auf den Besuch von Menschen, die wie er Interesse an Antiquitäten haben. Info Der Sammler Michael Rzehak bit tet interessierte Besucher, vorher bei ihm anzurufen, um einen Termin zu ver einbaren. Seine Telefonnummer lautet: 08232/79439