Unterricht digital: Sogar Sport gibt’s
Der Unterricht aus der Ferne ist inzwischen besser organisiert. Doch noch immer lauern viele Fallstricke, wie eine Umfrage unter verschiedenen Schulen im Augsburger Land zeigt
Landkreis Augsburg Damit hatte die Schülerin der Realschule Zusmarshausen nicht gerechnet: Am ersten Schultag nach den Ferien fand sogar die Sportstunde wieder statt, und das auch noch am Nachmittag. Nach einer theoretischen Einführung der Lehrkraft darüber, wie wichtig Bewegung für den Körper ist, hieß es Yogamatten ausrollen und eine halbe Stunde Übungen machen. Die Anleitung kam digital: ein Demonstrationsvideo aus dem Internet.
Marcus Langguth, Leiter der Realschule in Neusäß, findet das gut. „Das machen auch bei uns einige unserer Sportlehrer so“, berichtet er. Während der Weihnachtsferien hat seine Schule erneut am Konzept für den Distanzunterricht nachgeschärft. Und dabei haben die Sportlehrkräfte nun noch eine andere Funktion.
Start ist meist mit Videokonferenzen
Sie unterstützen in ihrem Nebenfach Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht nicht so gut mitkommen. An der Realschule Neusäß gilt inzwischen, wie an vielen anderen Schulen: Unterricht wird nach Stundenplan gehalten. „Um 8 Uhr geht es gemeinsam los“, beschreibt Langguth. Unterschiedlich ist aber die Zeit, die die Kinder dann in Videokonferenzen verbringen. „Wir haben das nach Jahrgangsstufen gestaffelt“, sagt der Pädagoge. In der übrigen Zeit sollen die Kinder und Jugendlichen selbst Aufgaben lösen. Der Schwerpunkt liege dabei auf den Hauptfächern.
Das gilt gerade auch für die Abschlussklasse. Hier liegt der Fokus jetzt schon auf der Vorbereitung für die Prüfungsfächer, die zur Mittleren Reife benötigt werden. Außerdem befasst sich die Lehrerkonferenz gerade mit dem Thema, welche Schulaufgaben gestrichen werden sollen.
Das ist ein Vorschlag des Bayerischen Kultusministeriums zur Entlastung. Was der Freistaat auch bietet, ist die Möglichkeit einer Notbetreuung bis zur sechsten Klassenstufe. An der Realschule in Neusäß sind dort gerade sechs Kinder angemeldet. „Sie nehmen per Computer ebenfalls am Unterricht teil“, berichtet Marcus Langguth.
Welche Programme die Schulen benutzen
So ist das auch am sonderpädagogischen Förderzentrum Helen Keller in Dinkelscherben. Dort kümmert sich das Team der Ganztagsschule aktuell um zehn Kinder in der Notbetreuung, die über Leihgeräte am Onlineunterricht teilnehmen.
32 solcher Laptops hat die Schule in Dinkelscherben kürzlich über den Landkreis Augsburg erhalten. Insgesamt sind dort gerade über den Bildungspakt mit dem Bund rund 1600 neue Geräte angeschafft worden. Alle Nachfragen der Schulen konnten befriedigt werden, so eine Sprecherin der Behörde. Im Moment werde daran gearbeitet, auch noch Ersatzgeräte zu beschaffen. Zurück zur Helen-Keller-Schule: Von 8 bis 12 Uhr ist dort Unterrichtskernzeit. Wie auch an der Realschule in Neusäß benutzen die Schülerinnen und Schüler dabei die Programme des Pakets „Office 365“, darunter auch „Teams“, die der Landkreis allen Schulen in seiner Trägerschaft zur Verfügung stellt.
Doch nicht alles hat von Anfang an gut geklappt. Um seine Lehrkräfte per E-Mail erreichbar zu machen, hat Schulleiter Marvin Fogelstaller „selbst Geld in die Hand genommen“ und die Adressen besorgt. Und selbst die beste technische Ausstattung löst nicht alle Probleme des Distanzunterrichts. „In der ersten Klasse ist das kaum möglich“, beschreibt er.
Dort würden die Lehrkräfte regelmäßig mit ausgedruckten Arbeitsblättern bei den Schülerinnen und Schülern zu Hause vorbeifahren. „Wir tun alles, damit unsere Kinder nicht zu Bildungsverlierern werden“, ist Fogelstaller wichtig. Marvin Fogelstaller ist überzeugt: Durchhalten lässt sich so ein Distanzunterricht je nach Notwendigkeit schon eine ganze Weile. „Aber ob er auch gewinnbringend ist? Wohl eher nicht. Präsenzunterricht geht vor.“