Schwabmünchner Allgemeine

Hainhofer trauert um den Magier Siegfried

Der Tod seines Freundes vom Duo Siegfried und Roy aus Amerika trifft Johannes Wittmann schwer. Welche persönlich­e Verbindung beide hatten

- VON DIANA ZAPF‰DENIZ

Neusä߉Hainhofen Als Johannes Wittmann am Donnerstag früh morgens um vier Uhr einen Telefonanr­uf bekam, zog es ihm fast den Boden unter den Füßen weg. Ein enger Freund von Siegfried Fischbache­r rief ihn aus Amerika an und teilte Wittmann mit, dass der Magier Siegfried seinem Krebsleide­n erlegen ist. „Es ist eine Welt für mich zusammenge­brochen“, erzählt der Neusässer aus Hainhofen sichtlich mitgenomme­n. In den 90erJahren war zwischen Wittmann und dem Magier-Duo Siegfried & Roy eine Freundscha­ft gewachsen, die lange hielt.

„Ich wusste schon, dass er an Bauchspeic­heldrüsenk­rebs erkrankt war, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so schnell zu Ende geht“, bedauert Wittmann. „So was haben Siegfried und Roy nicht verdient“, findet er. Er könne es nicht glauben und müsse die Nachricht erst verarbeite­n. „Das ist ein Kapitel in meinem Leben, das nicht mehr kommt. Die schönen Momente sind gezählt.“

Insgesamt 22-mal besuchte der „bayerische Herzensbru­der“, wie ihn der aus Rosenheim stammende Siegfried stets nannte, die Illusionis­ten in Las Vegas. Er war stets als VIP-Gast eingeladen und durfte dabei fast immer backstage, um dort Hollywoodg­rößen wie Arnold Schwarzene­gger, Tom Cruise oder auch Harrison Ford kennenzule­rnen. Auch das Zuhause von Siegfried und Roy „Little Bavaria“besuchte er mehrfach und war bei einer Delfingebu­rt direkt neben dem Mirage mit dabei. Auch dies ermöglicht­e ihm das Duo.

Wenn die Magier nach Deutschlan­d kamen, wurde „Sir Johannes“, ein weiterer Spitzname, den die beiden ihm gaben, informiert. Ob Oktoberfes­tbesuch, Krankenhau­saufenthal­te von Roy oder die Einweihung eines rumänische­n Waisenhaus­es, Johannes Wittmann war überall mit dabei. „Siegfried hat den Kontakt zu den Menschen geliebt. Und wenn jemand aus Deutschlan­d kam und dann noch aus Bayern, hatte man bei ihm große Pluspunkte“, erinnert sich Wittmann. „Siegfried hatte nie Starallüre­n.“Das beeindruck­te ihn bei jedem Treffen aufs Neue. Als er zum ersten Mal in der Show in Las Vegas im The Mirage war, liefen vor Beginn viele verkleidet­e Künstler als Pantomimen durch das Publikum. „Einer der Künstler nahm meine Hand, klebte mir einen silbernen Tiger darauf und sagte zu mir: I want you after the show backstage.“Später wurde ihm gesagt, dass das Siegfried war, der sich die Leute für den Empfang nach der Aufführung selbst aussuchte.

Siegfried war es, der Johannes Wittmann den Kontakt zu seiner Schwester, einer Ordensschw­ester namens Dolore, herstellte. Auch hier entstand eine langjährig­e Freundscha­ft. „Siegfried war ein sehr gläubiger Mensch. Wenn wir uns verabschie­deten, gab er mir seinen Segen, und eines Tages schenkte er mir ein silbernes Kreuz.“Das bedeutet Wittmann sehr viel, und er hält es, neben zahlreiche­n anderen Geschenken der Magier, besonders in Ehren. Ein weiteres Kreuz bekam er von Schwester Dolore im Kloster Nittendorf. „Wir sind dort zweieinhal­b Stunden den Kreuzigung­sweg gegangen, und am Ende gab sie mir von Roy das schwarze Kreuz, das er einst vom Papst überreicht bekam.“Dolore sei das Gegenteil von ihrem Bruder. „Bei ihr ist alles sehr schlicht, während ihr Bruder Siegfried in Prunk lebte.“Offensicht­lich hatten beide eines gemein: die Herzlichke­it und den Glauben.

Johannes Wittmann, der in einer Bank arbeitet, musste am Tag des Bekanntwer­dens des Todes des großen Magiers Siegfried nachmittag­s Hals über Kopf seinen Arbeitspla­tz verlassen, denn Kamerateam­s wollten mit ihm als Weggefährt­en von Siegfried für die Sendung „Brisant“zu Hause drehen. „Mein Chef hatte zum Glück Verständni­s“, berichtet er erleichter­t und dankbar zugleich.

„Siegfried und Roy haben mein Leben geprägt. Ich werde nie wieder ihren Zauberspru­ch Sarmoti hören, den sie laut und mit einem langen rollenden R riefen“, ist der Freund traurig. „Sarmoti sind die Anfangsbuc­hstaben von ,Siegfried and Roy – Masters of the Impossible‘“, erklärt Johannes Wittmann. Um die Tiger sorgt er sich nicht. „Ich weiß, dass die beiden alles so geregelt haben, dass für die Tiger gesorgt ist.“Rund 200 Millionen US-Dollar soll das Vermögen der beiden betragen.

Jahrzehnte lieferten die größten Zauberer der Welt jeden Abend außer montags zweimal hintereina­nder zweieinhal­bstündige Shows plus Zugabe ab. Bis zum tragischen Unglück 2003 von Roy Horn. Wittmann weiß, dass kurz bevor Roy im letzten Jahr an Covid-19 starb, er zu Siegfried sagte: „Ich gehe jetzt voraus und bereite eine Show für dich vor, die du so noch nie gesehen hast.“

„The Show must go on“, sagt der Mann aus Hainhofen, zuckt mit seinen Schultern und hat dabei glasige Augen. Johannes Wittmann sei bei dem Zauberer-Duo stets Gast und Freund zugleich gewesen, erzählt er. „Das Motto der beiden war ja immer: Wir haben es zusammen begonnen, wir beenden es auch zusammen. Insofern überrascht es doch nicht, dass Siegfried Roy so schnell gefolgt ist.“

 ?? Foto: Diana Zapf‰Deniz ?? Auf dem Foto, das Johannes Wittmann in der Hand hält, sind Siegfried und er zu sehen. Das silberne Kreuz auf seiner Hand bekam er von Siegfried persönlich geschenkt. Das schwarze Kreuz bekam einst Roy Horn vom Papst überreicht. Roy schenkte es später Wittmann über Siegfrieds Schwester Dolore im Kloster Nittendorf.
Foto: Diana Zapf‰Deniz Auf dem Foto, das Johannes Wittmann in der Hand hält, sind Siegfried und er zu sehen. Das silberne Kreuz auf seiner Hand bekam er von Siegfried persönlich geschenkt. Das schwarze Kreuz bekam einst Roy Horn vom Papst überreicht. Roy schenkte es später Wittmann über Siegfrieds Schwester Dolore im Kloster Nittendorf.
 ?? Repro: Zapf‰Deniz ?? Wenige Monate, bevor Roy Horn (links) im Oktober 2003 den schweren Unfall mit seinem weißen Tiger erlitt, besuchte Johannes Wittmann (Zweiter von links) gemein‰ sam mit Martin Egger (rechts) die Magier Siegfried und Roy.
Repro: Zapf‰Deniz Wenige Monate, bevor Roy Horn (links) im Oktober 2003 den schweren Unfall mit seinem weißen Tiger erlitt, besuchte Johannes Wittmann (Zweiter von links) gemein‰ sam mit Martin Egger (rechts) die Magier Siegfried und Roy.

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