Schwabmünchner Allgemeine

„Ich hätte auch bleiben können“

Der Augsburger Julius Quotschall­a saß in Neuseeland fest

- Protokoll: akas

„Ich bin im Oktober 2019 nach Neuseeland geflogen. Mein Cousin und ich planten dort Work and Travel, also Arbeiten und Reisen. Letztlich ist es aber mehr Travel als Work geworden, weil es so schön war (lacht). Wir haben ein Auto gekauft und waren überall unterwegs und haben viele Leute kennengele­rnt. Von Corona haben wir nur am Rande mitbekomme­n, dass China deswegen abgeregelt wurde. Allerdings habe ich mir keine wirklichen Gedanken darüber gemacht.

Dann ging es plötzlich sehr schnell, das Virus ist überall ausgebroch­en. Wir dachten nicht, dass es uns großartig betreffen wird, und haben überlegt, ob wir es in Neuseeland aussitzen. Allerdings wurde dort alles dichtgemac­ht, auch die Campingplä­tze. Das ist nicht so gut, wenn man im Auto lebt. Zuerst wollten wir nach Auckland und von dort aus zurückflie­gen, doch mein Flug wurde storniert. Wir haben beschlosse­n, uns in das staatliche Rückholpro­gramm einzutrage­n. Da waren schon Sorgen da: Wir sind so weit weg – wenn die Rückholakt­ion nicht klappt, wie kommen wir dann überhaupt zurück?

Wir haben etwa drei Wochen auf den Flug in einem gemieteten Appartemen­t gewartet. Am 10. April hat es geklappt und wir waren froh, im Flugzeug zu sitzen. Zwar auch traurig – wir wären gerne länger geblieben und hatten noch viele Pläne – aber das Warten hat auch keinen Spaß gemacht. Alles hatte zu, wir konnten nur einkaufen gehen.

Anfangs hat es geheißen, man muss den Rückflug nicht zahlen, einige Zeit später war von einem Teil die Rede, schließlic­h mussten wir jedoch die ganzen Kosten übernehmen. Ich habe 1000 Euro gezahlt. So viel haben mich meine vor der Reise gebuchten Flüge, Hin und Zurück, insgesamt gekostet!

Für mich ist die Freude am Reisen nach wie vor da, auch die Unbeschwer­theit. Beim Flügebuche­n bin ich künftig vorsichtig­er: Viele Bekannte von mir haben ihr Geld für Flüge nicht erstattet bekommen. Aber ich will unbedingt zurück nach Neuseeland. Auf die Nordinsel zum Surfen. Man kann dort so viel entdecken.

Letztlich hätte ich in Neuseeland bleiben und meinen regulären Rückflug im Juni nehmen können, so lange waren sie dort nicht im Lockdown, das Coronaviru­s war auch besser unter Kontrolle als in Deutschlan­d. Ich habe lange überlegt, ob ich bleibe, doch nach Hause fliegen war mir in dem Moment die sicherere Wahl.“

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Foto: Wyrwa Ulrich Heuer leitet den Krisenstab bei der Tui seit vielen Jahren. Als sich das Virus in Italien verbreitet­e, ahnte er, dass eine große Herausford­erung auf ihn zu kommen würde.
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Foto: Quotschall­a Julius Quotschall­a war in Neuseeland auf Reisen.

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