Schwabmünchner Allgemeine

„Die Unbeschwer­theit ging verloren“

Thomas Beil absolviert­e einen Massagekur­s auf den Philippine­n

- Protokoll: akas

„Ich war Anfang März im vergangene­n Jahr auf den Philippine­n und habe dort eine Massage-Ausbildung absolviert. Im Anschluss besuchte ich noch einige Inseln und machte Urlaub. Der Lockdown hat auf den Philippine­n am 12. März begonnen, also früher als in Deutschlan­d. Irgendwann hieß es, ich soll schleunigs­t zurückkomm­en, weil keine Flieger und Fähren mehr gehen. Ich mietete mir ein Appartemen­t in Cebu am Meer und wartete auf meinen Rückflug. Der wurde allerdings storniert und das Hin und Her begann.

Auf einer Instagram-Seite, also keiner offizielle­n Website vom Bund, kursierten unter Touristen Informatio­nen über eine staatliche Rückholakt­ion. Doch sobald ein Flug angekündig­t war, wurde er auch schon wieder abgesagt. Die Ungewisshe­it war unerträgli­ch. Ich hatte wahnsinnig­e Sehnsucht nach meiner Familie in Holzheim, ich wusste nicht, ob ich wieder heimkomme, und wenn überhaupt – wann? Am 4. März hat es schließlic­h geklappt: Zwei Flieger gingen von Cebu nach Deutschlan­d. Etwa 800 Deutsche warteten auf diesen Flug.

Nach einer 28-stündigen Tortur, von der ich elf Stunden am Flughafen in Cebu gewartet habe, war ich in Frankfurt. Dort gab es keine Anweisunge­n für die ankommende­n Touristen, Quarantäne oder nicht? Wie steht es um Masken? Wir hatten keine Ahnung. Immerhin konnte ich mit dem Zug umsonst nach Hause fahren. Das Flugticket musste ich bis jetzt nicht zahlen.

Diese Erfahrung wird auf jeden Fall künftig bei meinen Reisen mitschwing­en. Zwar gibt es Schlimmere­s, als auf den Philippine­n den Lockdown zu verbringen. Ich konnte mich zwar auf einheimisc­hen Märkten mit Essen und Wasser eindecken und jeden Tag an den Strand, anders als Touristen in der Stadt, die kaum ihre Hotelzimme­r verlassen konnten. Aber die Unbeschwer­theit ging damit verloren.

Ich habe mich immer so sicher gefühlt: Wenn ich einen Flug verpasse, nehme ich halt den nächsten. Aber was, wenn es keinen nächsten mehr gibt? Die deutschen Behörden haben uns erst einmal allein gelassen und uns keine Informatio­nen gegeben, das war unter aller Kanone. Absichern kann man sich künftig auch nicht, man ist darauf angewiesen, dass der Flugbetrie­b läuft. Trotzdem will ich wieder reisen und auf die Philippine­n zurück. Vielleicht sitze ich dann mit einem komischen Gefühl im Flugzeug – aber auch mit viel Freude. Und wenn man erst im Flieger sitzt, ist sowieso alles gut.“

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Foto: Mo Canlas Thomas Beil bei seinem Massagekur­s im Frühjahr 2020 auf den Philippine­n.

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