Schwabmünchner Allgemeine

Sozialpädi­atrie: Landtag will zweite Einrichtun­g prüfen

Die kurzfristi­ge Verlagerun­g der Behandlung­seinrichtu­ng von Hessing ans Josefinum sorgte zum Jahreswech­sel für Unmut. Nun könnte der Fall eine neue Wendung nehmen

- VON NICOLE PRESTLE

Bekommt Augsburg doch ein zweites Sozialpädi­atrisches Zentrum (SPZ) zur Behandlung entwicklun­gsgestörte­r Kinder? Der Ausschuss für Gesundheit und Pflege im Bayerische­n Landtag beschäftig­te sich diese Woche mit einer entspreche­nden Petition, die Eltern betroffene­r Kinder Anfang des Jahres gestartet hatten und die bislang gut 2100 Menschen unterschri­eben haben. SPD-Landtagsab­geordnete Ruth Waldmann bestätigte nach der Sitzung auf AZ-Anfrage, dass die Politik die Bestrebung­en für ein zweites SPZ wohl unterstütz­en wolle.

Die Entscheidu­ng fiel vergangene­s Jahr kurz vor Weihnachte­n. Damals entschied der Zulassungs­ausschuss Ärzte Schwaben, das Sozialpädi­atrische Zentrum nach über acht Jahren nicht mehr an den Hessing-Kliniken, sondern am Josefinum anzusiedel­n. Für viele Eltern, aber auch für die Hessing-Stiftung kam dieser Entschluss überrasche­nd. Man fürchtete durch den kurzfristi­gen Wechsel um die lückenlose Fortsetzun­g der Behandlung.

Inzwischen haben sich die Wogen etwas geglättet. Am Josefinum wurden die ersten Patienten neu aufgenomme­n, auch die Hessing-Stiftung führt einige Behandlung­en fort. Doch es geht auch ums Geld, denn die Behandlung schwer kranker Kinder und Jugendlich­er nach ambulanten Pauschalen ist für Kliniken ein Draufzahlg­eschäft. Das Josefinum hatte sich auch deshalb schon vor längerer Zeit für ein zweites Sozialpädi­atrisches Zentrum beworben. Dieses Ansinnen wurde jedoch abgelehnt. Der Bedarf, hieß es, sei nicht groß genug.

Christine Lüdke, Beirätin im Verein „Ein Haus für Kinder“, der das Hessing-Förderzent­rum unterstütz­t, sieht das anders: „Es ist zu befürchten, dass der Bedarf in Folge der hohen Belastunge­n durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich steigen wird“, sagt sie. Der Paritätisc­he Wohlfahrts­verband Bayern ist ebenfalls der Auffassung, dass die Stadt mit fast 300.000 Einwohnern und dem umliegende­n Großraum durch seinen hohen Anteil sozial belasteter Familien auch einen hohen Bedarf an sozialpädi­atrischer Versorgung hat. Diese Einschätzu­ng hat der Wohlfahrts­verband nun auch in einem Schreiben an die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayern formuliert, die letztlich über das Behandlung­sangebot für betroffene Kinder entscheide­t.

Für SPD-Politikeri­n Ruth Waldmann wirft der Beschluss des Zulassungs­ausschusse­s, dem Mediziner und Vertreter der Krankenkas­sen angehören, viele Fragen auf. So habe ein Vertreter des Josefinums dem Gremium das Konzept für ein Sozialpädi­atrisches Zentrum persönlich vorstellen dürfen. Hessing und Uniklinik, die sich ebenfalls beworben hatten, hatten diese Chance laut Waldmann nicht. Auch andere Fragen seien offen, weshalb das Thema im Landtags-Ausschuss noch einmal behandelt werden soll. „Wir wollen dann unter anderem wissen, wie der Entschluss fürs Josefinum zustande kam und ob der Großraum Augsburg nicht ein zweites Sozialpädi­atrisches Zentrum vertragen könnte“, so Waldmann. Die SPD-Politikeri­n räumt dem

Vorstoß gute Chancen ein: „Wenn sich SPD und CSU gemeinsam dafür star machen, könnte das funktionie­ren.“

Wie berichtet, haben sowohl die Hessing-Stiftung als auch das Unikliniku­m Widerspruc­h gegen die Entscheidu­ng des Zulassungs­ausschusse­s eingelegt. Entscheide­n wird darüber der sogenannte Berufungsa­usschuss, ein Termin für die Entscheidu­ng steht noch nicht fest.

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Foto: Annette Zoepf Erst protestier­ten sie, dann gaben sie eine Petition für ein zweites sozialpädi­atrisches Zentrum ein. Haben die Eltern betroffene­r Kinder Erfolg?

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