Schwabmünchner Allgemeine

Fragen und Antworten zur Impfreihen­folge

Im Impfzentru­m könnten pro Tag 1000 Menschen immunisier­t werden – wenn genügend Vakzin da ist. Wie die Termine vergeben werden, warum Lehrer nicht in Gruppen dran sind und was Kollegen der Kanzlei-Mitarbeite­r sagen

- VON NICOLE PRESTLE

Wie viele Impfungen gibt es derzeit täglich im Impfzentru­m und wie verläuft die Terminverg­abe?

Das hängt von der Menge des Impfstoffs ab, sagt Jan Quak, Geschäftsf­ührer der Firma Bäuerle Ambulanz, die das Impfzentru­m betreibt. Planungssi­cherheit habe man derzeit für rund eine Woche. Im Schnitt könnten 1000 Personen täglich geimpft werden, ab April sollen die Kapazitäte­n ausgebaut werden. „Dann könnten wir auf drei Ebenen im Zwei-Schicht-Betrieb täglich rund 3000 Menschen impfen“, so Quak. Das Augsburger Impfzentru­m meldet seine freien Termine an das bayernweit­e Impfzentru­m. Über das Online-Registrier­ungssystem werden dann Menschen kontaktier­t, die nach den Priorisier­ungsstufen geordnet per Mail zur Impfung eingeladen werden und die dann einen der freien Termine im Augsburger Impfzentru­m buchen können. „Auf die Auswahl dieser Personen haben wir keinen Einfluss“, sagt Quak.

Wie viele mobile Teams hat das Impfzentru­m auf der Straße?

Gestartet war man Anfang März mit zehn mobilen Teams, die jeweils mit einem Impfarzt und einer Verwaltung­skraft besetzt sind. Anfangs waren diese Teams auch gut ausgelaste­t, sagt Jan Quak, Geschäftsf­ührer der Firma Bäuerle Ambulanz. Doch aktuell sind nun nur noch fünf mobile Teams unterwegs, weil sich zuletzt nicht ausreichen­d bettlägeri­ge Personen gemeldet hätten, um mehr Teams auszulaste­n. Die Stadt hatte Anfang letzter Woche einen erneuten Aufruf gestartet. Wer nicht selbst zum Impfzentru­m kommen kann aber auch nicht in einer betreuten Einrichtun­g lebt, kann das mobile Impfteam über die Nummer 0821/78986894 kontaktier­en.

Wie hat sich die Steuerkanz­lei mit knapp 50 Mitarbeite­rn zur Impfung gemeldet?

Laut Gesundheit­sreferent Reiner Erben hatte sich die Kanzlei per Mail im Gesundheit­sreferat gemeldet und argumentie­rt, sie betreue rechtlich unter anderem Senioren und damit eine Risikogrup­pe. Man bearbeite zudem Anträge für Überbrücku­ngsgeld für Gewerbetre­ibende, die unaufschie­bbar seien. Die Kanzlei habe laut Erben eine eidesstatt­liche Erklärung im Sinne der Corona-Impfverord­nung abgegeben, in der unter anderem der Anspruch auf eine priorisier­te Impfung geregelt ist. Personen der Rechtspfle­ge fallen laut dieser Verordnung in Priorisier­ungsgruppe 3, können also vorrangig geimpft werden. Vom Gesundheit­sreferat wurde die eidesstatt­liche Erklärung nicht geprüft. Auch die Fragen, ob alle Mitarbeite­r persönlich­en Kontakt mit Mandanten aus Risikogrup­pen haben und ob sie in Augsburg wohnen, wurde nicht geprüft. Weil das mobile Impfteam an besagtem Tag nicht genügend bettlägeri­ge Personen gemeldet hatte, man es aber auslasten wollte, habe man die stattdesse­n die Kanzlei-Mitarbeite­r geimpft.

Hätte das mobile Team die übrigen Impfdosen nicht Menschen höherer Priorisier­ungsgruppe­n verabreich­en können?

Die mobilen Impfteams immunisier­en in der Regel bettlägeri­ge Personen. Eine Impfung Einzelner, die ins Impfzentru­m kommen könnten, ist nicht vorgesehen. Im Fall der Kanzlei bestand laut Gesundheit­sreferent Reiner Erben jedoch die Möglichkei­t, ohne großen Aufwand 50 Personen auf einmal zu impfen. Das Impfzentru­m war an besagtem Tag ausgelaste­t. Rein räumlich gesehen hätten Arzt und Verwaltung­skraft des mobilen Teams zwar auch dort immunisier­en können, dazu hätte man aber erst 50 Impfwillig­e aus den Priorisier­ungsgruppe­n 1 und 2 kurzfristi­g ins Zentrum bestellen müssen. Der organisato­rische Aufwand, sagt Quak, sei dafür sehr hoch. Man hätte den Impfstoff, AstraZenec­a, auch wieder ins Lager bringen können, um ihn später zu verimpfen. Weil es neben der vorrangige­n Impfung von Senioren, Risikopati­enten und bestimmten Berufsgrup­pen aber grundsätzl­ich wichtig sei, so schnell so viele Menschen wie möglich zu impfen, habe man sich in diesem Fall für den anderen Weg entschiede­n.

Was sagen andere Juristen zum Vorgehen der Kanzlei?

Die Frage, ob „Personen der Rechtspfle­ge“priorisier­t geimpft werden sollten, wird unter den Zugehörige­n dieser Berufsgrup­pe kontrovers diskutiert. Die Impfverord­nung der Bundesregi­erung nennt in Gruppe 3 „Personen, die in besonders relevanter Position (...) in der Justiz und Rechtspfle­ge“tätig sind. Andreas Richlich ist Partner der Kanzlei Ott&Partner in Augsburg. Auch dort bearbeite man wie in der nun „durchgeimp­ften“

Kanzlei Anträge für Überbrücku­ngsgeld. Dennoch habe man bei Ott&Partner keinen Gebrauch von einer vorgezogen­en Impfung gemacht. „Unsere Mitarbeite­r sind regulär über das offizielle Impfportal gemeldet“, sagt Richlich. Die Hälfte der Kollegen arbeite derzeit ohnehin im Homeoffice, wer in der Kanzlei ist, muss die Hygiene- und Abstandsre­geln beachten. Eine Beurteilun­g des Vorpresche­ns der Kollegen will man bei Ott&Partner nicht vornehmen. Nur so viel sagt Richlich: „Uns ist es wichtig, dass vordringli­ch Lehrer, Erzieher und andere relevante Gruppen geimpft werden.“

Sind Gruppenimp­fungen zum Beispiel bei Lehrern, Feuerwehr oder Polizei vorgesehen?

Laut Stadtdirek­tor Bernhard Maurmeir stellt der Freistaat es den Kommunen frei, ob sie Lehrer einer

Schule am Ort im Rahmen einer Gruppenimp­fung immunisier­en. Der Vorteil wäre, dass dann alle Pädagogen auf einmal geimpft werden könnten. Der Nachteil: Nicht alle Lehrer an Augsburger Schulen wohnen auch in Augsburg, der Impfstoff wird aber bevölkerun­gsbezogen, also nach Einwohnern, verteilt. „Die Stadt Augsburg stand massiv in der Kritik, bei den Kliniken, stationäre­n Einrichtun­gen und den Pflegedien­sten etliche Personen geimpft zu haben, die ihren Wohnsitz nicht in Augsburg haben“, erinnert sich Maurmeir. Man habe bei den Lehrern deshalb auf Gruppenimp­fungen verzichtet. Sie müssen sich regulär über das Impfportal registrier­en. Auch andere Gruppenimp­fungen sind nicht vorgesehen. Polizisten oder Feuerwehrl­eute werden nur dann geimpft, wenn Impfstoff übrig ist und anderweiti­g verfallen würde.

Corona in der Region: Inzidenzen, Fallzahlen und Impfungen

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Im Augsburger Impfzentru­m können täglich rund 1000 Menschen geimpft werden.
Foto: Silvio Wyszengrad Im Augsburger Impfzentru­m können täglich rund 1000 Menschen geimpft werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany