An den Schulen herrscht Ratlosigkeit
Am Dienstag sollen die ersten Selbsttests für Schulen im Landkreis ankommen. Wie die Untersuchungen dann umgesetzt werden könnten, ist aber noch unklar
Landkreis Augsburg Seit Montag sitzen Schüler aller Jahrgänge im Landkreis im Präsenzunterricht – wenn auch nur im Wechsel und solange die Sieben-Tage-Inzident unter 100 bleibt. Um Ansteckungen zu vermeiden, soll die Öffnung mit einer umfangreichen Teststrategie einhergehen. Doch die lässt offenbar auf sich warten.
„Wir haben noch keine Schnelltests erhalten, weder für Schüler noch für Lehrer“, sagt Volker Täufer, Schulleiter des Gymnasiums in Königsbrunn. Auch fehle es an konkreten Anweisungen, wie die Tests organisiert werden sollen. Täufer ist froh, dass rund 600 der 1100 Schüler nun wieder täglich im Unterricht sitzen. Doch er sagt auch: „Es wäre besser gewesen, die Schulen mit Schnelltests auszustatten, bevor die Schüler zurückkehren.“
Nach Angaben des Landratsamts sollen am Dienstag, 16. März, 30.000 Tests für den Gebrauch in Schulen und Kitas ankommen. Gemäß der Zahl von Personal sowie Schülerinnen und Schülern werden sie dann auf die Einrichtungen verteilt, heißt es. Dem Kultusministerium zufolge sollen Schüler in Bayern einmal pro Woche getestet werden, für Lehrer sind zwei Tests pro Woche vorgesehen – auf freiwilliger Basis. In den Schulen bereits angekommen ist ein Erklärvideo, das zeigt, wie der Test angewendet werden soll. Doch weder die Schnelltests noch konkrete Anweisungen liegen bislang vor.
Schulleiter Täufer hat sich deshalb bereits selbst Gedanken über ein Konzept für die Schnelltests gemacht. So könnten die Schülerinnen und Schüler unter Aufsicht der jeweiligen Lehrkraft immer montags vor Unterrichtsbeginn einen Selbsttest machen. „Das ist nur individuell im Klassenzimmer sinnvoll, ansonsten sind wir den ganzen Vormittag mit testen beschäftigt“, sagt Täufer. Unabhängig vom Konzept hofft er, dass die Tests möglichst schnell kommen. Denn die steigenden Infektionszahlen seien beunruhigend. „Einige Lehrer sind besorgt, sich mit dem Virus anzustecken und das zu Recht“, sagt Täufer. Ähnlich sieht es Alexander Pfaffendorf, Schulleiter des LeonhardWagner-Gymnasiums in Schwabmünchen. Auch er hat bislang nur ein Schreiben vom Kulturministerium erhalten, wonach Schüler einmal in der Woche vor Ort einen Selbsttest machen sollen. Lehrer könnten diesen auch zu Hause durchführen. Auf konkrete Vorgaben und Tests wartet er vergeblich. Dabei sind auch am Schwabmünchner Gymnasium wieder täglich rund 500 Schüler im Wechsel vor Ort. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Teststrategie steht, bevor der Präsenzunterricht startet“, sagt Pfaffendorf. Er hofft, dass spätestens nach den Osterferien Schnelltests zur Verfügung stehen.
Um die Zeit zu überbrücken, will Pfaffendorf eine Alternative schaffen: „Wir bemühen uns, ein festes
Zeitfenster am Testzentrum in Hirblingen zu reservieren, in dem sich unsere Schüler testen lassen können.“Nach Anmeldung können sich Lehrkräfte, Schüler und Mitarbeiter von Kindertageseinrichtungen dort – wie auch in Zusmarshausen – seit Mitte Februar kostenlos per Schnelltest auf Corona testen lassen.
Ratlosigkeit herrscht auch an der Grund- und Mittelschule in Großaitingen. Mehr als 200 der knapp 340 Schüler sind im Wechsel zurück im Unterricht, doch Schulleiterin Bosa Rieder sagt: „Ich habe keine Ahnung, wann wir die ersten Selbsttests bekommen.“Auch kann sie sich schwer vorstellen, wie nun – anders als ursprünglich vorgesehen – auch Schüler unter 15 Jahren getestet werden sollen. Denn wie lässt sich prüfen, ob das Teststäbchen nicht zu tief oder zu wenig tief in die Nase eingeführt wird? „Wir wissen nicht, wie das laufen soll“, sagt Rieder. Immerhin seien einige der Grundschullehrer inzwischen geimpft. „Sowohl die Lehrer als auch die Schüler sind froh, wieder im Klassenzimmer zu sein“, sagt
Rieder. Doch die steigenden Infektionszahlen hinterließen ein mulmiges Gefühl.
Aus der Pressestelle des bayerischen Kultusministeriums heißt es, dass im Moment ein Schreiben an die Schulen aufgesetzt werde, wie die Tests am besten umgesetzt werden könnten. Bis dahin verweist die Pressestelle zudem auf die Testmöglichkeiten in den einzelnen Städten und Landkreisen in den dortigen Testzentren.
Der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Schwaben, Christoph Henzler, verdeutlicht, dass die Schulen aufgerufen sind, passende Testkonzepte selbst zu entwickeln. Diese sollten dann spätestens nach Ostern in Kraft treten. Hintergrund sei, dass die Gegebenheiten an den Schulen recht unterschiedlich seien und es deshalb wenig sinnvoll sei, strenge Vorgaben von außen zu machen, ergänzt der fachliche Leiter des Schulamts für den Landkreis Augsburg, Thomas Adleff, der für die Grund- und Mittelschulen zuständig ist. Viel hänge zudem von der Zahl der tatsächlich gelieferten Tests ab, so Adleff weiter.