Galerie des Kunstvereins Bobingen öffnet wieder
Drei Künstlerinnen verraten im Unteren Schlösschen, wie sie mit der Corona-Krise umgehen
Bobingen Es ist ein Lichtblick für Künstler und ihr Publikum – Ausstellungen dürfen wieder öffnen. Das ist auch Anlass für den Kunstverein in der Galerie im Unteren Schlösschen den Ausstellungsbetrieb wieder aufzunehmen. „Linie Faden Pinselstrich“lautet der Titel dieser ersten Schau nach der dreimonatigen Pause.
Die Ausstellung verweist auf die Techniken, in denen die drei ausstellenden Künstlerinnen gearbeitet haben. Die Linie wird vertreten durch Barbara Auer, die mit Tuschpinsel und -feder über das Wesen des Menschen reflektiert. Bei Conny Kagerer ersetzt der Faden die Tuschfeder, denn ihre Linien sind genäht. Auch sie beschäftigt sich mit dem Menschen, lotet dessen Beziehungen zu seinem Umfeld aus. Für den Pinselstrich – oder genauer – die dynamische Geste mit dem Pinsel steht Ines Roller mit großformatigen, kräftig farbigen Acrylbildern.
Einhellig bestätigen die drei Malerinnen, dass sie froh sind, endlich
auszustellen und sich auf die Resonanz des Publikums freuen. Und sie berichten, wie sie in der Zeit des erzwungenen Rückzugs empfunden und diesen künstlerisch bewältigt haben. Conny Kagerer etwa sah es zunächst positiv: „Ich habe die Zeit sehr intensiv genutzt und konzentrierter als sonst an meinen Projekten gearbeitet“, berichtet sie.
Ines Roller arbeitete gerade für eine Ausstellung anlässlich der Auszeichnung Augsburgs zum „Welterbe Wasser“als das Virus auftauchte. Und „aufgetaucht“nennt sie daher ihre Serie im Stucksaal der Galerie, in welche die Bedrohungen durch Corona einfließen und als abstrakte Ungeheuer quasi aus weißem Nebel auftauchen. „Als ich mich damals mit der Brunnenfigur des Herkules, der gegen die Hydra ankämpfte, beschäftigte, entstanden auf der Leinwand von ganz allein gefräßige Ungeheuer mit furchterregenden Köpfen“, erzählt die in Aystetten lebende Künstlerin.
Ebenfalls abstrahierend führt Conny Kagerer in ihren Arbeiten den Dialog von Farbe, Form und Material: Die menschliche Figur ist – meist als Silhouette – allgegenwärtig. Die Augsburger Künstlerin druckt, zeichnet mit der Nähmaschine und arbeitet mit verschiedenen Materialien, etwa Wachs. In dieser Ausstellung ist es der dezente, aber reizvolle Einsatz von textilen Elementen wie beispielsweise Gaze.
Barbara Auer beobachtete vor allem wie sich Gesellschaft und das Verhalten der Menschen zueinander in letzter Zeit verändert haben. Das regte sie zu einer Reihe von Porwieder traits an, die im Gewölberaum zu sehen sind. Mit den für sie typischen sparsamen aber kraftvollen Linien trifft sie die Charaktere bekannter Persönlichkeiten und von Menschen aus ihrem privaten Umfeld. Sei es Jesus oder ihr Vater – in den Gesichtern der so Porträtierten sucht sie nach Antworten.
Die Schau ist ab 21. März für sechs Wochen in der Galerie im Unteren Schlösschen, Römerstraße 73, zu sehen. Geöffnet ist Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 15 bis 18 Uhr und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Der Zugang richtet sich nach den aktuell geltenden Lockerungsregeln, die den Inzidenzwerten folgen. Gegebenenfalls kann eine Anmeldung unter der Telefonnummer 08234/1344 zu oben angegebenen Zeiten nötig sein.