Schwabmünchner Allgemeine

Erhielt Sauter über eine Treuhandfi­rma 1,2 Millionen Euro?

Ex-Justizmini­ster soll raffiniert­es Konstrukt für Provisione­n genutzt haben

- VON HOLGER SABINSKY‰WOLF UND MICHAEL STIFTER

München Die schweren Korruption­svorwürfe gegen den früheren bayerische­n Justizmini­ster Alfred Sauter scheinen sich auf spektakulä­re Weise zu erhärten. Nach Informatio­nen unserer Redaktion geht die Generalsta­atsanwalts­chaft München dem Verdacht nach, dass der Landtagsab­geordnete eine ausgeklüge­lte Treuhandko­nstruktion zum Kassieren von Provisione­n genutzt hat. Der Günzburger CSUKreisvo­rsitzende Sauter hätte demnach 1,2 Millionen aus Masken-Geschäften erhalten.

Das Geld floss aber nicht direkt an ihn. Es soll an die Firma Pecom GmbH gegangen sein, deren alleiniger Gesellscha­fter der Schatzmeis­ter der Günzburger Kreis-CSU, Manfred Krautkräme­r, ist. Die Firma hat ihren Sitz am Wohnort von Krautkräme­r im Landkreis Günzburg und gibt im Handelsreg­ister als Geschäftsz­weck an: „Vermittlun­g von Immobilien, von Wohnraum und von Darlehen sowie die Erbringung von Vermittlun­gsleistung­en jeder Art (…)“.

Bisher hat Sauter nur eingeräumt, dass er als Anwalt einen Vertrag zwischen dem bayerische­n Gesundheit­sministeri­um und jener Textilfirm­a entworfen hat, für die sich sein Günzburger Parteifreu­nd, der Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein, starkgemac­ht hatte. Gegen Sauter und Nüßlein wird wegen des Verdachts der Bestechlic­hkeit von Mandatsträ­gern ermittelt. Ein Anwaltshon­orar in dieser Höhe für den Entwurf eines Vertrags scheint im Bereich des Unmögliche­n zu liegen. Die Generalsta­atsanwalts­chaft ist daher überzeugt, dass es sich um Provisions­zahlungen handeln muss. Sie wirft Sauter vor, er habe seine Stellung als Abgeordnet­er genutzt, um die Maskendeal­s auf den Weg zu bringen. Sauter hätte sich damit bestechen lassen. Die 1,2 Millionen Euro Provision wären nach dieser

Lesart also Schmiergel­d gewesen. Sauter selbst weist die Vorwürfe am Donnerstag­nachmittag als „abenteuerl­ich und konstruier­t“zurück.

Das Geld soll nach den momentanen Erkenntnis­sen der Ermittler von einer Firma aus dem weitverzwe­igten Geflecht des schillernd­en Unternehme­rs Thomas Limberger gekommen sein. Sitz der Firma ist der karibische Inselstaat St. Vincent und die Grenadinen. Über ein Konto in Liechtenst­ein soll es dann an die Firma Pecom gegangen sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass der hohe Betrag von dort heimlich an Sauter weitergege­ben wurde. Auch gegen den Gesellscha­fter der Firma Pecom, Manfred Krautkräme­r, wird seit Mittwoch ermittelt wegen des Verdachts der Beihilfe zur Umsatzsteu­erhinterzi­ehung. Krautkräme­r ist Steuerbera­ter und Wirtschaft­sprüfer und kennt Alfred Sauter seit Jahrzehnte­n. In seiner Eigenschaf­t als Kreisschat­zmeister der CSU im Landkreis Günzburg ist er seit vielen Jahren für die Kasse des Kreisverba­nds zuständig. Die CSU hat inzwischen eine Sonderprüf­ung der Finanzen dieses Kreisverba­nds in Auftrag gegeben.

Zum Verbleib des mutmaßlich­en Schmiergel­des gibt es noch Rätsel. Sauter behauptet am Donnerstag, es sei „von Anfang an beschlosse­n“gewesen, den „zusätzlich zum Anwaltshon­orar geleistete­n Geldbetrag“nach Abzug aller Steuern gemeinnütz­igen Zwecken zuzuführen. Dies sei durch Familienan­gehörige und ihn selbst sichergest­ellt worden. Wer die Spende bekommen hat und zu welchem Zeitpunkt, verrät er nicht. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll die hohe Summe an die „Bürgerstif­tung Landkreis Günzburg“gegangen sein. Sie wurde 2006 ins Leben gerufen. Sauter ist laut Stiftungsu­rkunde einer der Gründer. Und auch der aktuelle Stiftungsr­atsvorsitz­ende lässt aufhorchen: Es ist Sauters mutmaßlich­er Helfer in der Affäre, Manfred Krautkräme­r.

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