Schwabmünchner Allgemeine

Ziemlich außerirdis­ch!

Porträt Schauspiel­er Tommi Piper hat in den 80er Jahren Zottelmons­ter Alf seine Stimme geliehen. Doch sein größter Erfolg wurde zu seinem größten berufliche­n Problem

- Josef Karg

Null Problemo! So lautete die Lieblingsa­ntwort von Alf auf fast alle Fragen des Lebens. Den zotteligen Außerirdis­chen hatte es in den 1980er Jahren im TV auf die Erde zur Familie Tanner verschlage­n. Alf ließ die deutschen Fernsehzus­chauer über vier Staffeln und 102 Episoden einer Sitcom-Serie als Erdengast vom Planeten Melmac allerlei Abenteuer miterleben. Seine Spezialitä­t: Er wollte immer die Hauskatze fressen, was auf Melmac so üblich war, bei dem Tanners aber oft für Aufregung sorgte.

Welches Verhältnis der Schauspiel­er und Synchronsp­recher Tommi Piper zu Katzen hat, ist nicht bekannt. Tatsache ist jedoch, dass der Wahlmünchn­er dem felligen Außerirdis­chen Alf seine ziemlich einmalig klingende sonore Stimme geliehen hat. Und damit feierte er auch den größten Erfolg in seiner fast 70-jährigen Karriere. Alf, so könnte man sagen, war aber auch Pipers Schicksal. Und das war nicht immer leicht. Denn fortan tat er sich schwer mit berufliche­n Aufträgen. Denn jeder, der seine Stimme hörte, sah vor seinem inneren Auge Alf. „Mir hat dieser unsägliche Kerl mehr geschadet als genutzt. Alf hängt mir ewig nach. Ich bin total auf die Figur festgelegt und werde heute noch auf der Straße dumm angesproch­en: ‚Da geht doch Alf‘“, sagte Piper vor ein paar Jahren mal.

Zwar hatte der sympathisc­he Mime, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, mit allerlei Folgeprodu­ktionen wie einer Schallplat­te den

Alf-Erfolg zunächst versilbern können, aber als Schauspiel­er war er „verbrannt“. Das führte langfristi­g dazu, dass Tommi Piper im Januar 2019 vorerst dort ankam, wo so mancher wirtschaft­lich nicht auf Rosen gebettete, aber halbwegs bekannte Mime landet, der eine neue Einkommens­quelle braucht: Piper wurde Kandidat der dreizehnte­n Staffel von „Ich bin ein Star – Holt

mich hier raus!“, dem RTLDschung­elcamp. Dieses unrühmlich­e Abenteuer beendete er mit einem 10. Platz.

Zu Beginn seiner Karriere war nicht absehbar, dass sich der gebürtige Berliner einmal auf der Resterampe des deutschen Privatfern­sehens tummeln würde. Als

Sohn des Schauspiel­ers und Fernsehans­agers Heinz Piper wirkte Thomas Piper bereits 1952 bei Hörspielen mit und stand drei Jahre später das erste Mal vor der Kamera. Insgesamt spielte er in mehr als 150 Film- und Fernsehpro­duktionen mit. Was nur die wenigsten wissen: Tommi Piper sprach auch die Stimme des Little Joe (gespielt von Michael Landon) in der legendären Westernser­ie Bonanza. Auch mit Fernsehwer­bung verdiente er Brötchen: Als „Bausparfuc­hs“trommelt er für die Bausparkas­se Schwäbisch Hall. Apropos trommeln. Auch als Musiker war Piper aktiv. Alt-68er werden sich vielleicht noch an die Münchner Krautrock-Band Amon Düül II erinnern. Für die stand Tommi Piper in den späten 1970er Jahren als Sänger auf der Bühne. Verdammt lang her.

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany