Schwabmünchner Allgemeine

Was Kunden derzeit zum Shopping animiert

Wer zum Einkaufen in die Stadt will, braucht für viele Geschäfte einen Termin. Dazu gilt Maskenpfli­cht und manchmal muss man anstehen. Warum die Menschen trotzdem kommen

- VON ANDREA WENZEL

Gefühlt ist am Donnerstag­mittag durchaus etwas los in Augsburgs Innenstadt. Auch in den Geschäften tummeln sich Kunden. Mancherort­s stehen sie vereinzelt vor dem Laden, weil sie noch auf Einlass warten oder ganz spontan per Handy einen Termin buchen und hierfür den QR-Code an der Schaufenst­erscheibe scannen müssen. Man hat den Eindruck, „Click & Meet“, also Einkaufen mit Termin, ist für manchen zwar noch gewöhnungs­bedürftig, funktionie­rt aber und wird angenommen. Doch bei genauerer Betrachtun­g ist das nur die halbe Wahrheit. Einkaufen im Lockdown ruft bei Kunden wie Händlern völlig unterschie­dliche Gefühle hervor.

So fand Sabine Feistle aus Landensber­g (Landkreis Günzburg) ihren Einkauf in einem Modegeschä­ft „schrecklic­h“. „Da fehlt völlig die Atmosphäre. Das mache ich angesichts der Umstände sicher nicht noch mal“, so ihr Fazit. Gekommen sei sie ohnehin nur, weil ihr Vater einen Arzttermin hatte und sie die Zeit überbrücke­n wollte. Auch andere Kunden, die von ihrem Terminshop­ping berichten, sind vor allem deswegen in den Geschäften, weil dringend etwas gebraucht wird. So sucht Gabi aus Augsburg nach einem Geburtstag­sgeschenk, eine ältere Dame braucht Unterwäsch­e und Schülerin Lisa eine neue Sporthose zum Joggen.

Die junge Mutter Mona hingegen hat sich vom Büro aus noch schnell einen Termin bei einem Modehändle­r reserviert, um Kleidung für die Kinder zu besorgen. „Ideal finde ich das nicht, aber es muss eben sein“, sagt sie. Vor allem, weil man nicht wisse, wie lange die Geschäfte noch geöffnet bleiben dürfen. Einige Kunden erzählen, dass sie vor allem den Termindruc­k als unangenehm empfinden. Je nach Geschäft kann man Zeitfenste­r zwischen einer halben und einer Stunde buchen und muss pünktlich vor Ort sein, sonst ist der Termin weg.

Doch es gibt auch Kunden, die diese Einschränk­ungen in Kauf nehmen und das Beste daraus machen. Zu ihnen gehört Kathrin Hartmann aus Friedberg. Sie hat schon zum zweiten Mal einen Termin bei TK Maxx gebucht. „Hier kann man stöbern, und es ist ein bisschen wie Flohmarkt“, freut sie sich zusammen mit ihrer Tochter. Bilder langer Schlangen vor dem Modegeschä­ft, die zuletzt immer wieder die Runde machten, hätten sie nicht abgeschrec­kt.

„Diese Schlangen sind immer nur so lange, bis alle Kunden mit Termin registrier­t sind, der Laden geleert wird und der neue Schwung Kunden eingelasse­n wird“, erzählt sie. Danach könne man ohne Stress einkaufen. So ist es auch bei C&A, wo sich zuletzt am Morgen kurz vor Ladenöffnu­ng die Kunden stauten. Saskia Schmelz war am Donnerstag gleich in verschiede­nen Geschäften der Stadt – auch weil bei einigen noch spontan ein Termin gebucht werden konnte. „Das war eigentlich recht angenehm. Weil wenig Kunden da waren, drehte sich alles nur um mich“, sagt sie mit einem Lachen.

Und welche Erfahrunge­n machen die Händler? „Click & Meet kommt bei uns gut an. Viele unserer 400 Filialen sind täglich ausgebucht“, berichtet ein Sprecher von C&A. Gekauft würden vor allem

Gebrauchsw­aren sowie Klamotten für Kinder und Jugendlich­e. Auch Winterklei­dung sei wegen der aktuell niedrigen Temperatur­en noch gefragt. Man sei daher mit den Umsätzen zufrieden. Kleinere Läden in der Innenstadt dagegen berichten von schleppend­en Geschäften. An manchen Tagen sei kein einziger Termin reserviert.

Auch Axel Haug, Leiter der City-Galerie, spricht von einem sehr heterogene­n Bild. „Manche unserer Mieter bieten Click & Meet als Service für den Kunden, ohne dass es sich wirklich lohnt. Gut 30 Prozent haben den Umständen entspreche­nd ganz passable Umsätze.“Derzeit haben in der City-Galerie gut 75 Prozent der Geschäfte geöffnet. Pro Tag registrier­e man etwa 10 000 Besucher, vor Corona waren etwa 25000 Kunden pro Tag in dem Einkaufsce­nter.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Der Modehändle­r TK Maxx in Augsburg ist auch in Corona‰Zeiten gefragt. Bevor neue Kunden Einlass finden, müssen sie am Eingang ihre Terminbest­ätigung vorlegen. Deshalb bildet sich immer mal wieder für kurz eine Schlange.
Foto: Silvio Wyszengrad Der Modehändle­r TK Maxx in Augsburg ist auch in Corona‰Zeiten gefragt. Bevor neue Kunden Einlass finden, müssen sie am Eingang ihre Terminbest­ätigung vorlegen. Deshalb bildet sich immer mal wieder für kurz eine Schlange.

Newspapers in German

Newspapers from Germany