Kirchen haben geliefert
Die Regierenden in Bund und Ländern sammeln derzeit nur wenige Bonuspunkte für ihren Umgang mit der Krise. Die Probleme sind ebenso bekannt wie zahlreich: schleppende Impfkampagnen, fehlende Testkapazitäten, bestenfalls nebulöse Zukunftsperspektiven für Wirtschaft, Kultur- und Bildungseinrichtungen verbunden mit bangen Blicken auf die täglichen Inzidenz-Meldungen. Man sollte meinen, dass dies ausreichend Baustellen wären. Umso mehr verwundert, dass sich die Politik nun auch noch den Ärger der Kirchgänger einhandelt.
Die Enttäuschung der Verantwortlichen der Kirchen ist in den ersten Reaktionen ebenso spürbar wie nachvollziehbar. Denn sie haben ähnlich wie die Gastronomie ausgeklügelte Hygienekonzepte entwickelt und durften deren Wirksamkeit, anders als die Wirte und Hoteliers, auch unter Beweis stellen. So freudlos Gottesdienste mit weiten Abständen und ohne gemeinsame Gesänge auch sind – die Kirchen haben es erwiesenermaßen geschafft, Messfeiern zu organisieren, ohne massive Infektionsherde zu erzeugen. Die Gläubigen haben als Helfer und disziplinierte Besucher ihren Teil dazu beigetragen.
Warum die Politik nun glaubt, das größte Fest des Kirchenjahres ein zweites Mal ausbremsen zu müssen, erschließt sich nicht. Natürlich kommen zu Ostermessen mehr Menschen, doch die Grenzen der Corona-Kapazität werden in manchen Kirchen auch an normalen Sonntagen erreicht. Viele Gemeinden haben zudem schon seit den ebenfalls kurzfristig abgesagten Weihnachtsgottesdiensten digitale Anmeldesysteme in der Hinterhand. Die Kirchenvertreter haben durchaus Argumente, um selbstbewusst in die Gespräche zu gehen.