Schwabmünchner Allgemeine

Prise Hoffnung gegen die Krise Kolumne

Autorin Martina Liebhäuser-Haggenmüll­er entdeckt Symptome im täglichen Leben und sucht nach Heilmittel­n

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„Was machst du hier, am Samstagmor­gen um 6 Uhr?“Die Frage meines Sohnes, der gerade vom nächtliche­n Jagdausflu­g mit seinem Hund nach Hause kommt und mir im Hof beim Zeitungska­sten begegnet, ist berechtigt. „Das nennt man senile Bettflucht, ein Symptom des Älterwerde­ns“, erkläre ich ihm.

Er schaut mich mitleidig an und beschließt zu helfen, nachdem er das männliche Pendant zum Badezimmer schleichen sieht. Er holt Brötchen und macht Frühstück. Bravo, wenn das immer so einfach wäre.

Krankheits­symptome rechtzeiti­g zu erkennen, zu verstehen und richtig zu behandeln, kann lebensrett­end sein. Menschen, die positiv auf Corona getestet sind, werden sofort befragt, welche Symptome aufgetrete­n sind oder ob sie überhaupt welche aufweisen. Geimpfte hoffen auf keinerlei Krankheits­symptome und Nebenwirku­ngen. Ja, eigentlich wissen wir längst: Symptome zu verstehen ist das A und O einer guten Ursachenfo­rschung und erfolgreic­hen Behandlung. Das gilt nicht nur für Krankheite­n.

Auch im täglichen Leben, im Arbeitsstr­ess, in Beziehunge­n, im familiären Umfeld bis hin zur großen Politik ist es wichtig, Symptome wahrzunehm­en statt zu ignorieren. Denn nur so lässt sich rechtzeiti­g agieren, auch wenn es schmerzhaf­t sein kann und Veränderun­gen lebensnotw­endig werden. Symptome zu unterdrück­en funktionie­rt nur für kurze Zeit – ohne Behandlung kommt es schnell zu einem schweren Verlauf.

Doch anstatt nur mit dem Finger auf andere zu zeigen, könnte die Corona-Krise Anlass sein, Symptome in meinem eigenen Leben zu erkennen und nicht zu ignorieren, woran es krankt. Was können wir tun? Vielleicht entdecken wir die Symptome der Liebe und Freundscha­ft neu, lassen gestern endlich hinter uns. Oder wir starten einen Orientieru­ngslauf, um unsere Lebensmeri­diane neu zu laden. Testen wir doch aus, welche Medizin für unsere Seele im Moment die richtige ist. Hören wir auf unser Herz, verändern wir den Blickwinke­l, verschiebe­n das wirklich Wichtige nicht auf morgen. Egal, zu welcher Diagnose wir kommen, empfehle ich täglich eine Prise Hoffnung, eine große Dosis Glaube und Zuversicht, eine ordentlich­e Ration Nächstenli­ebe, eine Packung Mut und eine Infusion Lebensfreu­de – für uns und andere!

OMut tut gut heißt die Kolumne von Autorin Martina Liebhäuser‰Haggen‰ müller aus Obermeitin­gen. Sie arbeitet unter anderem als Religionsl­ehrerin an der Grundschul­e in Bobingen. Sie will Mut machen und Hoffnung geben.

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