Auf Coron dem Coronavirus entflohen
Tobias Fendt aus Altenmünster lebt seit einem Jahr auf den Philippinen. Die Hälfte davon musste er in Quarantäne verbringen. Jetzt entdeckt er das Inselparadies
Altenmünster
Wer in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet wird, muss für 14 Tage in Quarantäne. Darüber kann Tobias Fendt nur müde lächeln. Fast sechs Monate war der Altenmünsterer auf den Philippinen ununterbrochen in den eigenen vier Wänden gefangen. So lange dauerte dort nämlich der erste Lockdown, der wesentlich strenger gehandhabt wurde als hierzulande. „Überall gab es Checkpoints, teilweise patrouillierte sogar das Militär“, berichtet der 32-Jährige, der trotzdem noch immer auf den Philippinen weilt.
Nachdem er seine Wohnung in Altenmünster gekündigt hatte, weil er für ein bis zwei Jahre die Philippinen per Backpack erkunden wollte, ist er am 28. Februar zunächst nach
Bangkok geflogen. Von dort ging es am 4. März weiter nach Cebu City. Dort hat er eine Airbnb-Wohnung in einer Wohnsiedlung mit 15 Appartement-Gebäuden gefunden. „Geplant war, dass ich hier vier Wochen bleibe“, berichtet der Weltenbummler, der sich selbst als digitalen Nomaden bezeichnet. Doch daraus wurden fast sechs Monate. „Anfangs waren die Covid-Zahlen noch relativ niedrig, doch mit der Zeit wurde Cebu City zum Hotspot auf den Philippinen“, berichtet Fendt.
Am 28. März ab 0.00 Uhr begann tatsächlich der Lockdown. Fortan benötigte man einen QuarantänePass von der Stadtverwaltung, um das Haus zu verlassen und Einkäufe erledigen zu können. Diesen Pass hat Fendt erst Mitte September bekommen.
Damit konnte er sich dann endlich einem Corona-Test unterziehen, Bescheinigungen des Gesundheitsamtes, der Gemeindeverwaltung und eine Reisegenehmigung besorgen. Über Manila ist er dann
Butuan City weitergeflogen, wo auch seine Freundin lebt. Dort hat er sich ein Haus gemietet.
„Als ich hier im September 2020 ankam, wollte ich mir einen Quarantäne-Pass holen, den man braucht, um Malls und große Geschäfte zu besuchen. Man hat mir gesagt, dass ein Ausländer diesen nur bekommt, wenn man sechs Monate in der Stadt lebt“, erzählt Tobias Fendt. „Das war in Ordnung für mich, da ich Freunde hier hatte, die für mich einkaufen gehen konnten. Ironischerweise hat man dieses Gesetz vor Kurzem abgeschafft. Genau jetzt, wo ich sechs Monate hier in Butuan bin – aber auch das ist normal auf den Philippinen.“
Sieben Stunden beträgt der Zeitunterschied zu den 7641 Inseln im Pazifischen Ozean, auf denen immer noch Lockdown herrscht. „Aber nicht so schlimm wie in Deutschnach land“, berichtet Fendt, trotz 2000 bis 3000 neu Infizierten am Tag. Auch das Reisen innerhalb des Landes ist wieder möglich. „Man muss 48 Stunden vorher einen PCR-Test machen und online ein Formular ausfüllen“, freut sich der 32-Jährige, dass er zuletzt mit seiner Freundin Mariel ein paar Tage an einem beliebten Ferienziel verbringen konnte. In Coron Palawan, einer Touristenattraktion mit endlosen
Sandstränden und spektakulären Felsformationen. „Das nächste Reiseziel lautet in ein paar Wochen Boracay“, lacht Tobias Fendt.
An eine Rückkehr nach Deutschland denkt er momentan noch nicht so schnell: „Ich könnte zwar jederzeit nach Hause fliegen, aber nicht mehr zurück auf die Philippinen. Deswegen werde ich zum letzten Mal mein Visum verlängern.“Insgesamt kann man 18 Monate mit einem Touristenvisum, das alle zwei oder sechs Monate verlängert werden muss, auf den Philippinen bleiben. „Danach muss ich ausreisen, kann aber theoretisch am nächsten Tag wieder einreisen, und das ganze Spiel beginnt von vorn“, so Fendt, dessen Visum also im September ausläuft.
Dann will er seine Eltern in Deutschland besuchen, hofft aber, dass er nach ein paar Wochen wieder zurück auf die Philippinen fliegen kann. Doch derzeit gibt es immer noch keine internationalen Flüge für Touristen zu den Philippinen. „Besonders nicht von den USA oder Deutschland, da es dort so viele Fälle gibt.
Und voraussichtlich braucht man dazu Impfung und Impfpass, um zu fliegen“, sagt Tobias Fendt, der es mittlerweile mit asiatischer Gelassenheit nimmt: „Mal schauen, wie es bis dahin aussieht.“Wer sechs Monate in Quarantäne gesessen hat, den kann so schnell nichts mehr aus der Ruhe bringen.