Kuka baut weniger Jobs in Augsburg ab
Ursprünglich sollten bis zu 270 Arbeitsplätze wegfallen. Trotz roter Zahlen will der Konzern Experten halten. Nach dem Ausnahmejahr blickt Manager Peter Mohnen nach vorn: Wo er eine schnelle Erholung erwartet – und wo nicht
Augsburg Im August 2020 hatte sich Kuka-Chef Peter Mohnen in einer Video-Botschaft an die Beschäftigten gewandt. Er schloss nicht aus, beim Personal noch einmal den Rotstift anzusetzen. Nach Monaten der Ungewissheit stand schließlich im November fest: Der Roboter- und Anlagenbauer will am Hauptsitz in Augsburg, wo nach schon zuvor erfolgten Stellenstreichungen rund 3500 Frauen und Männer beschäftigt waren, bis zu 270 weitere Arbeitsplätze abbauen. Der Manager versicherte, bei Kuka werde es, was die Jobs betrifft, „keinen Rundumschlag“geben. Das bestätigt sich nun. Zwar hält der Maschinenbauer an einem deutlichen Stellenabbau fest, doch dem Effizienzprogramm fallen nicht 270 Arbeitsplätze zum Opfer. Mohnen sagte bei der digitalen Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Augsburg: „Die Zahl wird im mittleren zweistelligen Bereich tiefer liegen.“Noch nennt der Kuka-Chef keine Details. Die Verhandlungen zwischen Arbeitnehmerund Arbeitgeberseite über die Personaleinschnitte laufen weiter.
Kuka bekam die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie massiv zu spüren. „Hinter uns liegt ein hartes Jahr, ein Ausnahmejahr“, meinte Mohnen. Trotz eines Aufschwungs im Herbst schloss Kuka 2020 mit erwartet hohen Verlusten ab. Kurz vor Weihnachten warnte der mehrheitlich zum chinesischen Haushaltsgeräte-Konzern Midea gehörende Automatisierungsspezialist die Anleger bereits. Die schlechte Botschaft lautete: Der Maschinenbauer rechnet für 2020 mit einem negativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von minus 108 bis minus 118 Millionen Euro.
Die Prognose hat sich bewahrheitet: Die Kuka AG schloss das erste Corona-Jahr mit einem Verlust (Ebit) von 113,2 Millionen Euro ab, während 2019 noch ein Gewinn von 47,8 Millionen Euro zu verzeichnen war. So betonte Mohnen: „Straffere Strukturen sind notwendig, um für einen Markt gerüstet zu sein, der bereits vor der Pandemie schwierig war und der sich nur langsam erholen wird.“Um das Unternehmen zu stabilisieren, hat das Management „umfassende Spar- und Effizienzmaßnahmen“eingeleitet.
Der Maschinenbauer leidet nach wie vor unter der Pandemie: Der Auftragseingang sank 2020 um 12,5 Prozent auf rund 2,79 Milliarden Euro, während der Umsatz sogar um 19,4 Prozent auf etwa 2,57 Milliarden Euro einbrach. Die Verantwortlichen des Roboter- und Anlagenbauers rechnen damit, dass die Branche erst in zwei Jahren wieder das Umsatzniveau der Vor-CoronaZeit erreicht. Im Automobilbereich könnte die Aufholjagd sogar zwei bis fünf Jahre dauern. Die Zurückhaltung der Auftraggeber spürte Kuka vor allem im Automobilbereich. Finanzvorstand Andreas Pabst räumte ein: „Hier haben Kunden massiv gespart. Der Wettbewerbsdruck war hoch.“Das bekam der „Systems“heißende Anlagenbau zu spüren, hängt er doch stark vom Wohl der Autoindustrie ab. Hier fiel der Umsatzrückgang mit 27,4 Prozent auf 671,6 Millionen Euro besonders schmerzlich aus.
Doch es gibt auch positive Tendenzen. Mohnen verwies darauf, dass Kuka „netto schuldenfrei und mit einer stabilen Finanzlage“aus diesem Geschäftsjahr geht. Der Free Cashflow, also die freien Finanzmittel, lagen bei 37 Millionen Euro und damit deutlich höher als in den Vorjahren. Die Kenngröße ist gerade in Krisenzeiten wichtig. Das Unternehmen spart in einer schwierigen Lage nicht an Ausgaben für Innovationen: Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung stiegen 2020 auf 178 Millionen Euro, während es 2019 noch 160,5 Millionen Euro waren. Einige Kuka-Bereiche wie die Logistik, die etwa Automatisierungslösungen für Krankenhäuser und Apotheken liefern, konnten leicht positive Ergebnisse abliefern.
Der Kuka-Chef ist auch deshalb für 2021 zuversichtlich, weil der Konzern schon im vergangenen Jahr mehr Aufträge auf dem weltweit am stärksten wachsenden Robotermarkt in China einfahren konnte. Für dieses Jahr gilt die Devise: „Wir werden in China deutlich wachsen.“
Um in Branchen außerhalb der Autoindustrie stärker Fuß zu fassen, entwickelt der Konzern ein neues Betriebssystem und will auf der digitalen Hannover Messe im April Einblicke in die Innovation geben. So viel steht fest: Roboter lassen sich damit einfacher handhaben. Mohnen verspricht: „Dauerte es früher rund sechs Stunden, bis ein Standard-Roboter in Betrieb genommen werden konnte, geht das mit der neuen Steuerung in etwa so schnell, wie ein Fußballspiel dauert.“
Der Kuka-Chef hat sich zum Ziel gesetzt, „Robotik für alle verfügbar machen“. Die Eintrittsschwelle in Automatisierung soll erheblich sinken. „Das ist unsere Mission für 2030“, kündigte er an. Seiner Ansicht nach wird Automatisierung mittelfristig ein Gewinner der Krise sein. In den nächsten zehn Jahren würden weltweit immer mehr Menschen mit Robotern arbeiten. Mohnen glaubt: „Robotik wird Mainstream.“Damit gehören die Helfer wie Laptops, Tablets und Smartphones zum Leben dazu.