„E.T. auf Bayerisch war eine geniale Idee“
Rupert Seidl spielte den Dorfdeppen im Film „Xaver und sein außerirdischer Freund“, der vor 35 Jahren zum ersten Mal gezeigt wurde. Er schwärmt von den Dreharbeiten und für die Stauden
Landkreis Augsburg Der Film „Xaver und sein außerirdischer Freund“hat noch immer viele Fans: Die Science-Fiction-Komödie, die in den Stauden gedreht wurde, war vor 35 Jahren zum ersten Mal zu sehen. Die Hauptrolle spielte Rupert Seidl. Er lebt heute in Duisburg und erinnert sich gerne an die Zeit und die Stauden, die in Filmkritiken als Bayerns Wilder Westen bezeichnet wurden.
Würden Sie heute noch einmal vor die Kamera gehen, um in die Rolle des Xavers zu schlüpfen?
Rupert Seidl: Ja, das würde ich wirklich gerne. Ich bin heute mit 65 Jahren nach einer langen Theaterkarriere zwar bedeutend älter. Aber Xaver könnte ja aus dem Weltraum zurückkehren.
Gab es denn schon einmal die Idee zu einem neuen Drehbuch?
Seidl: Nein, eigentlich nicht. Ich hab mich ehrlicherweise aber auch nicht sonderlich dafür engagiert. Aber es wäre eine tolle Sache.
Was zeichnet Xaver aus?
Seidl: Er ist jemand, den man Dorfdepp nennt. Eine wunderbare Figur. Zum Typus Dorfdepp gibt es eine Anekdote: Ihm werden immer wieder fünf Euro und fünf Cent angeboten. Alle amüsieren sich, dass er nur die fünf Cent nimmt. Einer fragt ihn dann, warum er so saublöd ist. Der Dorfdepp schaut daraufhin nach links und nach rechts und sagt dann: „Wenn ich einmal die fünf Euro nehme, dann probieren sie’s doch nie wieder.“Schlauheit, absolute Selbstständigkeit und einen hohen Grad an Emanzipation haben eigentlich nur Underdogs. So einer ist der Xaver. Er kommt auch mit einem sehr geringen Vokabular aus.
Haben Sie jemals nachgezählt, wie viele Worte es im Film waren?
Seidl: Ich glaube, im ganzen Film hat der Xaver nicht mehr als 30 Vokabeln benutzt. Aber mit denen kann er alles ausdrücken. Er kann damit Freundschaften fein ausbalancieren. Ehrgeiz hat er allerdings nicht. Dafür entwickelt er eine ungeheure Kreativität, wenn es um Freundschaft geht. Er beweist auch Überzeugungskraft. Das alles hat mir sehr gefallen.
Xaver ist auch ein liebevoller Kerl, der selbstlos anpackt und hilft. Brauchen
wir heute mehr Menschen vom Schlag Xaver?
Seidl: Ja freilich, solche Menschen kann es nie genug geben.
Der Film wurde weit über die Stauden bekannt, obwohl er eher einfach ist und vor allem ein Gaudi-Publikum bedient. Haben Sie eine Erklärung, warum „Xaver“so erfolgreich geworden ist?
Seidl: Es ist eine richtig geniale Idee gewesen: E.T. auf Bayerisch. Auf einmal hatten die Stauden und ganz Bayern einen eigenen E.T. Der Film ist einfach, er ist auch wild und ungezogen. Das macht ihn für ein junges Publikum außerordentlich attraktiv. Bayerische Jugendliche können sich wunderbar mit Xaver identifizieren. Ich war zum 20-jährigen Fest des Films in Mittelneufach. Dort standen 7000 Jugendliche aus ganz Bayern auf den Biertischen und haben alle Dialoge mitgesprochen. Der absolute Wahnsinn! Mit Sicherheit hängt auch viel mit der Figur von Xaver zusammen. Er ist ein bayerischer Archetyp. Zum Erfolg des Films hat außerdem beigetragen, dass die Darsteller sehr klug ausgewählt worden waren. Die einzigen Profis damals waren Heinz-Josef Braun, Carlos Pavlidis und ich. Die anderen kamen überwiegend von bayerischen Laientheatern.
Alle haben dann später ihren Weg gemacht.
Seidl: Das stimmt. Zum Beispiel Gaby Fischer, die damals noch auf keiner Schauspielschule war. Xaver war ihr erster großer Film. Die Laienbesetzung hatte eine große Wirkung – alle Schauspieler waren Menschen, die man aus dem Dorf kennt. Keine Stars. Es waren hinreißende Kollegen. Ich habe viele wunderbare Erinnerungen an sie. Leider sind Carlos Pavlidis und Werner Possardt schon gestorben.
Wie haben Sie damals die Stauden erlebt?
Seidl: Wunderschön. Damals war auch der Kontakt zur Bevölkerung sehr intensiv. Jeder hatte sich eingebracht. Die Menschen waren begeistert, sie haben die ganze Sache zu ihrem Film gemacht. Das war außerordentlich schön. Besondere Erinnerungen habe ich an Hermann Zott aus Mittelneufnach oder die Feuerwehr Mittelneufnach, die alles ermöglicht hatte. Es war wirklich eine ganz tolle Zeit.
Eine ganze Region war auf den Beinen für einen Film: Haben Sie so etwas in Ihrer späteren Karriere noch einmal erlebt?
Seidl: Nein, der Film war in vielerlei Hinsicht ein Glücksfall.
Gibt es noch Kontakte und Freundschaften aus der Zeit?
Seidl: Alle paar Jahre treffe ich Heinz-Josef Braun wieder. Wir tauschen uns auch über Facebook aus. Man freut sich, wenn man wieder voneinander hört. Gaby Fischer würde ich gerne wieder treffen.
Was ist ihr Lieblingszitat aus dem Xaver-Film?
Seidl: Wenn ich mich zwei Tage wieder mit dem Drehbuch beschäftige, dann hätte ich die Sätze sofort wieder drauf. Wunderbar ist natürlich: „Mei Maschi is hi.“Eigentlich war jeder Satz wunderbar.