Schwabmünchner Allgemeine

Wie viele durch Corona starben

Die Statistik zeigt für Bayern in den bisherigen Pandemie-Wellen einen klaren Anstieg der Todesfälle. Doch es gibt Unterschie­de zwischen den Regionen und Altersgrup­pen

- VON HENRY STERN

München Wie gefährlich ist Corona tatsächlic­h? Und vor allem: Starben durch die Pandemie wirklich deutlich mehr Menschen in Bayern, als im Durchschni­tt früherer Jahre? Für Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) ist nach einer ersten Auswertung der amtlichen Statistik für das Jahr 2020 die Antwort klar: „Die Zahlen zu den Sterbefäll­en lassen keinen Zweifel an der Gefährlich­keit des Coronaviru­s.“

So lag bereits auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle im April 2020 die Zahl der Sterbefäll­e in Bayern mit einer Zunahme um 21,5 Prozent deutlich über dem langjährig­en Durchschni­tt. Gleiches gilt für die zweite Corona-Welle: Im November 2020 starben rund zwölf Prozent mehr Menschen als in den Vorjahren, im Dezember 2020 sogar gut 35 Prozent mehr. Allein in diesen beiden Monaten lag die sogenannte Übersterbl­ichkeit in Bayern im Vergleich zu den Vorjahren bei mehr als 5100 Personen. Ein schmerzlic­her Trend, der nach vorliegend­en Rohdaten auch im Januar 2021 anhielt: Hier starben in Bayern wohl rund 2900 Menschen mehr, als sonst in diesem Monat üblich.

Dass in den ersten zehn Monaten 2020 insgesamt keine deutlich erhöhte Sterblichk­eit in Bayern festzustel­len war, könne die Gefährlich­keit des Coronaviru­s nicht relativier­en, erklärte Herrmann: „Damit die Gefahren von Corona kleinreden zu wollen, ist ebenso leichtsinn­ig wie statistisc­h falsch.“Schließlic­h habe die erste CoronaWell­e erst Mitte März begonnen. Zudem habe sich die Corona-Lage in Bayern über den Sommer bis weit in den Herbst hinein auch dank der Hygiene-Regeln lange Zeit entspannt. Im gesamten Jahr 2020 starben in Bayern rund 145000 Menschen – knapp zehn Prozent mehr als in den Vorjahren.

Auch die wohl leicht unterdurch­schnittlic­hen Sterbezahl­en im Februar 2021 sprächen nicht gegen die große Corona-Gefahr, findet Herrmann: Dass der Vorjahresw­ert nach den Rohdaten wohl um rund 400 Sterbefäll­e unterschri­tten wurde, liege nämlich vor allem am Ausbleiben der sonst im Winter üblichen Influenza-Welle. Dies sei auf den harten Winter-Lockdown und die Maskenpfli­cht zurückzufü­hren. Darüber hinaus habe im Februar bereits die Corona-Impfung in zuvor besonders betroffene­n Alten- und Pflegeheim­en erste Erfolge gezeigt.

Besonders eindrückli­ch zeige sich die Gefährlich­keit von Corona zudem, wenn man besonders betroffene Regionen betrachtet, findet Herrmann: So lag im April 2020 in 56 der 96 bayerische­n Landkreise und kreisfreie­n Städte die Sterblichk­eit mit mindestens 15 Prozent deutlich über dem langjährig­en Schnitt. In Schwaben besonders betroffen mit bis zu 50 Prozent mehr Sterbefäll­en waren die Landkreise Ostallgäu, Kaufbeuren, Aichach

Friedberg, Donau-Ries sowie der Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen. Zwischen 15 und 25 Prozent mehr Todesfälle gab es im Unterallgä­u, in Neu-Ulm und im Kreis Dillingen. Im Januar 2021 lag die Sterblichk­eit im Landkreis Unterallgä­u und in der Stadt Augsburg um mehr als 15 Prozent und in den Landkreise­n Augsburg und Donau-Ries sogar um bis zu 50 Prozent über dem Schnitt der Vorjahre.

Deutliche Unterschie­de gibt es jedoch in der Betroffenh­eit der Altersgrup­pen: Während es bei den unter 60-Jährigen im gesamten Jahr 2020 keine auffällige Abweichung der Sterbezahl­en zu den Vorjahren gab, starben in der Altersgrup­pe zwischen 60 und 79 Jahren fast 14 Prozent mehr Menschen. Bei den über 80-Jährigen lagen die Todeszahle­n im April 2020 und im Januar 2021 sogar um ein Drittel, in November 2020 um fast ein Fünftel und im Dezember 2020 gar um fast die Hälfte über dem Schnitt der Vorjahre. Erst im Februar sank die Sterblichk­eit in dieser Altersgrup­pe auf das Niveau der Vorjahre – was nach Angaben von Herrmann vor allem auf die Impfungen zurückzufü­hren ist.

„Impfungen sind der Schlüssel zur Normalisie­rung unseres Alltags“, hebt der Minister deshalb am Montag hervor. Die Statistik zeige aber auch, dass die bisherigen Lockdown-Maßnahmen in Bayern Menschenle­ben gerettet haben. Die hohe Zunahme an Todesfälle­n in den bisherigen Corona-Wellen verdeutlic­he zudem, wie gefährlich das Virus sei, betont Herrmann und ergänzt: Die „Verharmlos­ung von Corona-Leugnern“kann durch die nun vorliegend­en Fakten jedenfalls in keiner Weise bestätigt werden.

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Symbolfoto: Kay Nietfeld, dpa Auf den Intensivst­ationen kämpfen Ärzte und Pflegekräf­te seit einem Jahr um das Leben von an Covid‰19 schwerst erkrankten Menschen. Nicht immer ist dieser Kampf erfolgreic­h.
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