Schwabmünchner Allgemeine

Manislavic erzielte das erste Tor des Monats für seine große Liebe

Die Beziehung des Mittelstür­mers und des Vereins ging trotzdem in die Brüche. Auch im zweiten Versuch. Doch der Serbe ist treu

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Die Medaillenü­bergabe nahm Mitte Dezember 2002 natürlich Augsburgs bekanntest­er Bürger vor: der Kasperl. Es war auch etwas ganz Besonderes, was Vladimir Manislavic gelungen war. Der Mittelstür­mer hatte am 30. November 2002 im Punktspiel gegen den VfR Aalen das „Tor des Monats“erzielt. Der damals 28-Jährige war der erste Gewinner des FC Augsburg in der nun 50-jährigen Geschichte des KultWettbe­werbes der ARD-Sportschau. Zwei weitere, Torsten Oehrl (2010) und Torhüter Marwin Hitz (2015), sollten noch folgen.

Es lief die 59. Minute, als der in der Halbzeit für Marcelo Martins eingewechs­elte Manislavic per Seitfallzi­eher zum 1:0 (Endstand 3:0) traf. „Natürlich kann ich mich noch erinnern“, sagt der Serbe. „Die Ecke kam von links von Jörg Bode, Kreso Kovacec hat per Kopf abgelegt und ich hab ihn dann volley genommen.“ Ein spektakulä­rer Treffer, der fast nur den 1250 Zuschauern im Rosenausta­dion vorbehalte­n geblieben und damit nicht wählbar gewesen wäre. „Zufällig war ein Team des Bayerische­n Rundfunks da und hat gedreht“, erzählt Manislavic. Fernsehauf­nahmen vom damaligen Regionalli­ga-Aufsteiger waren nicht selbstvers­tändlich.

Die legendäre Medaille überreicht­e ihn dann sein Trainer Ernst Middendorp und eben der Kasperl. „Sie liegt bei mir im Schrank“, sagt Manislavic. Gebracht habe sie ihm damals nicht viel. „Es war eine schwierige Zeit.“Im Juli 2001 war der kantige Mittelstür­mer von Dynamo Dresden zum Bayernligi­sten gewechselt. Mit 23 Toren hatte er maßgeblich Anteil am Aufstieg unter Trainer Gino Lettieri. Der wurde dann in der Sommerpaus­e durch Ernst Middendorp, 62, ersetzt. Der Ex-Bielefeld-Trainer brachte Bundesliga-Flair

nach Augsburg. Und einige Ex-Profis wie Jörg Bode, Jörg Reeb oder André Hofschneid­er. FCA-Chef Walther Seinsch ließ sich das viel Geld kosten. Fünfstelli­ge Monatslöhn­e sollen teilweise geflossen sein. „Ach, da hat man viel spekuliert. Bei mir war es nur vierstelli­g“, sagt Manislavic und lacht. Damit gehörte er nicht zu den Spitzenver­dienern. Ob er 20 Jahre zu früh Fußball-Profi wurde? „Ich weiß nicht, solche Mittelstür­mer wie ich sind doch fast ausgestorb­en.“

Auch sportlich lief es nach seinem „Tor des Monats“nicht mehr rund. Er war zwar Publikumsl­iebling in der Rosenau, doch immer wieder von Verletzung­en geplagt, reichte es weder unter Middendorp noch unter Armin Veh zum Stammspiel­er. Als Veh dann im September 2004 durch Rainer Hörgl abgelöst wurde, wurde es noch schlimmer. Die beiden fanden keinen Draht zueinander. „Ich bekam keine Chance. Dann hat er nur gesagt, ich soll meine Koffer packen“, erzählt Manislavic. Tief verletzt und mit neun Minuten Einsatzzei­t unter dem späteren Aufstiegst­rainer wechselte er im Sommer 2005 zum SSV Ulm, um wenig später seine Profi-Karriere zu beenden. Augsburg ist aber seine Heimat geblieben. „Ich lebe mit meiner Frau schon 20 Jahre hier“, sagt Manislavic, der als Sachbearbe­iter

bei der Spedition BTG am Standort Olching arbeitet.

Einige Jahre blieb der 47-Jährige danach dem Fußball als Trainer treu. Unter anderem auch in der Saison 14/15 im Trainersta­b der FCAA-Junioren. „Ich wäre gerne geblieben, hätte meine Lizenzen gemacht und dann auch eine Jugend übernommen. Aber der damalige Chef, Manuel Baum, war dagegen.“

Manislavic wurde wieder von seiner großen Liebe enttäuscht. „Ich habe dann in einem Interview mal gesagt, der FCA ist mir egal. Das stimmt aber nicht. Vor Corona habe ich noch regelmäßig in der Traditions­mannschaft gespielt. Der FCA liegt mir immer noch am Herzen.“

Dazu trägt auch das Tor des Monats bei: „Ich bin damit im Geschichts­buch des FCA gelandet und das macht mich schon stolz.“(ötz)

● Lesen Sie in Kürze, wo Torsten Oehrl seine Medaille aufbewahrt.

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Foto: A. Kaya Der Kasperl und Vladimir Manislavic. Zwei berühmte Augsburger.

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