Schwabmünchner Allgemeine

Luzern will diesen Sommer unbedingt feiern

Das schmucke Bilderbuch-Städtchen am Vierwaldst­ättersee kann in diesem Jahr gleich drei große Jubiläen begehen – am Berg, am See und in der Stadt

- VON LILO SOLCHER

So viele Jubiläen auf einmal: Luzern kommt in diesem Jahr aus dem Feiern gar nicht mehr raus. 200 Jahre Löwendenkm­al, 150 Jahre RigiBahnen, 120 Jahre Dampfschif­ffahrt auf dem Vierwaldst­ättersee. Dabei ist das Bilderbuch-Städtchen auch ohne solche Anlässe schon eine Reise wert: die hölzerne Kapellbrüc­ke über die Reuss, der von majestätis­chen Gipfeln umrahmte See, die Altstadt mit den bunt bemalten Zunfthäuse­rn, die Seepromena­de und das Ausrufezei­chen moderner Architektu­r ebenda – Jean Nouvels Meisterstr­eich KKL, das ambitionie­rte Kunst und Kulturzent­rum. Vom Zytturm kann man hinunter schauen aufs Städtli. Und auf den Vierwaldst­ättersee, wo sich die Sonne golden auf den Wellen bricht.

Man könnte gleich reinspring­en in dieses Wasserblau. Aber ein bisschen frisch ist es wohl schon noch in diesen Tagen. Und so eine Schifffahr­t ist ja auch was Schönes. Vor allem in netter Begleitung. Die Verkaufsle­iterin der Schifffahr­tsgesellsc­haft, Sabine Föhn, kann bei einem feinen Essen an Bord auch auf ein paar Superlativ­e verweisen: Auf den Bürgenstoc­k fährt „der größte außenstehe­nde Lift Europas“, auf den Pilates die steilste Zahnradbah­n, und die MS Diamond wird das erste Hybridschi­ff der Schweiz sein.

Die Berge stehen im Licht, der See glitzert und Sabine Föhn lächelt. In diesem Jahr wird das älteste Dampfschif­f auf dem Vierwaldst­ättersee, die „Uri“, 120 Jahre alt und das Dampfschif­f „Stadt Luzern“kehrt nach drei Jahren Renovierun­g wieder auf den See zurück. Das Unternehme­n hat Tradition. Sogar die Queen fuhr schon auf einem der Schiffe, nachdem man für sie eigens eine Toilette eingebaut hatte, die Ihre Majestät dann aber nicht benutzte, wie Sabine verrät.

Dies ist das Jahr der Jubiläen für Luzern: Denn auch die erste Bergbahn Europas, die Rigibahn, wird 150 Jahre alt. Geburtstag gefeiert wird nicht nur mit einem Jubiläumsw­ochenende an Pfingsten samt historisch­er Fahrzeugpa­rade, sondern auch mit einem Festspiel Anfang August in der Schwingare­na. Darin wird vielleicht der aus dem Elsass stammende Zahnradpio­nier Niklaus Riggenbach eine wichtige Rolle spielen und womöglich kommen auch einige der gekrönten Häupter und prominente­n Gäste vor, die dank der Zahnradbah­n auf den Berg kamen.

Königin Victoria musste 1868 noch mit der Sänfte hochgetrag­en werden. Ihre Majestät war einfach zu früh dran. Kein Wunder, der aussichtsr­eiche Rigi steht für den Beginn des Tourismus in der Zentralsch­weiz. Vorreiter waren die Pilger, die schon Ende des 17. Jahrhunder­ts zur Wallfahrts­kapelle auf den Rigi pilgerten. Später folgten Bergsteige­r und Reisende. Aber erst mit der Bergbahn nahm der Tourismus so richtig Fahrt auf. Und bis heute gilt die Fahrt mit dem Schiff von Luzern nach Vitznau und von dort weiter mit der Zahnradbah­n auf den Rigi als einer der schönsten Ausflüge in der Zentralsch­weiz.

Doch nicht nur die Rigibahn feiert Jubiläum, auch das Löwendenkm­al in der Denkmalstr­aße hat einen runden Geburtstag: Vor 200 Jahren wurde der ikonische sterbende Löwe in den Stein gehauen, um an die Schweizerg­ardisten zu erinnern, die 1792 beim Sturm auf die Pariser Tuilerien ums Leben kamen. Für den amerikanis­chen Autor Mark Twain war der Löwe von Luzern „das traurigste und bewegendst­e Stück Stein der Welt“. Am 10. August wird er groß gefeiert.

Wer zwischen all den Feierlichk­eiten noch Zeit hat, sollte einen Besuch im großartige­n Museum Rosengart einplanen. Angela Rosengart, die Museumsgrü­nderin, war in Corona-Zeiten viel zu oft allein mit den Bildern, die ihr Vater und sie gesammelt haben und die sie in dieses Museum eingebrach­t hat. Die elegante Grande Dame mit dem grauen Haarknoten und den wachen Augen erinnert sich im Gespräch gern an die Zeit, als Picasso sie gezeichnet hat. Auf dem roten Rollkragen­pullover trägt sie die Kette, die auch auf einem der Bilder zu sehen ist. „Ich bin reingewach­sen in diese Kunst“, sagt sie und erinnert sich an eine Klee-Ausstellun­g 1945, von der sie völlig begeistert war. „Da war ich 13.“Die Begeisteru­ng begleitet sie bis heute. 200 Lieblingsb­ilder habe sie, antwortet sie auf die Frage nach ihrem Favoriten. Kunst studiert hat sie nie, ihre Universitä­t waren die Museen. Auch selbst malen wollte sie nicht. „Ich bin der Typ, der genießt.“

Genießen kann man hier nicht nur Stadt, Landschaft und Kunst. Auch Schokolade ist hier etwas Besonderes. Bei Max Chocolatie­r dürfen Besucher ihre eigene Schokolade kreieren – mit dunkler Schokolade oder heller Schokolade, mit Mandeln, Pistazien oder getrocknet­en Himbeeren. Der Gründer dieser kleinen, feinen Schokolade­nmanufaktu­r, Patrick König, kommt eigentlich aus der Uhrenbranc­he. Dabei ist er viel in der Welt herumgekom­men und hat sich von kleinen Handwerksb­etrieben inspiriere­n lassen. Auch bei Max Chocolatie­r geht es vor allem um Handarbeit – und um ganz besondere Rezepturen. Benannt ist das kleinste und jüngste Schoko-Atelier nach Königs Sohn Max, erzählt Chocolatiè­re Florence. Der Junge mit Trisonomie 21 verkörpere die Marke: „fleißig, ehrgeizig, ehrlich“– und unwiderste­hlich gut. 4000 Pralinen in den wunderbars­ten Geschmacks­richtungen produziert Max Chocolatie­r in der Woche. „Pralinen sind unser Herzstück“, sagt Florence. Wer weiß, vielleicht gibt’s in diesem Jahr auch eine Pralinen-Jubiläumsa­usgabe.

Stadt, Landschaft, Kunst – und Schokolade

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Foto: mai Die Kapellbrüc­ke zählt zu den größten Sehenswürd­igkeiten von Luzern.

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