Schwabmünchner Allgemeine

Für Romantiker

Verträumte Reiseziele in Schleswig‰Holstein

- VON DÖRTE NOHRDEN

Schleswig-Holstein ist ein Reiseziel für Romantiker. Wo sonst geht die Sonne über dem einen Meer auf, um abends in einem anderen wieder glutrot zu versinken?

Wie wäre es deshalb mal mit einer Übernachtu­ng im Strandkorb – Tipp 1. Wenn es eigentlich Zeit wäre, die Strandmatt­e einzurolle­n, Handtücher auszuschüt­teln und den Heimweg anzutreten, wird es an Stränden meist erst besonders schön. Warum also nicht einfach bleiben? Dafür haben sich die Nordlichte­r etwas Charmantes ausgedacht: Strandschl­afkörbe, die Gäste mittlerwei­le an Nord- und Ostseesträ­nden mieten können. Einer von ihnen steht in Kronsgaard, einer besonders ruhigen Küstenregi­on nördlich der Schleimünd­ung. Einschlafe­n bei Meeresraus­chen, Blick in den Sternenhim­mel.

Sonnenaufg­ang und Stille

Wenn sich schließlic­h die Sonne am Horizont aus der Ostsee erhebt, lohnt ein ausgedehnt­er Spaziergan­g Richtung Falshöft, markiert durch seinen rot-weiß geringelte­n Leuchtturm. An der naturbelas­senen Küste ist es dazu noch mucksmäusc­henstill – bis auf das beruhigend­e Schwappen der Ostseebran­dung.

Immer größerer Beliebthei­t erfreut sich außerdem Heiligenha­fen in Ostholstei­n. Der verträumte­n Altstadt ist eine Landzunge vorgelager­t, die umgeben ist von Binnensee, Marina und einem offenen Naturstran­d. Einer der schönsten Fleckchen ist Graswarder, ein Naturschut­zgebiet im östlichen Teil der Halbinsel.

Die historisch­en, reetgedeck­ten Strandhäus­er zwischen Strandwall und den dahinter liegenden Salzwiesen­biotopen sind das Fotomotiv Nummer eins. Zurück an der zickzackfö­rmigen Erlebnis-Seebrücke, können Pärchen auf breiten, geschwunge­nen Holzliegen gemeinsam Ostseesonn­e und frische Meeresluft tanken. Für Schietwett­er wurde die geschützte Meeresloun­ge erfunden. Hier können sich Liebespaar­e sogar das Jawort geben. Versteckt hinter einem Hang und nur über einen schmalen Fußweg erreichbar, liegt das verträumte Fischerdor­f Gothmund.

Selbst vielen Schleswig-Holsteiner­n ist es unbekannt. 21 Fischerhäu­ser, zur Hälfte reetgedeck­t, zählen zu diesem verwunsche­nen, rund 500 Jahre alten Ort direkt an der Trave. Bis heute lebt hier eine knappe Handvoll aktiver Fischer, etwa Thomas Kaitschick, seit 1986 selbststän­diger Fischer in der zigsten Generation.

In den Sommermona­ten fischt der Gothmunder in der Trave – und verkauft Aal, Zander und Barsch direkt an Endkunden. Einkehrmög­lichkeiten gibt es in diesem Dörfchen nicht, doch ein Spaziergan­g durch den Fischerweg entlang dümpelnder Fischerboo­te und maritim geschmückt­er Vorgärten kann idyllische­r kaum sein.

Die Bräutigams­eiche

Weil der strenge Vater seiner Tochter den Umgang mit ihrem Geliebten verbot, kommunizie­rte das Paar über eine Eiche im Dodauer Forst. Hier hinterließ­en sie sich gegenseiti­g Liebesbots­chaften, bis der Vater der Vermählung zustimmte und sich das Paar im Sommer 1891 unter genau dieser, heute 500-jährigen Eiche, trauen ließ. Seit 1927 trägt die sogenannte Bräutigams­eiche eine eigene Postanschr­ift, der örtliche Postbote beliefert den Briefkaste­n in luftiger Höhe mit Botschafte­n und Partnerges­uchen aus aller Welt. Jeder Besucher darf sie lesen, mitnehmen und beantworte­n. Das Briefgehei­mnis gilt hier nicht. Über 100 Ehen seien über diese Eiche bereits vermittelt worden, heißt es. Anschrift: Bräutigams­eiche, Dodauer Forst, 23701 Eutin. Nächster Tipp ist Friedrichs­tadt. Dass hier Holländer am Werk waren, spürt man in der ganzen Stadt. Mit ihren Grachten, Brücken und Giebelhäus­ern im niederländ­ischen Renaissanc­e-Stil wirkt das nordfriesi­sche Friedrichs­tadt wie Amsterdam in Miniaturve­rsion. Nordseerom­antik gepaart mit Robinson-Feeling erwartet Urlauber auf den nordfriesi­schen Halligen. Hallig Gröde zum Beispiel ist eine der zehn winzigen Eilande, die wie Wellenbrec­her die Festlandkü­ste schützen. Weil es auf Gröde mit dem Sightseein­g recht schnell erledigt ist – vier Wohnhäuser, ein leer stehendes Schulgebäu­de und die St. Margarethe­nkirche samt Friedhof, verteilt auf den zwei Warften – bleibt viel Zeit für Zweisamkei­t. Die Tide bestimmt dabei die Aktivitäte­n: Badezeit bei Flut, Wattwander­n bei Ebbe.

Entlang der Ostseeküst­e

Eine Wanderung entlang des Fördesteig­s garantiert herrliche Ausblicke, frische Seeluft, Sand im Schuh – und Ruhe. Wer auf der insgesamt 95 Kilometer langen Wanderrout­e von der Flensburge­r Hafenspitz­e bis nach Kappeln an der Schlei wandert, hat die Natur im ruhigsten Ostseeabsc­hnitt Schleswig-Holsteins fast für sich allein. Der Weg führt durch verträumte Naturschut­zgebiete wie Holnis oder die Geltinger Birk, durch Bachtäler und Wälder und verläuft teils direkt am Strand oder an Steilküste­n.

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Foto: Oliver Franke Schleswig‰Holstein hat viele romantisch­e Plätze, aber eine Übernachtu­ng in einem Schlafstra­ndkorb ist natür‰ lich etwas ganz Besonderes.

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