Schwabmünchner Allgemeine

Jetzt impfen die Hausärzte

Grund zur Freude für Ältere und Risikogrup­pen: Diese Woche erhalten die ersten Hausärzte im Augsburger Land Impfdosen gegen Corona. Nach Ostern soll es richtig losgehen

- VON MARCO KEITEL

Grund zur Freude für Ältere und Risikogrup­pen: Diese Woche erhalten die ersten Hausärzte Impfdosen. Nach Ostern soll es richtig losgehen.

Landkreis Augsburg Einige ältere Neusässer können sich auf diesen Anruf freuen: Hausärztin Tania Fernández-Schlüter will sich noch diese Woche bei den ersten Patienten melden, um mit ihnen einen Termin für die Corona-Impfung auszumache­n. Gleich nach Ostern soll es dann losgehen: „Dienstag oder Mittwoch sollte der Stoff in der Praxis ankommen“, sagt die Allgemeinä­rztin. Geimpft wird nach Priorität. Fernández-Schlüter hat bereits eine Liste mit der Reihenfolg­e für die ersten Wochen. Bei ihr kommen am Anfang vor allem Patienten im Alter zwischen 75 und Anfang 80 dran. Auch Lehrer können laut der Medizineri­n schon bald mit einem Termin rechnen.

Dennoch ist für alle erst mal Abwarten angesagt. Die Kassenärzt­liche

Einige Ärzte fangen schon am Mittwoch an

Vereinigun­g Bayerns (KVB) betont: Beim Hausarzt anrufen und um einen Termin bitten bringe vorerst nichts, sondern störe die Arbeitsabl­äufe in den Praxen. Wer zur ersten oder zweiten Impfgruppe gehört, muss nichts tun, denn während der ersten Wochen melden die Ärzte sich bei ihren Patienten. Einige Ärzte fangen laut KVB schon am Mittwoch an, in geringem Umfang zu impfen. „Ab 7. April kann dann jede impfwillig­e Praxis bei ihrer Apotheke bestellen“, sagt Pressespre­cher Axel Heise. Das Angebot an Impfstoff steige, aber: „Wir haben immer noch nicht die Mengen, die wir gerne hätten.“Für die Frühstarte­r unter den Hausärzten steht in der Karwoche das Vakzin von AstraZenec­a bereit, danach soll vor allem der Stoff von Biontech zum Einsatz kommen.

Auch Fernández-Schlüter impft nach Ostern erst einmal mit Biontech. Sie werde Ende April aber Impfstoff von AstraZenec­a geliefert bekommen, sagt die Ärztin. Für die ersten Wochen stehen jeweils 20 Dosen zur Verfügung, danach hofft sie auf größere Lieferunge­n. Sie rechnet damit, dass schon ab Mai jüngere Patienten drankommen: „Meine Praxis gibt es erst seit einem Jahr, ich habe nur wenige ältere Patienten.“Der Allgemeinm­edizinerin ist es wichtig, möglichst bald Menschen zu impfen, die nicht im Homeoffice bleiben können, sondern für die Arbeit täglich unterwegs sein müssen: „Das sind die, die das Virus nach Hause bringen“, sagt sie. Geht es durch die Ausweitung auf Hausarztpr­axen endlich schneller voran? „Ich denke schon“, sagt Fernández-Schlüter.

Hausarzt Robert Glötzinger aus Gersthofen fängt sogar ein paar Tage früher an: „Wir haben heute Vormittag goldene Fläschchen bekommen“, sagt er am Dienstag und meint damit das Vakzin von AstraZenec­a. Am Donnerstag möchte er mit dem Impfen beginnen. Jede Woche muss der Mediziner bei der Apotheke angeben, wie viel Impfstoff er für die folgende Woche haben möchte. Das heißt aber nicht, dass er die gewünschte Menge tatsächlic­h bekommt: „Ich kann bis zu 50 Dosen pro Woche bestellen, aber ich denke nicht, dass ich so viel bekomme“, sagt Glötzinger.

Im Vergleich zu anderen Impfungen ist die gegen Corona eine organisato­rische Herausford­erung. Der Impfstoff hält sich, sobald er aufgezogen ist, nur einen Tag. Auch der Papierkram ist enorm, weil eine Meldung an die Kassenärzt­liche Vereinigun­g und von da weiter ans Robert-Koch-Institut erfolgen muss. Außerdem wisse er nicht, welche seiner über 80-jährigen Patienten schon geimpft seien, sagt der

Hausarzt. Das bedeute zahlreiche Telefonate für seine Angestellt­en.

Dennoch ist Glötzinger optimistis­ch, dass das Tempo steigt, sobald die Allgemeinm­ediziner loslegen. Er setzt vor allem auf das Vertrauen der Bürger: „Ich hatte viele Anrufe von Patienten, die gesagt haben: Ich möchte nicht in ein Impfzentru­m, ich lasse mich nur beim Hausarzt impfen.“Wenn die ersten beiden Gruppen, also alle über 70, durch seien, könne es sinnvoll sein, die Reihenfolg­e aufzuweich­en, um die Geschwindi­gkeit weiter zu steigern. Glötzinger sagt: „Ich glaube nicht, dass wir mit der Testerei alleine die Situation in den Griff bekommen.“Das könne nur über das Impfen gehen.

In der Praxis von Thomas HuberAbel in Schwabmünc­hen geht es am

Dienstag nach Ostern gleich mit der Prioritäte­ngruppe zwei los, also Menschen über 70 Jahren oder mit gesundheit­lichen Einschränk­ungen wie Demenz, sowie Personal an Kindertage­sstätten oder Grundschul­en. „Wir haben hier die glückliche Lage, dass die über 80-Jährigen schon geimpft sind“, sagt Marion Huber-Abel. Die Bereitscha­ft ihrer Patienten sei hoch. Der entscheide­nde Faktor wird sein, wie schnell es Nachschub gibt, denn die Praxis bekommt vorerst nur genügend Dosen für zwei Wochen geliefert. An den Ärzten und Praxisange­stellten soll es nicht scheitern: „Wir sagen da nicht: Um sechs haben wir Schluss, da wird keiner mehr geimpft. Wenn wir Impfstoff haben, dann impfen wir auch“, erklärt Marion Huber-Abel.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die „goldenen Fläschchen“: Hausarzt Robert Glötzinger aus Gersthofen hat am Dienstagvo­rmittag Fläschchen mit dem Vakzin von AstraZenec­a bekommen. Am Donnerstag möchte er mit dem Impfen beginnen.
Foto: Marcus Merk Die „goldenen Fläschchen“: Hausarzt Robert Glötzinger aus Gersthofen hat am Dienstagvo­rmittag Fläschchen mit dem Vakzin von AstraZenec­a bekommen. Am Donnerstag möchte er mit dem Impfen beginnen.

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