Schwabmünchner Allgemeine

Der Mann für Sputnik

Alexey Repik ist ein russischer Pharma-Milliardär mit einem Standort in Illertisse­n. Das könnte ihm nun in die Karten spielen. Pokern jedenfalls kann er

- Stefan Küpper

Als Alexey Repik erstmals, es war Februar 2014, Illertisse­n besuchte, war kurz zuvor das russische Eishockeyt­eam bei den Olympische­n Spielen im Viertelfin­ale gegen Finnland aus dem Turnier geflogen. Repik war deshalb froh gewesen, etwas anderes zu sehen. Das Wetter in BayerischS­chwaben sei besser als in Moskau, was der russischen Seele guttue, wie er sagte, denn die leide immer noch unter der Niederlage im olympische­n Viertelfin­ale von Sotschi.

Repik wird diese inzwischen verschmerz­t haben. Und falls nicht, könnte der 41-Jährige das bestimmt gut verbergen. Denn der PharmaMill­iardär, dessen Unternehme­n R-Pharm in Illertisse­n einen Standort hat, ist auch ein ziemlich talentiert­er Pokerspiel­er. Das hilft bekanntlic­h, wenn man ein viel beschäftig­ter Geschäftsm­ann ist, was für Repik wohl gelten darf. Sein Vermögen wird auf rund zwei Milliarden Dollar geschätzt.

Vielleicht wird es künftig noch etwas größer sein. Denn Repik war damals in seinem Privatjet nach Bayern eingefloge­n, weil er gerade das Illertisse­r Pfizer-Werk gekauft hatte, um daraus eine R-Pharm-Fabrik zu machen. So geschah es, und das Werk macht in diesen Tagen wieder viele Schlagzeil­en, weil dort in Zukunft der russische Corona-Impfstoff Sputnik V produziert werden soll. Das könnte, so es denn so käme, hilfreich für Illertisse­n sein, hilfreich gegen den hiesigen Impfstoffm­angel und hilfreich für das Bankguthab­en von Repik.

Der gilt als Selfmade-Milliardär. Er hat Wirtschaft studiert und ist seit 1995 in der Pharmaindu­strie tätig. Nach der Schule begann er zunächst in einem Krankenhau­s zu arbeiten, von wo er von einer Firma für Medikament­envertrieb abgeworben wurde. 2001 gründete er R-Pharm. Für das Startkapit­al, so schreibt es der Spiegel in einem Porträt, habe Repik sein Auto verkauft. Und seine Mutter, eine Bauunterne­hmerin, habe noch 15 000 Dollar obendrauf gelegt.

Das Geld war gut angelegt. Inzwischen hat der Mann, dem gute Kontakte in den Kreml und zu Präsident Wladimir Putin zugeschrie­ben werden, längst eigene Fahrer. Für die Nähe zur russischen Staatsspit­ze spricht auch, dass Repik den Unternehme­rverband Delowaja Rossija leitet, der ebenfalls gut mit dem Kreml vernetzt sein soll.

Zugleich pendelt Repik zwischen den Welten. Die Familie lebt in Kalifornie­n. Der hochgewach­sene Moskauer sagte in einem Interview mit der Zeitung Wedomosti einmal, er sei froh, dass er R-Pharm nicht im wilden Nachwende-Jahrzehnt habe aufbauen müssen. Denn: „Damals wäre das wohl nicht ohne mächtige Gönner gegangen, und auch nicht ohne Kugeln.“2021 geht die größere Gefahr von einer Pandemie aus. Das beste Mittel dagegen ist: Impfen. Vielleicht kommt ein Impfstoff, sollte Sputnik V hier zugelassen werden, bald aus Illertisse­n. Das wäre nicht nur gut für die russische Seele.

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Foto: Picture Alliance

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