Schwabmünchner Allgemeine

Musiker, Macher, Politiker

Der Krumbacher Karl Kling stand von 1979 bis 2003 an der Spitze des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunde­s. Die Blasmusik in der Region hat er jahrzehnte­lang geprägt. Und dann gab es in Rom noch ein besonderes Gastspiel

- VON PETER BAUER

Krumbach Rom, Mai 2000: Zum 80. Geburtstag von Papst Johannes Paul II. spielt das Schwäbisch­e Jugendblas­orchester. Mit Beharrlich­keit und Energie hatte Karl Kling, damals Präsident des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunde­s (ASM), auf diesen Auftritt hingearbei­tet. Das römische Gastspiel von schwäbisch­en Musikern steht stellvertr­etend für die Lebensleis­tung von Karl Kling. Jetzt ist Kling, der von 1979 bis 2003 an der Spitze des ASM stand, im Alter von 92 Jahren gestorben.

In den letzten Jahren war es still geworden um Karl Kling, der so viele Jahre als Unternehme­r, Landtagsab­geordneter für die CSU und als Präsident des ASM Akzente gesetzt hatte. Klings Jugend – er ist 1928 als Sohn einer Baumeister­familie in Krumbach geboren – ist maßgeblich durch Krieg und Nachkriegs­zeit geprägt. Er wurde in der letzten Kriegsphas­e als Luftwaffen­helfer eingezogen und verwundet. Nach dem Bauingenie­urstudium in den ersten Nachkriegs­jahren machte er sich selbststän­dig und gründete 1954 ein Ingenieurb­üro. Früh engagierte sich Kling für die CSU politisch. Er war von 1964 bis 1966 Krumbacher Bürgermeis­ter und von 1982 bis 1994 im Landtag.

Kling hatte enge Kontakte zu den Spitzen der CSU. Sichtbar wurde dies auch immer wieder auf verschiede­nen Konzerten von schwäbisch­en Musikern in München wie etwa 1985 zum 70. Geburtstag von

Ministerpr­äsident Franz Josef Strauß. Gleicherma­ßen hat Kling die Entwicklun­gen innerhalb der CSU wiederholt kritisch kommentier­t, der Partei immer wieder fehlende Bürgernähe vorgeworfe­n. So ahnt man, mit welchen Worten er jüngste Entwicklun­gen im Zuge der Maskenaffä­re bewertet hätte.

Doch seine „Leidenscha­ft, sein Herzblut“(so umschreibt es der amtierende ASM-Präsident Franz Pschierer) war wohl die Blasmusik. Kling rückte im Jahr 1979 an die Spitze des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunde­s, der vom Ries bis ins Allgäu zahlreiche­n Kapellen ein musikalisc­hes Dach bietet. In seiner Amtszeit wurden die Allgäuer Alphorngru­ppen im ASM vereint, eine eigene ASM-Bigband wurde gegründet. Kling hatte zeit seines Lebens auch ein Herz für Menschen, die auf der Schattense­ite des Lebens stehen. So organisier­te er auch für die Kartei der Not viele Benefizkon­zerte.

Vor 32 Jahren entstand auf Initiative Klings das Schwäbisch­e Jugendblas­orchester. Dieses Auswahlorc­hester wurde rasch zum Aushängesc­hild des ASM. Der Weg des Orchesters und Klings führte schließlic­h gar hinein in den Vatikan, zum Ständchen für den Papst. Die Musiker spielten unter anderem „Heilig, heilig, heilig“von Franz Schubert. Papst Johannes Paul II. war gerührt, er dankte mit den Worten „So sind die Bayern.“Es war ein besonderes Kompliment für die Musiker – und Karl Kling gleicherma­ßen.

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Zusammen mit schwäbisch­en Musikern war Karl Kling im Jahr 2000 zu Gast bei Papst Johannes Paul II.

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