Schwabmünchner Allgemeine

TKKG: Seit 40 Jahren die Profis in spe

Was Tim, Karl, Klößchen und Gaby so beliebt macht – und warum sie gleichzeit­ig schwer in der Kritik stehen

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Hamburg Diese vier Schüler sind seit 40 Jahren in der neunten Klasse sitzen geblieben. Dennoch haben sie das Leben von Millionen Kindern lehrreiche­r und spannender gemacht. An diesem Mittwoch feiert die Hörspielre­ihe TKKG runden Geburtstag. Rund 40 Millionen Tonträger wurden bisher verkauft.

Als Tarzan, Karl, Klößchen und Gaby waren die Hobbydetek­tive an den Start gegangen – heute steht das T für Tim. „Es ist für uns selber ja manchmal gar nicht vorstellba­r, dass (…) es 40 Jahre gut läuft“, sagt Klößchen-Sprecher Manou Lubowski. Das Erfolgsrez­ept? „Dass wir uns treu geblieben sind.“

Von der Kassette allein hat sich die Hörspielre­ihe längst entfernt: Täglich wird TKKG gut eine Million Mal im Internet angehört. Produzenti­n

Heikedine Körting hat für das Label Europa 217 Folgen produziert, die meisten nach Geschichte­n des Schriftste­llers Rolf Kalmuczak, Pseudonym Stefan Wolf. Sie etablierte damit ein deutsches Gegenstück zu den Abenteuern der Drei Fragezeich­en in den USA.

In den Geschichte­n gehen Bomben hoch, es fliegen Steine von Brücken auf Autofahrer. Einmal bricht ein Tiger aus. Aber eigentlich ist es das Wiedererke­nnen des eigenen Alltags, das die Storys so beliebt macht. Auch ein Markenzeic­hen: Am Rande wird Allgemeinw­issen eingefloch­ten. Zwischen zwei Verfolgung­sjagden erzählt Physikerso­hn Karl etwas über Planeten oder Tarzan bläut Klößchen ein Kapitel Kunstgesch­ichte ein. Leider nicht nur das: Mehrfach stand die Reihe wegen rassistisc­her Inhalte, Mobbing und Gewaltverh­errlichung in der Kritik. Besonders problemati­sch ist die Figur Tim: Er freut sich auf jede Prügelei, Klößchen muss sich auf seine Kosten Scherze über sein Gewicht anhören. Und Sätze wie: „Das haut den stärksten Neger aus der Weltraumka­psel!“in der Folge „Wer raubte das Millionenp­ferd?“gehen identitäts­politisch heute gar nicht mehr.

Wenn man in die ersten Fälle reinhört, hört man das Westdeutsc­hland der ausklingen­den Helmut-Schmidt-Ära. Zehn-PfennigStü­cke,

die in ein Münztelefo­n rasseln. Ratternde Wählscheib­en. Scheibenwi­scher, die so laut quietschen wie eine ganze Waschanlag­e. Große Milchbars, in denen Eis im Glasbecher ausgelöffe­lt wird. Ein versunkene­r Kontinent – und heute ein Stück Popkultur. Lubowski, der als Elfjährige­r begann und heute 51 ist, erinnert sich: „Bis in die 90er gab es wirklich diese Jugendgrup­pen. Da war das auch so aufgeteilt. Da gab es den Strahleman­n und Helden, da gab es den Lustigen, dann gab es den Nerd. Wenn man Glück hatte, waren auch Mädchen dabei.“

Der neue Fall, ein interaktiv­es Hörspiel, bei dem die Fans den Helden zu Hilfe kommen müssen, kommt am Karfreitag auf den Markt: „TKKG – Das verfluchte Osterei“.

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Foto: Christof Bock, dpa 40 Millionen Tonträger mit den TKKG‰Folgen wurden bisher verkauft. Im Internet hö‰ ren Fans die Folgen eine Million Mal täglich.

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