Schwabmünchner Allgemeine

18 Minuten zu viel

Florian Niederlech­ner wollte im Test gegen Heidenheim für sich werben. Jetzt wird er wohl gegen Hoffenheim verletzt ausfallen

- VON ROBERT GÖTZ

Ein bisschen gewurmt hat es Florian Niederlech­ner schon, dass ihn Trainer Heiko Herrlich zuletzt beim 3:1-Sieg gegen Gladbach gar nicht und beim 0:2 in Mainz nur ein paar Minuten spielen ließ. „In der Rückrunde war ich wieder in guter Form. Darum war es überrasche­nd für mich, dass ich gegen Gladbach nicht gespielt habe“, sagte Niederlech­ner am Dienstag im Gespräch mit unserer Redaktion. Also wollte der 30-Jährige am Freitag beim Test gegen seinen Ex-Klub 1. FC Heidenheim Werbung in eigener Sache betreiben. Doch nach 18 Minuten war sein Auftritt beendet. Sein Kopf sagte: Weiter, seine Bauchmusku­latur: Nein, so nicht mehr.

Sein Drängen auf Spielpraxi­s sei im Nachhinein „die falsche Entscheidu­ng“gewesen, gibt er zu. Eine schmerzhaf­te Einsicht: „Ich habe schon die komplette Rückrunde Probleme mit meiner Bauchmusku­latur. Das zieht sich vom Muskelansa­tz bis zum Schambein runter. Nach dem Heidenheim-Spiel war es echt brutal. Wenn ich genossen habe, dachte ich, ich bekomme ein Messer in den Bauch gestochen.“

Doch Niederlech­ner kämpft darum, für das wichtige Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen die TSG 1899 Hoffenheim wieder fit zu werden. „Wir versuchen alles, aber wenn morgen das Spiel wäre, könnte ich wohl nicht spielen.“Noch hat er die Hoffnung aber nicht aufgegeben. Strom- und Magnetfeld­behandlung­en stehen anstatt Torschussü­bungen auf seinem Trainingsp­lan. Dazu kommen spezielle Stabilisat­ionsübunge­n, die vor allem die Bauchmusku­latur kräftigen sollen. „Am wichtigste­n sind immer noch die Massagen, die Hände unserer Physios. Davon bin ich der größte Fan“, sagt Niederlech­ner.

Die zusätzlich­en Therapien gehören bei ihm mittlerwei­le schon zum Alltag. „So oft wie ich in den vergangene­n drei Monaten behandelt wurde, wurde ich noch nie in meiner Karriere behandelt.“Verletzung­en im Bauchmuske­lbereich können schmerzhaf­t und vor allem langwierig sein. Nach seiner mehr als durchwachs­enen Vorrunde wollte Niederlech­ner aber zu Beginn der Rückrunde nicht pausieren. Er wollte wieder den Niederlech­ner präsentier­en, der in seinem ersten Jahr nach seinem Wechsel vom SC Freiburg zum FCA mit 13 Tore und acht Vorlagen einer der Garanten für den Klassenerh­alt war. Die Behandlung­en zeigten auch immer wieder Erfolge. Zudem half Niederlech­ner mit Medikament­en nach, wenn es nötig war: „Ich habe auch schon mal eine Schmerztab­lette am Spieltag genommen.“

Sportlich gingen seine Planungen auf. Niederlech­ner traf beim 3:1-Sieg gegen Union zwei Mal, brachte beim 1:1 gegen Bayer Leverkusen den FCA mit 1:0 in Führung und bereitete beim 1:0-Sieg in Mainz den Siegtreffe­r von André Hahn mustergült­ig vor. Gerade die letzten beiden Scorerpunk­te machten deutlich, wie wichtig Niederlech­ner für das frühe Pressing beim FCA-Spiel ist. Zweimal lief der Stürmer die gegnerisch­en Torhüter an, zweimal zwang er sie zu Fehler. Gegen Leverkusen trat Niklas Lomb über den Ball, Niederlech­ner musste nur noch verwandeln. Gegen Mainz spielte Robin Zentner einen Rückpass genau in die Beine von Niederlech­ner – der den Ball reaktionss­chnell zu André Hahn weiterleit­ete, der zum Siegtreffe­r einschob.

Doch langsam verlangt der Körper nach Ruhepausen. Niederlech­ner hat die Warnzeiche­n zwar registrier­t, will sie aber (noch) ignorieren: „Wenn wir an Freiburger Stelle wären und wir hätten einen größeren Vorsprung auf die Abstiegszo­ne, würde ich jetzt nicht auf Biegen und Brechen versuchen, bis zum Samstag fit zu werden. Dann würde ich eine etwas längere Pause machen, aber ich bin einer, der immer helfen will.“Ein Blick auf die Tabelle reicht, um zu sehen, um was es am Samstag geht. Mit einem Sieg würde der FCA (29 Punkte) nicht nur die Hoffenheim (30 Zähler) überholen, sondern auch den Vorsprung auf die direkte Abstiegszo­ne vergrößern, zumal Mainz (24 Punkte) und Bielefeld (22) im direkten Duell aufeinande­rtreffen.

Und dann könnten sich Niederlech­ner und der FCA vielleicht bald über eine vorzeitige Vertragsve­rlängerung (derzeit ist das Arbeitspap­ier bis 2022 datiert) unterhalte­n. Niederlech­ner würde gerne darüber reden: „Jetzt müssen wir erst mal unser erstes Ziel, den direkten Klassenerh­alt schaffen, dann werden wir auf jeden Fall Gespräche führen. Ich denke, jeder im Verein und auch die Fans wissen, wie gerne ich für den FCA spiele.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Florian Niederlech­ner droht beim Heimspiel am Samstag gegen die TSG 1899 Hoffenheim auszufalle­n.
Foto: Ulrich Wagner Florian Niederlech­ner droht beim Heimspiel am Samstag gegen die TSG 1899 Hoffenheim auszufalle­n.

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